Ich lebe, lebe, lebe - Über das Trauern und Loslassen


"Ich wollte auch sterben", sagt er. "Aber dann habe ich immer weitergelebt", sagt William T. "Das ist wirklich seltsam, Kleine, wie wir manchmal denken, wir können nicht, und dann können wir es doch. Wir leben einfach immer weiter." (S. 87/88)

In nur einem einzigen kurzen Moment auf einer vereisten Bergstraße verändert sich Rosies Leben für immer. Ein blauer Lastwagen rammt ihr Auto, ihre Schwester wird dabei schwer verletzt und fällt ins Koma. Seitdem ist für Rose nichts mehr, wie es einmal war. Tag für Tag wacht sie an Yvys Krankenbett und hofft, dass ihre Schwester wieder aufwacht. Halt bietet ihr einzig William T., ein Freund der Familie, der ihr hilft, weiterzumachen, nicht in sich selbst zu versinken. Doch das, was Rose wirklich helfen würde, über ihren Kummer hinwegzukommen, muss sie ganz allein bewältigen...



Wir alle haben Menschen in unserem Leben, aus denen wir unsere Kraft ziehen, die unser Leben bereichern und es erst richtig lebenswert machen. Für Rose ist dieser Mensch ihre große Schwester Yvy, die seit einem schweren Autounfall im Koma liegt.


Seitdem vegetiert Rose vor sich hin, schleppt sich mechanisch zur Schule und wartet auf den Moment, in dem sie endlich wieder an das Bett ihrer Schwester eilen kann. Außer Trauer und Schmerz hat sie schon lange nichts mehr gefühlt. Auch ihre Mutter ist ihr keine Hilfe, denn die hat Yvy nicht ein einziges Mal besucht, seit sie im Koma liegt. Nur William T., der für Rose und Yvy schon immer eine Art Ersatzvater war, ist stets an ihrer Seite und hilft ihr weiterzumachen, von einem Tag zum nächsten.

"Ich lebe, lebe, lebe" ist ein melancholisches Buch über den Schmerz des Verlustes, über das Trauern und das langsame Loslassen von geliebten Menschen. Auf jeder Seite spürt man die stumme Verzweiflung, die in Rose wütet und die sie versucht zu verdrängen, was ihr eher schlecht als recht gelingt. Besonders wenn sie ihre Mitschüler auf dem Schulflur über Yvy tuscheln hört.  


Man bekommt in diesem Buch deutlich vor Augen geführt, das jeder anders mit Trauer und Verlust umgeht. Manche schreien ihre Wut einfach laut in die Welt hinaus, manche graben die Trauer tief in sich ein und tun, als wäre nichts geschehen. Und manche, wie Rose, verlieren ihren Antrieb im Leben und geben einfach auf. Egal auf welche Weise man damit umgeht, der Weg zurück in das normale Leben ist schwer, wie diese Geschichte zeigt. 

Trotz der sehr traurigen Thematik wirkte die Geschichte manchmal etwas distanziert und emotionslos. Ich fand das allerdings recht passend, denn besonders am Anfang ist Rose wie betäubt und so erzählt sie eben auch. Erst zum Ende hin, als die Monate vergehen, taut Rose langsam auf und lässt ihre Emotionen zu. Alison McGhee transportiert hier auch viele Emotionen ohne große Worte oder lange Ausführungen, ohne eine komplexe Rahmenhandlung. Stattdessen erleben wir das Innenleben eines verzweifelten Mädchens, die lernen muss, auch ohne ihre Schwester zu leben.


Mein Fazit: "Ich lebe, lebe, lebe" ist ein schönes, ruhiges Buch mit ernster Thematik und liebevollen Charakteren, die einem trotz der Kürze der Geschichte ans Herz wachsen. 

Ich lebe, lebe, lebe - Alison McGhee
Taschenbuch: 160 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Oktober 2012)
ISBN-10: 342324934X
Preis: 12,90 Euro

Willis Fazit:
 




6 Kommentare:

  1. Das klingt schön, aber auch sehr traurig. Muss ich mir mal noch näher anschauen bis ich weiß, ob ichs wagen soll das zu lesen ;)

    Sehr schöne Rezension auf jeden Fall :)

    LG

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    1. Hi Kat,

      dadurch, dass es so distanziert geschrieben ist, ist es gar nicht so traurig wie ich befürchtet hatte. Auch wenn einen die Thematik natürlich traurig macht.

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  2. Interessant ... den wollte ich auch mal lesen,aber war mir so unschlüssig :S
    Ich glaube nach dieser Rezi gebe ich ihm eine Chance ;)

    Lg Quynh

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    1. Hi Quynh,

      ich hatte mal wieder Lust auf was Ernsthafteres, und da war das Buch genau das richtige. Ich hoffe, ich konnte dir mit der Rezi weiterhelfen :-)

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  3. Oh... das Buch habe ich schon vor einer Weile gelesen. Ich mochte neben der Geschichte den Schreibstil der Autorin sehr. Eine sehr schöne Rezi...
    LG Marie

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    1. Stimmt, der Schreibstil war auch sehr schön. Ich wollte mir eigentlich noch 1-2 Zitate rausschreiben.

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