Taken - Das Laicos Projekt 1 - Vorhersehbar= langweilig? Falsch!


"Ja, ich weiß, es gehört zum Leben, mit den Folgen des Raubs fertigzuwerden, aber durch Blaines Verlust nehme ich es persönlich. Er ist fort und wird nie wiederkommen. Es fühlt sich auf eine Art, die ich nicht ganz in Worte fassen kann, falsch an." (S. 38/39)

»Der Raub« nennen die Einwohner von Claysooth das Phänomen, welches jeden Jungen des Dorfes an seinem achtzehnten Geburtstag spurlos verschwinden lässt. Gerade erst hat es Grays älteren Bruder erwischt und nun bleibt ihm selbst auch nur noch ein Jahr, bis auch er geraubt wird. Doch während sich alle anderen notgedrungen damit abgefunden haben, will Gray nicht tatenlos auf sein Verschwinden warten. Und so versucht er, über die Mauer zu entkommen, die ganz Claysooth umgibt und hinter der scheinbar nur der Tod lauert. Er ahnt noch nicht, welchem unglaublichen Geheimnis er dabei auf die Spur kommen soll...  



Es war vorwiegend die ungewöhnliche Idee, die hinter "Taken" steckt, welche mich so neugierig auf das Buch gemacht hat. Eine Gesellschaft ohne Männer, in der alle Jungen auf geheimnisvolle Weise verschwinden - mein kriminalistischer Spürsinn war sofort geweckt :-) Zwar kam ich viel zu schnell auf des Rätsels Lösung, bekam jedoch im weiteren Verlauf der Geschichte eine packende Dystopie geboten, die mir richtig Lust auf eine Fortsetzung gemacht hat.

Würden jemals Fremde nach Claysooth kommen, würden sie sich wohl über die ungewöhnliche Gesellschaft wundern, die fast nur aus Kindern, Teenagern und jungen Müttern besteht. Denn der sogenannte Raub sorgt dafür, dass jeder Junge an seinem achzehnten Geburtstag veschwindet. Doch Fremde wird es in Claysooth nie geben, denn jenseits der großen Mauer, die das Dorf umgibt, gibt es nichts als den Tod. Jeder, der sich über die Mauer gewagt hat, kommt als verkohlte Leiche zurück und so haben sich die Kinder von Claysooth damit abgefunden, die letzten Menschen auf der Welt zu sein.

Auch Gray, der gerade erst seinen älteren Bruder an den Raub verloren hat, weiß, dass er bald geholt wird, doch er beschließt, sich nicht widerstandslos seinem Schicksal zu ergeben. Statt sich weiterhin bis zu seinem Verschwinden Mädchen zuteilen zu lassen, für die er nichts empfindet, nur um Kinder zu zeugen, die er nie aufwachsen sieht, entschließt er sich zur Flucht - wohl wissend, dass bisher noch niemand jenseits der Mauern von Claysooth überlebt hat...

Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten, denn Grays Fluchtversuch ist gerade erst der Anfang einer durchweg spannend erzählten Geschichte und ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen. Nur so viel sei schon einmal gesagt: das große Geheimnis, welches hinter dem Raub steckt, war für mich recht vorhersehbar und nach ungefähr 100 Seiten auch schon geklärt. Nachdem ich mich aber von dem "Hab ich es doch gleich gewusst"-Eindruck losgemacht habe, hat mir "Taken" insgesamt doch gut gefallen. Denn im Verlauf der Geschichte entwickelt sich das Buch zu einer handfesten Dystopie, die sich allein schon durch den störrischen männlichen Hauptcharakter von den diversen 0815-Jugenddystopien unterscheidet.  

Gray entspricht nicht unbedingt dem typischen Helden. Er ist impulsiv, wird schnell wütend und handelt meist unbesonnen - ein richtiger Hitzkopf. Nachdem er seinen Bruder Blaine verloren hat, sieht er keinen Grund mehr, sich weiterhin an die Regeln von Claysooth zu halten. Gerade seine unverblümte und kämpferische Art hat mir gefallen und mit ihm können sich sicherlich auch männliche Leser identifizieren. Aber auch für die Romantiker ist etwas dabei, denn Gray ist unglücklich verliebt - ein Grund mehr, Claysooth den Rücken zuzukehren.

Lasst euch von "Taken" am besten einfach überraschen. Es winkt eine spannende Geschichte, die zwar für geübte Dystopieleser keine großen Überraschungen bereit hält, aber trotzdem zu fesseln weiß. Ich bin bei der Fortsetzung (engl. "Frozen") auf jeden Fall wieder mit dabei.

Taken: Das Laicos-Projekt 1 - Erin Bowman
Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Piper (16. April 2013)
ISBN-10: 349270266X
Preis: 16,99 Euro

Willis Fazit:





10 Kommentare:

  1. Klingt wirklich interessant, obwohl es mich skeptisch macht, ob mich die Vorhersehbarkeit dennoch fesseln könnte. Aber ich mag Dystopien sehr, also wandert es mal auf meine Wunschliste...

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    1. Also jedenfalls beim zweiten Teil gehe ich davon aus, dass er nicht so vorhersehbar ist :-)

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  2. AAAAARGH. Es liegt schon sooo lange auf der WuLi, habe es aber noch nicht geschafft, es mir zu holen.. aber es hört sich so toll an! Steffi von His&her Books war ja auch total begeistert... :/

    LG
    Tabea

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    1. Bei mir lag es auch eeeewig auf Englisch auf dem Wunschzettel. Probier es ruhig :-)

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  3. Schade, wenn es vorhersehbar ist, ist es leider so gar nichts für mich :(

    Du hast Recht. Ich mag diesen "Scherenschnitt" bei Covern auch voll gerne. Und ich finde es auch gut, das sie es beibehalten haben.
    Ich fand "Ein ganzes halbes Jahr" auch so gut, das ich an dem zweiten Buch einfach nicht vorbei gehen konnte. :)

    Wünsch dir einen schönen Tag
    Kitty

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  4. Ich habe das Buch gerade erst entdeckt und auf meinen Wunschzettel aufgenommen.
    Danke für die weiteren Informationen! :-)

    Liebe Grüße
    Silke
    von http://esdeh.blogspot.de/

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    1. Hi Silke, aber gerne doch :-) Ich hoffe, es gefällt dir.

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  5. Ich hatte genau den gleichen Eindruck von "Taken" wie du, aber ich habe die Geschichte trotzdem genossen. Ich fand sie spannend und mir haben es vor allem die Charaktere angetan.^^ Ich freue mich auch auf Band 2 und will unbedingt wissen, wie es mit Gray, Blaine und Emma weitergeht!

    LG
    Kathi

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    1. Leider ist es ja immer noch ein paar Monate hin, aber gut, die Wartezeit schaffen wir auch noch :-)

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  6. Achön, fass endlich mal jmd meiner Meinubmng ist. Finde es ja allgemein schade, dass viele Vorhersehbarkeit immer gleich als schlecht abstempeln. Dabei ist doch die Auflösung selten das Spannende sondern der Weg dahin.
    Bin zwar auch gespannt auf Teil 2, aber so ein bisschen nervte mich ja dieses aufkommende Dreiecks Ding. Hoffentlich löst sich das schnell auf.

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