Das Graveyard Buch - ein All-Ager, aber trotzdem nicht so ganz meins


"Schließlich bist du Ehrenbürger des Friedhofs", sagte Silas. "Also sorgt der Friedhof für dich. Da du hier lebst, kannst du in der Dunkelheit sehen. Du kannst dich auf eine Weise fortbewegen, die den übrigen Lebenden nicht gegeben ist. Sie übersehen dich, ihre Augen gleiten von dir ab."  

Der junge Bod, kurz für Nobody, ist gerde mal ein kleines Baby, als ein Mann namens Jack versucht, ihn und seine Familie umzubringen. Doch Bod kann auf den nahegelegenen Friedhof fliehen, wo ihn das Geisterehepaar Owens aufnimmt und beschützt. So wurde Bod zum Ehrenbürger des Friedhofs und wächst zwischen Grabsteinen auf, steht erst nach Sonnenuntergang auf und erhält Schulunterricht von Wesen, die schon lange tot sind. Sie bringen ihm bei, warum man sich vor Ghulen unbedingt in Acht nehmen muss, wie man sich unsichtbar machen kann oder Leute in ihren Träumen heimsucht. Doch Bod weiß, dass er irgendwann auch das Leben außerhalb des Friedhofes kennenlernen muss, doch besonders sein Vormund Silas hält überhaupt nichts davon, dass Bod gehen könnte. Denn der Mörder seiner Familie treibt sich immer noch da draußen herum und sucht nach ihm...



Aufgrund der unheimlich vielen begeisterten Rezensionen habe ich schon lange mit diesem Buch geliebäugelt und nun auch endlich gelesen. Und ich muss sagen, nach so vielen Höchstbewertungen traue ich mich fast gar nicht, keine begeisterte Rezi zu schreiben. Aber ich will bei der Wahrheit bleiben, und die ist nun mal, dass ich das Buch zwar recht gerne gelesen habe, fesseln und begeistern konnte es mich aber nicht.

Es ist mein erstes Buch von Gaiman, daher hatte ich keinerlei Erwartungen an Stil oder Komplexität der Handlung. Ich kannte bisher nur die Verfilmung seines Buches "Sternenwanderer", und der hätte mir schon eine Warnung sein können, denn da hatte ich genau den gleichen Eindruck wie bei diesem Buch. Die Charaktere sind zwar sympathisch und und die Geschichte ganz nett, aber ein zweites Mal muss ich den Film nicht sehen. Doch zurück zum Buch.

Die Fantasiewelt, die Gaiman hier geschaffen hat, fand ich wirklich niedlich und die Friedhofswesen und die Abenteuer, die Bod dort erlebt waren in gewisser Weise zauberhaft. Trotz seines Unterrichts, der ihn eigentlich warnen sollte, gerät Bod in die Fänge von Ghulen, die den armen Jungen als ihre nächste Mahlzeit ansehen und ihn in ihre unterirdische Stadt verschleppen, ein andermal wird er von der Polizei aufgegabelt und fast ins Gefängnis gesteckt. 
Zwischen diesen aufregenden Ereignissen ging es aber stellenweise sehr ruhig und unspektakulär zu und oftmals wurde vieles nur oberflächlich angekratzt, wo ich mir mehr Details und Tiefgang gewünscht hätte. Was steckt beispielsweise hinter der Organisation, der Jack angehört, und die unliebsame Personen aus dem Weg schaffen lässt? Und warum erfährt man so wenig über Silas, den wohl mysteriösesten, aber auch interessantesten Charakter des ganzen Buches?

Trotz Geistern, Ghulen und Werwölfen kam bei mir keine Gruselstimmung auf, was daran liegen mag, dass es nun mal ein Kinder- und Jugendbuch ist. Das hat mich auch gar nicht so sehr gestört, aber ganz ehrlich, da dieses Buch als All-Ager auch als Erwachsenenausgabe angeboten wird, habe ich doch etwas mehr erwartet. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder ganz begeistert von der Geschichte sein werden und auch ich fand einige Aspekte wirklich gut, aber im Gesamten plätscherte die Geschichte irgendwie vor sich hin.

Mein Fazit: Auch wenn das Buch meinen Geschmack nicht getroffen hat, will ich es nicht schlechtmachen, denn dieses Buch bietet eine skurrile Geschichte voller Fantasie, die ein jüngeres Publikum auf jeden Fall begeistern dürfte. Man kann es lesen, aber ich würde es nicht als literarische Bildungslücke betrachten, wenn man es nicht getan hat.

Das Graveyard Buch - Neil Gaiman
Gebundene Ausgabe: 312 Seiten
Verlag: Arena (2009)
ISBN-10: 9783401064635

Preis: 14,95 Euro

Willis Fazit:





4 Kommentare:

  1. Ich hatte eine Leseprobe gelesen, als das Buch herauskam, aber auch mir war es irgendwie zu unspektakulär. Somit habe ich die Finger von diesem Buch gelassen und nach deiner Rezension, bin ich froh, dass ich es nicht gelesen habe. :-)

    LG
    Kathi

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  2. Ich habs mal angefangen, aber nach 50 Seiten aufgegeben. Zum Glück nur ausgeliehen ^^
    Nach deiner Rezension werd ich es auch nicht nochmal versuchen. Skurril ist sowieso nicht so das meine - ab und zu mal, aber generell sag ich da lieber nein.

    Liebe Grüße und danke für die Rezension! :)

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  3. Du bist nicht allein. Ich fand Neil Gaiman früher totaaal toll und hatte vor The Graveyard Book schon einige seiner Bücher gelesen. TGB hat mich dann ziemlich enttäuscht, weil es halt so simpel und unspektakulär war. Ich würde dir sehr Neverwhere oder Kurzgeschichten aus Smoke and Mirrors empfehlen, die gehen in eine erwachsenere Richtung.

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  4. Schön dass ich nicht die Einzige bin. Ich fand es schade, denn der Klappentext und die Buchaufmachung fand ich vielversprechend. "Neverwhere" hab ich auch schon im Visier gehabt, da würde ich mich vielleicht noch ranwagen. Aber Gaimans Kinderbücher sind wohl nichts für mich.

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