Ein anderes Paradies - Ein Buch wie ein angenehmer, aber unspektakulärer Sommertag


"Ich wusste, was ich tat. Ich wurde zu so einer. Zu einer, die all ihre alten Freundinnen fallenlässt, wenn eine neue, spannendere aufkreuzt. Ich wusste es, aber ich konnte nichts dagegen tun. Weil ich es nicht wollte." (S. 57)

Als Charlotte Ryder an ihrer Schule die wohlhabende Julia Buchanan kennenlernt, ahnt sie noch nicht, wie sehr sich ihr Leben durch diese Bekanntschaft verändern wird. Schnell wird die faszinierende Julia zu ihrer besten Freundin und nichts kann die beiden trennen; "Gemeinsam gegen den Rest der Welt" wird zu ihrem Motto. Als sich Charlie dann auch noch in Julias Bruder Sebastian verliebt und den Rest der Familie kennenlernt, taucht sie in eine ihr bisher unbekannte Welt voller Glamour und Reichtum ein. Doch während Charlie nach und nach fast schon selbst zum neuen Familienmitglied wird, erfährt sie auch von den Tragödien und dunklen Geheimnissen, die die Familie umgeben...

Tja, "Ein anderes Paradies" hat mich doch recht zwiegespalten zurückgelassen. Es liest sich wie ein angenehmer, unspektakulärer Sommertag - flüchtig, leicht und melancholisch -, lässt dabei aber packende Höhen und Tiefen in der Handlung vermissen. Erzählt wird die Geschichte von der siebzehnjährigen, künstlerisch begabten Charlotte Ryder, die eines Tages an ihrer Schule die faszinierende, aber etwas skurrile Julia Buchanan kennenlernt.

Durch ihre sich entwickelnde Freundschaft zu Julia taucht Charlie ein in eine Welt, die weit außerhalb ihrer Liga liegt, wie sie selbst findet. Während ihr Vater einen schrottigen Pickup fährt und Charlie nur dank eines Stipendiums die teure Privatschule besuchen kann, sind die Buchanans sehr vermögend und einflussreich und zögern auch nicht, Charlie an ihrem Wohlstand teilhaben zu lassen. So erweisen sich die Buchanans als großzügige und charmante Familie, die aber auch schon große Tragödien erleben musste, wie den Tod von Julias älterer Schwester Gus.

"Ein anderes Paradies" wurde mir als sehr atmosphärisches Buch beworben und atmosphärisch ist es auch; die Melancholie, mit der Charlie ihre Geschichte erzählt, ist mir von den Seiten regelrecht entgegengeströmt. Erzählerisch fand ich das Buch mit seinem ruhigen, bedächtigen Erzählstil einerseits sehr schön, andererseits lag es wohl auch an diesem Stil, dass die Dramatik und Schwere mancher Szenen bei mir einfach nicht so ankam. Apropos, Dramatik war außerdem auch recht spärlich gesät, eine wirklich fesselnde Handlung besitzt dieses Buch in meinen Augen nicht, weshalb mich die Geschichte nicht so recht packen konnte. Das Buch plätschert eher träge vor sich hin und auch der Höhepunkt der Handlung erschien mir nicht so dramatisch, wie er hätte sein müssen. Emotional mitnehmen konnte mich das Buch daher nicht wirklich.

Das ist mir dann auch bei der Beschreibung der Beziehung zwischen Charlie und der Familie Buchanan aufgefallen. Ich konnte Charlies ungeheure Faszination für Julia, ihren Bruder Sebastian und allgemein die ganze Familie Buchanan einfach nicht so recht nachvollziehen. Während Charlie wirklich unter den Bann der Buchanans fällt, habe ich mich eher wie eine unbeteiligte, außenstehende Beobachterin gefühlt, die die Entwicklungen zwischen ihnen kühl betrachtet und nicht verstehen kann, was an den Buchanans nun so besonders sein soll.

So las sich die Geschichte insgesamt zwar ganz interessant, sie konnte mich aber einfach nicht wirklich ans Buch fesseln. Dieses Buch empfehle ich deshalb denen, die nach einer ruhigen, eher traurigen Geschichte suchen, in der die intensive Freundschaft zweier Mädchen und das Erwachsenwerden porträtiert wird. Eine wirklich spannende Familiengeschichte wird man hier eher vergeblich suchen.

Ein anderes Paradies - Chelsey Philpot
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Carlsen (27. November 2015)
Übersetzt von Birgit Schmitz
ISBN-10: 3551583455


2 Kommentare:

  1. Huhu, =))

    von diesem Buch höre ich in letzter Zeit richtig viel und die Meinungen gehen dabei total auseinander. Es ist aber immer total Schade, wenn man mit den Gefühlen nicht bei der Geschichte ist und deswegen kann ich schon verstehen, warum es nicht unbedingt dein Highlight war. =/ Trotzdem eine tolle und nachvollziehbare Rezi! =)

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

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    1. Hi Leni, ja ich habe auch gesehen, dass viele sehr begeistert von dem Buch waren. Naja, Geschmäcker sind eben unterschiedlich und das ist ja auch gut so. Mich konnte es aber einfach nicht fesseln.

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