Meeresflüstern - Bin ich dafür etwa zu alt?

"Mochte Gordys Kuss auch noch so gefährlich sein, es war mir egal. Ich hatte keine Angst vor ihm. Im Gegenteil: nur wenn er bei mir war, fühlte ich mich wirklich vollständig. Und alles andere interessierte mich nicht."

Um den plötzlichen Tod ihres Vaters zu verarbeiten und endlich ihre Angst vor dem Wasser zu besiegen, zieht Elodie für eine Weile auf die beschauliche Nordseeinsel Guernsey zu ihrer Großtante. Dort vergisst sie ihre Sorgen schon bald, denn die quirlige Ruby bringt sie auf andere Gedanken und führt sie in ihre Clique ein. Ganz besonders fasziniert Elodie da der gutaussehende Cyril, bei dem sie sich merkwürdig sicher und geborgen fühlt. Doch dann wird ein Mädchen ermordet aufgefunden und Elodie weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann. Cyril hat die Leiche gefunden, doch weiß er auch mehr über den Mord, als er zugeben will? Und was hat es mit dem mysteriösen Jungen aus dem Meer auf sich, den Elodie immer wieder zwischen den Wellen erblickt und zu dem sie sich sehnsüchtig hingezogen fühlt?

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"Meeresflüstern" erweckt schon beim ersten Anschauen ein Gefühl von Meer, Verträumtheit, Sommerliebe und Mythen und Legenden um Meerjungfrauen und Nixen. Und genau das bekommt man in dieser Geschichte auch geboten. Davon abgesehen bekommt man hier aber auch viel Schnulz und eine Protagonistin, bei der ich irgendwann nur noch verzweifelt den Kopf schütteln konnte.

 
Man merkt, dass "Meeresflüstern" nur der Auftakt zu einer Trilogie werden soll, denn die Story nimmt eher langsam Fahrt auf. Zu Beginn mutet das Buch noch wie ein Jugendthriller an. Ein Mädchen wird ermordet aufgefunden und der Verdacht fällt auf vier fremde Jungen, die bisher nur wenige auf den Inseln getroffen haben. Doch bei einem spannenden Mix aus Jugendthriller und Romantik sollte es nicht bleiben.   

Die Geschichte beginnt eigentlich nicht schlecht, konnte mich aber einfach nicht so recht mitreißen, weil ich mich beim Lesen nämlich oftmals wie eine unbeteiligte Beobachterin gefühlt habe. Die Charaktere mit ihren Gefühlen blieben blass und oberflächlich und ich habe nicht mit ihnen mitgefühlt. Besonders über die Jungen in diesem Buch weiß Elodie auch nichts zu berichten, außer dass sie alle unheimlich gut aussehen und mysteriös sind. Aber gut, über die mangelnde Charaktertiefe wollte ich einfach hinwegsehen, denn die Idee der Meernixen hat mich durchaus gereizt. Leider kam dann im zweiten Teil des Buches das, was mich zu dieser eher mauen Bewertung veranlasst hat: der viel zu übertriebene Schnulz und die unendliche, nervtötende Anschmachterei.

Spätestens ab der Hälfte des Buches scheint Elodie nur noch rein hormongesteuert zu sein. Eben noch glaubt sie, sich in Cyril zu verlieben. Ein paar Tage später trifft sie jedoch auf den mysteriösen Jungen aus dem Meer und schon ist Cyril Vergangenheit und absolut uninteressant - der Neue ist die Liebe ihres Lebens! Und ab diesem Zeitpunkt ist das Buch eigentlich nur noch ein überdimensionaler Kitschroman und verliert jegliche Besonderheit, die die Geschichte bis dahin vielleicht mit sich gebracht hat.

