Aufbruch: Partials 1 - Idee top, aber zieht sich lange Zeit wie Kaugummi


"Die Schließung der Schule war zugleich ein Schlussstrich unter die Vergangenheit, das unwiderrufliche Eingeständnis, dass es mit der Welt zu Ende ging. Knapp vierzigtausend Menschen lebten noch auf der Welt, in der es keine Kinder mehr gab und keine Aussicht, Kinder großzuziehen." (S. 22)

Nachdem der Krieg mit den künstlich geschaffenen Partials fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat, kämpfen die Hinterbliebenen um ihr Überleben. Auf Long Island verschanzen sie sich und suchen verzweifelt nach einem Heilmittel für den Virus RM. Denn während die Überlebenden immun sind, stirbt jedes Neugeborene binnen Stunden. Kira Walker, die dem Aussterben der Menschheit nicht länger tatenlos zusehen will, schmiedet einen Plan: sie will einen der Partials entführen, denn sie haben den Virus geschaffen. Und sie müssen auch das Heilmittel kennen...



                                                              Meine Meinung                                                             

Puh, ich hätte echt nicht gedacht, dass ich mich durch weite Teile eines Buches von Dan Wells so "durchquälen" muss. Mit seiner Serienkiller-Trilogie konnte mich der Autor von sich überzeugen und ich habe die Bücher gebannt verschlungen. Selbiges habe ich natürlich auch von seiner Jugenddystopie "Partials" erwartet, denn immerhin schreibt er hier für mein Lieblingsgenre. Doch siehe da, es hat sehr lange gedauert, bis mich die Geschichte von sich überzeugen konnte.

Das mag daran liegen, dass die Handlung für mich sehr langsam und schleppend beginnt. Es dauert sehr lange, bis sich die Hauptprotagonistin Kira auf die Suche nach einem der gefährlichen Partials macht, die für die Seuche verantwortlich sind, die 99% der Menschheit ausgerottet haben. Erst nach über 150 Seiten wurde es für mich wirklich langsam interessant. Davor ergeht Wells sich oft in viel zu langatmigen und ermüdenden Landschaftsbeschreibungen, die mir beim Lesen einiges an Geduld abverlangt haben.

Dazu kommt leider auch noch, dass mir das Schicksal der Charaktere einfach nicht wirklich nahegegangen ist. Klar, das Leben als einer der letzten Menschen auf der Welt, die vom Aussterben bedroht sind, weil niemand mehr gesunde Kinder kriegen kann, das ist schon sehr dramatisch und fesselnd. Leider blieben die meisten Charaktere oberflächlich, so dass ich keine emotionale Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Kira und Marcus, ihr Freund seit Kindheitstagen, lieben sich schon ewig. Habe ich davon etwas gemerkt oder hat es mich emotional berührt? Nicht wirklich. Ausgerechnet der gefühllose, nicht-menschliche Partial war es, dem am Ende fast am meisten meine Sympathie galt.

Dabei hat die Geschichte wirklich sehr interessante Aspekte, die letztlich den Ausschlag geben, dass ich auch den nächsten Band lesen möchte: das Zukunftsgesetz, welches Mädchen ab einem bestimmten Alter zwingt, schwanger zu werden, nur um die Chance auf eine überlebendes Baby zu erhöhen. Die Stimme, Rebellen die sich gegen den Senat und seine harten Gesetze auflehnen. Und bedrohliche, unsterbliche Partials, die jedoch seit 11 Jahren niemand mehr gesehen hat. All das las sich wirklich spannend und hat auch dafür gesorgt, dass ich das Buch nicht aufgegeben und frustriert weggelegt habe. 

Und ein Glück! Denn ich muss sagen, der Schluss hat es echt noch einmal rausgerissen. Hier wurde es genau so, wie ich es mir erhofft hatte: dramatisch, spannend, emotional, süchtigmachend. Die Hauptprotagonistin Kira gewinnt an Tiefe und Sympathie, erfährt die Wahrheit über den Senat und was es mit dem übermächtig erscheinenden Gegner Partials auf sich hat und deckt ein spektakuläres Geheimnis auf. Warum denn nicht gleich so, Herr Wells? :-)
Ich hoffe stark, dass der Autor das hier zum Schluss aufgebaute Niveau auch im Folgeband hält. Der Grundstein dafür wurde mit dem dramatischen Ende des ersten Buches jedenfalls gelegt.  


Aufbruch: Partials 1 - Dan Wells
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: ivi (12. März 2013)
ISBN-10: 3492702775
Preis: 16,99 Euro

Willis Fazit:





1 Kommentar:

  1. Waaas? Das zieht sich wie Kaugummi? Ich fand den Auftakt der Trilogie soooo gut! :) Aber schön, dass "Aufbruch" dich am Ende doch noch mehr oder weniger überzeugen konnte.
    Schöne Rezi!

    Liebe Grüße
    Buchheldin

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