Beziehungsstatus: Verliebt in facebook - Ich poste, also bin ich


"Cognito, ergo sum" sagte Descartes. Aber dass ich denke, sieht doch bei Facebook niemand. "Ich poste, also bin ich", müsste es heute heißen. (S.15)

Im Internetzeitalter ist es mit der Liebe gar nicht mehr so einfach. Das merkt Anna, als sie ungeduldig auf eine facebook-Nachricht von ihrem heimlichen Schwarm wartet und sich fragt, wie oft sie ihn anstupsen kann, bevor es aufdringlich wird. Und Karina merkt erst, dass sie wieder Single ist, als ihr Freund heimlich seinen Beziehungsstatus ändert.
Leonie wird währenddessen von ihren Eltern zur Therapie geschickt, da ihre Internetsucht krankhafte Züge annimmt. Aber wie soll man denn bitte widerstehen können, wenn, egal wo man sich gerade auf der Welt herumtreibt, facebook immer nur einen Klick entfernt ist?


                                                              Meine Meinung                                                             

Okay, ich gebe es zu. Ich liebe das Internet und bin fast rund um die Uhr online. Auch wenn ich im Urlaub schon mal eine Woche ohne Internetzugang auskomme, freue ich mich doch, wenn ich zu Hause wieder Mails checken, meinen Blog aktualisieren oder bei facebook stöbern kann. Und dass es nicht nur mir so geht, zeigt Juliane Ungaenz in ihrer satirischen Geschichte "Beziehungsstatus: Verliebt in facebook", in der der Drang, ständig im Internet sein zu müssen oder online zu kommunizieren, auf die Spitze getrieben dargestellt wird.

Die Autorin erzählt uns aus der Sicht verschiedener Protagonisten, wie abhängig wir mittlerweile eigentlich vom Internet geworden sind. Da gibt es beispielsweise Anna, die vergeblich darauf wartet, von ihrem heimlichen Schwarm bei facebook zurückgestupst zu werden und nervös wird sobald sie anhand des grünen Punktes sieht, dass er online ist. Oder Karina und ihre Freundinnen, die im Urlaub quasi nur damit beschäftigt sind, immer und immer wieder dasselbe Foto zu schießen, bis alle damit zufrieden sind und es für "veröffentlichungswürdig bei facebook" befinden.

Die Geschichte setzt sich zusammen aus Chatgesprächen, Romanpassagen und wild-philosophischen Gedankengängen der Ich-Erzählerin über das Lieben und Leben im Internetzeitalter. Juliane Ungaenz schreibt über Situationen, die wohl jeder von uns online schon erlebt hat. Beispielsweise wenn man sich wünscht, den letzten Satz doch bitte aus dem Chat löschen zu können, während man minutenlang auf den Bildschirm starrt und auf eine Antwort wartet. Na, kommt das dem einen oder anderen bekannt vor?

Ich jedenfalls hatte beim Lesen öfter das Gefühl, mich selbst oder meine Freunde wiederzuerkennen, auch wenn ich froh bin, dass es bei mir noch nicht so weit ist wie bei den Figuren in der Geschichte. Die Autorin bringt unterhaltsam auf den Punkt, was vielen von uns wohl schon durch den Kopf gegangen ist und beschreibt die Phänomene unserer Zeit sehr treffend. Oder wer hat noch nicht erlebt, dass auf einer Party plötzlich alle still dasitzen und nur noch mit ihrem Smartphone rumspielen um zu gucken, ob grad wieder jemand was Interessantes bei facebook gepostet hat, was man liken könnte? Und selbst wenn es nur die Meldung ist, dass man gerade auf eben jener Party ist.

"Beziehungsstatus: Verliebt in facebook" ist wirklich unterhaltsam und amüsant geschrieben, driftet allerdings manchmal auch in sehr wissenschaftlich gehaltenen Passagen ab, die doch mehr Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert haben, als ich von so einem Titel erwartet hätte. So liest es sich auch weniger wie ein Roman, vielmehr ist es eine Ansammlung von lustigen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zur sozialen Interaktion. 
Dass aber nicht alles amüsant ist, was uns online so passiert, das wird uns besonders zum Ende hin vor Augen geführt, denn hier schlägt die Geschichte auch ernstere Töne an und zeigt kritisch die Schattenseiten der sozialen Vernetztheit.

Fazit: Mit dieser bunt-chaotischen Geschichte kann man wirklich Spaß haben, wenn man sich von der Vorstellung freimacht, hier einen "normalen" Roman mit geradliniger Handlungsentwicklung vorzufinden und sich auch nicht an ab und zu etwas wissenschaftlichen Formulierungen stört. All jenen kann ich das Erstlingswerk der sympathischen Autorin nur empfehlen.

Beziehungsstatus: Verliebt in facebook - Juliane Ungaenz
Format: Kindle Edition
Dateigröße: 1800 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 184 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 2 (8. Dezember 2012)

Willis Fazit:





4 Kommentare:

  1. Das klingt ja cool und die umwandlung ich poste also bin ich ist doch von ich denke also bin ich abgeleitet xD Das ist genial xD ausserdem führt uns so ein buch auch vor Augen was alles während dem chatten passiert und mit was wir uns die zeit vertreiben :)

    Alles Liebe

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  2. Eine tolle Rezi! :D
    Schon allein bei deiner Zusammenfassung habe ich mich furchtbar doll wiedererkannt (grade die Stelle mit den "veröffentlichungswürdigen Bildern" xD ) und deshalb ist das Buch sofort auf meine Wunschliste gewandert. Ein bisschen Konfrontationstherapie scheint mir wirklich angebracht ;)

    Liebe Grüße
    MelMel

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    1. Hehe, ja ich glaube, ich habe mich auch das ein oder andere Mal wiedererkannt :-)

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