Mein fahler Freund - Romeo und Julia à la Zombie


„Ich bin tot, aber es ist nicht so schlimm. Ich habe gelernt, damit zu leben.“ (S. 1)

R ist tot, ein Zombie. Wie das passiert ist, kann er nicht so genau sagen, genauso wenig, wie er sich an seinen kompletten Namen erinnern kann. Fakt ist, fast die gesamte Menschheit­­­­­­ ist ausgelöscht, die wenigen überlebenden Menschen verschanzen sich hinter dicken Mauern vor den Zombies. Als R bei einem seiner Jagdzüge auf Menschenfleisch Julie begegnet, ist es jedoch vorbei mit dem sinnlosen Dahinvegetieren. Er verliebt sich auf den ersten Blick und nimmt Julie mit zu sich nach Hause. Doch nicht nur Julies Militär-Vater hat etwas gegen die Beziehung. Auch die unheimlichen Knochen-Zombies sehen seine Gefühle für das Mädchen nicht gerne...




Filme wie "Resident Evil" oder "28 days later" haben uns seit jeher die blutige Horrorseite der Zombies gezeigt und uns das Fürchten vor den untoten Hirnfressern gelehrt. Isaac Marion zeigt uns jedoch eine ganz andere Seite und beweist mit "Mein fahler Freund", dass Zombies durchaus gefühlvoll, poetisch, ja sogar sexy sein können.

Wie es genau zu der Zombie-Apokalypse kam, kann niemand sagen. Und es interessiert auch niemanden so wirklich, denn die Zombies denken nicht und die wenigen noch verbliebenen Menschen müssen um ihr Überleben kämpfen, da bleibt keine Zeit für Ursachenforschung. Stattdessen verschanzen sie sich in einem alten Stadion, bauen meterhohe Mauern oder durchstreifen die zerfallenen Städte nach Nahrung und Medikamenten.
Viel Spaß und Abwechslung bietet das Leben nach der Apokalypse nicht mehr. Doch das ist Julie nicht genug, sie hält das Leben innerhalb der Mauern nicht für lebenswert. Sie will nicht nur überleben, sondern wirklich leben. Auch R ist unzufrieden mit seiner untoten Existenz, die nur bestimmt wird von Hunger auf Menschenfleisch und Gestöhne. Zusammen mit hunderten anderer Zombies lebt er am Flughafen und vegetiert vor sich hin. Als er bei einem Streifzug durch die Stadt auf Julie und ihre Freunde trifft und dabei das Gehirn ihres Freundes Perry frisst, trifft es ihn wie ein Schlag: er erlebt Perrys Erinnerungen und verliebt sich auf den ersten Blick in Julie...

So beginnt die wohl ungewöhnlichste Liebesgeschichte seit Langem. Isaac Marion präsentiert uns eine romantisch-makabere Zombieversion der Romeo und Julia-Geschichte, die einen liebevollen, aber auch etwas melancholischen Charme versprüht.
Die Geschichte wird aus R's Sicht erzählt. Obwohl sich in seinem Gehirn nicht mehr viel tut, präsentiert er uns sehr pointierte Einsichten in den Sinn des Lebens, wie man sie wohl nur gewinnen kann, wenn man selbst schon tot ist. Dabei erzählt er sehr trocken und sachlich, was besonders makaber wirkt, wenn er beschreibt, wie er und seine Zombiekameraden Menschen die Schädel knacken, um an ihr köstliches Gehirn zu kommen.

Durch die trockene Erzählweise fehlte es mir leider aber auch ab und zu an Spannung, weshalb ich das Buch doch recht langsam gelesen habe. Trotzdem hat es mir gut gefallen, denn Julie und R sind sehr sympathisch und zeigen, was das Leben wirklich lebenswert macht: die Liebe.

P.S: Die Buchverfilmung "Warm Bodies" kann ich nur empfehlen. Man hat sich hier, abgesehen von ein paar Details, wirklich nah an die Buchvorlage gehalten.

Isaac Marion - Mein fahler Freund
Gebundene Ausgabe: 298 Seiten
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1., Aufl. (21. Februar 2011)
ISBN-10: 3608939148
Preis: 19,95 Euro

Willis Fazit:


8 Kommentare:

  1. Ich lese das Buch bald xDD Aber meine Mom fand es wegen der Begriffe , sehr wiedelich...
    Mal sehen. Danke für die schöne Rezension . Das ist die erste, die ich zu diesem Buch gelesen habe xDD

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Naja, die Beschreibungen sind zeitweise schon gewöhnungsbedürftig :-)

      Löschen
  2. Heute habe ich mir das Buch zum Film "Warm Bodies" gekauft. Aber nur, weil mir das Rot hier ausnahmsweise besser gefällt als das original HC (das finde ich gar nicht schön). Werde es in der nächsten Tagen lesen und mir danach den Film anschauen, freu mich schon!!
    LG,
    Damaris

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. An sich mag ich Comic-Cover, aber stimmt schon, die anderen Ausgaben sind hübscher :-)

      Löschen
  3. Hallo,

    deine Rezi hat mir richtig, richtig gut gefallen. Sehr aufschlussreich, sehr sachlich, das finde ich klasse. Dem Buch bin ich immer nur am Rande begegnet und habe bisher eigentlich immer gedacht, es wäre eine merwürdige Parodie - das klingt bei dir aber gar nicht so. Vielleicht sollte ich es mir doch noch einmal näher angucken.

    Liebe Grüße
    Sandy

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Sandy,
      dankeschön :-) Es ist tatsächlich keine Parodie, sondern eine eigenständige Geschichte.

      Löschen
  4. Ich habe mir das Buch gerade gestern gekauft und werde es sicher bald lesen, da ich auch vorhabe den Film im Kino schauen zu gehen. Deine Rezension hat mir gut gefallen und ich bin froh, dass dir der Film und das Buch beide gefallen haben.

    glg Nadja

    AntwortenLöschen
  5. Coole Rezi!

    Ich habe das Buch bereits vor ungefähr einem Jahr gelesen. Ich fand es am Anfang sehr unterhaltsam und R einfach nur putzig. Im Verlauf der Geschichte war ich aber ein wenig genervt von diesem ganzen Zombie-Zeugs, das Ende jedoch fand ich wieder gelungen :-)

    Werde mir den Film aber auf jeden Fall ansehen.

    AntwortenLöschen

Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten von dir gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch das Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden.