Atlantia - Schillernde Unterwasserwelt-Geschichte mit Schwächen zum Ende hin


"Meine Schwester ist fort. Sie hat sich entschieden, nach Oben zu gehen. Sie würde so etwas niemals tun. Sie hat es getan. Das Letzte, was sie zu mir gesagt hat, war, dass die Stadt atmet. Ich höre jetzt meinen eigenen Atem, ein und aus, ein und aus. Ich lebe hier. Ich werde hier sterben. Ich werde niemals forgehen." (S. 16)

Jahrhunderte ist es her, dass sich die Menschen entscheiden mussten, zwischen einem harten Leben an der Oberfläche oder einer sicheren und behüteten Existenz in der Unterwasserstadt Atlantia. Hier leben die Zwillingsschwestern Rio und Bay. Durch den mysteriösen Tod ihrer Mutter nur noch mehr zusammengeschweißt, sind die beiden trotz ihrer Unterschiede scheinbar unzertrennlich. Bis zu dem Tag, an dem sie wählen müssen, ob sie weiterhin in Atlantia bleiben wollen oder nach Oben gehen, und sich ausgerechnet Bay, die Atlantia doch so liebt, vollkommen überraschend für das Oben entscheidet und Rio allein zurücklässt. Verzweifelt fasst Rio einen Plan, wie sie ihrer Schwester nach Oben folgen kann...



                                                              Meine Meinung                                                             

Lange Zeit war es still um die Autorin, doch nun gibt es endlich Nachschub von Ally Condie, die weltweit mit ihrer Matched-Trilogie begeistern konnte. Auch diesmal entführt sie uns wieder in eine in der Zukunft angesiedelten Welt, in der die Menschen sich zum Schutz vor der verpesteten Luft der Erdoberfläche in die Unterwasserstadt Atlantia zurückgezogen haben.

Hier leben die Zwillingsschwestern Rio und Bay, die sich zwar äußerlich unheimlich ähneln, im Inneren jedoch kaum verschiedener sein könnten. Während Bay Atlantia liebt, fühlt sich Rio ihrer Heimat nicht sonderlich verbunden. Vielleicht, weil sie als Sirene ihre wahre Identität immer geheim halten muss. Denn auch wenn sie den Menschen Segen bringen können, fürchten sich doch viele vor der Macht der Sirenen, die mit ihrer Stimme andere Menschen manipulieren können, weshalb Rio ihre wahre Stimme schon immer verbergen musste. Rückhalt hat sie nur bei ihrer Schwester und ihrer Mutter gefunden. Doch nun ist die eine tot, und die andere hat sie verlassen. Wie konnte Bay ihr das antun, nachdem sie doch extra nur wegen ihr überhaupt in Atlantia geblieben ist? Bei ihrer Suche nach Antworten lernt Rio den jungen True kennen, dessen bester Freund sich bei der Entscheidungszeremonie ebenfalls vollkommen überraschend für das Leben außerhalb von Atlantia entschieden hat. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was sie zu dieser Entscheidung bewogen hat...

Die Unterwasserwelt, die Ally Condie hier geschaffen hat, fand ich echt richtig faszinierend. Atlantia besteht aus mehreren Glaskuppeln, die durch Kanäle miteinander verbunden sind, durch die wie in Venedig gondelartige Boote fahren. Alles ist hier aus Recyclingmaterialien gebaut, Häuser, Straßen und auch die prachtvollen Tempel. In Atlantia spielt die Religion für die Einwohner eine große Rolle, und so überrascht es auch nicht, dass die Menschen hier fest an Wunder glauben, zu denen auch die Sirenen gehören. Atlantia verströmt wirklich eine tolle, fast schon mythische Atmosphäre und hat mich auch gefühlsmäßig sehr mitreißen können. Besonders Rios Wut und Unglaube über den Verrat ihrer Schwester und ihre Entschlossenheit, ihr nach Oben zu folgen, konnte ich sehr nachempfinden. Und auch das Gefühl der Beklemmung, für immer innerhalb der Glaskuppeln eingesperrt zu sein.

Leider schwächelte die Geschichte für mich ausgerechnet zum Ende hin. Bis dahin habe ich gebannt verfolgt, wie Rio an ihrem Plan arbeitet, zu ihrer Schwester nach oben zu gelangen. Aber als es dann endlich in die Richtung ging, war plötzlich alles irgendwie so vage und schwammig gehalten und wirkte einfach nur noch künstlich konstruiert und schnell dahingehuscht. Und über das Oben erfährt man so gut wie nichts, was mich echt gestört hat, denn die ganze Zeit über wurden meine Erwartungen an das Oben immer weiter gesteigert. Und dann bekam ich... tja, nicht viel, jedenfalls.

Was mich auch gewurmt hat, ist, dass die Gefühle zwischen Rio und True bei mir einfach nicht ankamen. Auf der Suche nach der Wahrheit um das Verschwinden ihrer Liebsten freunden sie sich zuerst zögerlich an, was ich noch vollkommen nachempfinden konnte, aber den Übergang von Freunden zu Liebenden konnte ich einfach nicht bemerken. Feuer, Leidenschaft, oder zumindest zärtliche Zuneigung? Ich konnte davon einfach nichts spüren und so ging mir dann auch ihre Beziehung erwartungsgemäß einfach nicht nahe.

Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Atlantia eben keine Liebesgeschichte ist, sondern sich ganz klar auf die Beziehung und Gefühle der beiden Schwestern zueinander fokussiert, sowie darauf, wie Rio lernt, zu ihrer wahren Bestimmung zu finden. Und das ist meiner Meinung nach auch gut gelungen. Deshalb gilt letztendlich wie bei den meisten Büchern auch: Bildet euch am besten selbst eine Meinung. Für mich hatte Atlantia einige Aspekte, die ich wirklich toll fand, aber auch ein paar Punkte, die mich gestört haben. Beurteilt selbst, wie sehr die für euch ins Gewicht fallen ;-)
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: FISCHER FJB; Auflage: 1 (11. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3841421695

2 Kommentare:

  1. Wieder mal eine schöne Rezension, liebes Friedelchen!
    Ich kann deine Kritik nachvollziehen - diese Punkte moniere ich nämlich auch. :)

    Hab noch einen schönen Tag!

    Liebste Grüße,
    Sabrina

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  2. ach herje, muss ich mich schämen, von dieser Autorin habe ich bisher gar nichts gehört bzw. gelesen. Hach rauf auf meine Liste, auf ein Buch mehr oder weniger kommt es auch nimmer an :)

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