Elodie kennt Gordy überhaupt nicht, kann sich ein Leben ohne ihn aber nicht mehr vorstellen und würde für ihn sterben. Er ist ja auch sooo unglaublich attraktiv, dass sie nur noch wie ein schmelzendes Häuflein Hormone um ihn rumschmachten kann und in seiner Nähe völlig abdreht und sich die Klamotten vom Körper reißt. Dass er gefährlich ist und sie jederzeit töten könnte ist ihr dabei natürlich schnurz. In seiner Gegenwart mutiert sie zum willensschwachen, abhängigen Liebchen. Gut, sie ist ein Teenie, aber ihre überschwenglichen Gefühle und das ständige Anschmachten war irgendwann einfach nur noch nervig. Und das auf der Insel immer mehr Mädchen sterben, juckt sie eigentlich gar nicht; sie macht sich lediglich Sorgen, was das für Gordy bedeuten könnte. Nein, mit solch einem Hauptcharakter kann ich einfach nicht mitfühlen, tut mir leid.
Im Allgemeinen hatte ich irgendwann das Gefühl, dass ich für dieses Buch mit meinem 26 Jahren tatsächlich schon zu alt war. Die Jugendlichkeit der Charaktere erschien mir jedenfalls zeitweise zu aufgesetzt und unglaubwürdig und Elodies Gefühlsleben einfach zu wirr.

Vor einigen Jahren habe ich "Vollmondkuss" von Patricia Schröder gelesen und das hat einen ähnlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Wem dieses Buch jedoch gefallen hat, der wird mit "Meeresflüstern" sicherlich sehr glücklich werden und in die zauberhafte Geschichte eintauchen können. All jenen Leserinnen möchte ich das Buch auch gerne empfehlen. Für mich hat das ständige Geschmachte leider alle anderen positiven Aspekte des Buches überdeckt. So fand ich die Geschichte letztlich ganz nett, aber wirklich faszinieren konnte sie mich leider nicht. Trotz meiner recht heftigen Kritik mag das Buch an sich natürlich nicht schlecht sein und es wird sicherlich seine Fans finden. Ich habe nun aber genug von Frau Schröders Geschichten und werde mir den Nachfolger verkneifen.

Meeresflüstern - Patricia Schröder
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Coppenrath, Münster; Auflage: 1., Aufl. (Januar 2012)
ISBN-10: 3649603195
Preis: 16,95 Euro
Willis Fazit:




Ich bedanke mich trotzdem ganz herzlich beim Coppenrath Verlag und Blogg dein Buch für das Rezensionsexemplar!
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7 Kommentare:

  1. Hallo Friedelchen :)
    das könnte tatsächlich ein Problem des Alters sein, mir würde so ein Angeschmachte auch furchtbar auf die Nerven gehen... ich weiß aber auch, wie toll ich so etwas vor 10 Jahren noch fand. Da war die Welt noch rosarot ;-)

    neben all den positiven Stimmen ist deine Rezension wirklich Gold wert. Für mich scheint das Buch, nach dem lesen deiner Rezension, auch eher nicht das richtige zu sein.

    Danke dafür und
    LG

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  2. Also nach immer mehr Meinungen, in denen von dem vielen Kitsch und der unglaublich naiven Protagonistin die Rede ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich während des Lesens absolut genervt wäre - und ich bin erst 15, es kann also nicht am Alter liegen :D
    Danke für die "Warnung"!

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  3. Schöne Rezension hast du da geschrieben. Ich find es gut, wenn man auch ehrlich seine Meinung sagt. Bei mir steht es noch immer auf der Wunschliste, da ich Schmachtfetzen eigentlich ganz gut finde. Aber es rutsch dann etwas nach unten und ich werde mir erst andere Bücherwünsche erfüllen bevor dieses Buch dran ist.
    LG
    Yvonne

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  4. Ich lese Meeresflüstern grade, anfangs gefiel es mir noch ganz gut, aber mittlerweile geht mir Elodie ziemlich auf die Nerven. Wenns kein Reziexemplar wäre würde ich es jetzt erstmal weglegen, weil ich keine Lust mehr hab es weiterzulesen.

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  5. Bin zufällig in diesem Blog gelandet, weil ich von diesem Buch jetzt schon so viele unterschiedliche Rezis gelesen habe und gezielt danach gesucht habe. Deine Rezi ist sehr aufschlussreich. Werde mich wohl doch dagegen entscheiden...
    Ich finde übrigens das Cover von dem Buch, das du gerade liest, total schön!

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  6. Ach ja, der Gordy... Da hat uns das Buch ja beiden recht ähnlich (=eher nicht so) gefallen ;)

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  7. Dein Rezi ist sehr ausführlich was ich immer klasse finde!
    Ich glaube das Buch ist auch nichts für mich!

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