Infinity - Der Turm - 600 Seiten Langeweile

„Der Turm, mein Schlüsselwerk, das Zentrum meines Schaffens“, sagt Hohlbein über sein neuestes Buch. Moment, woher kommt mir diese Aussage denn so bekannt vor? Ach ja, richtig. Stephen King hat über sein Lebenswerk „Der dunkle Turm“ ganz ähnlich geredet. Präsentiert er hier einen bösen Abklatsch oder doch sein eigenes Meisterwerk? 

"Der Turm, ein gewaltiges, äonenaltes Bauwerk, ist die letzte Bastion auf einer sterbenden Welt. Niemand kann mehr sagen, wer den Turm erbaut hat und welches Schicksal er für seine Bewohner bereithält. Der Turm ist allwissend, übermächtig und bedrohlich - auch für Prinzessin Arion, die Herrscherin über die Menschen und seltsamen Geschöpfe, die im Turm Zuflucht gefunden haben. Doch von außen droht Gefahr. Denn die Rebellen um den ungestümen Anführer Craiden, die abseits des Turms in einer archaischen Welt ihr Dasein fristen müssen, sind im Besitz einer Superwaffe. Mit deren Hilfe könnte nicht nur Arions Herrschaft gestürzt werden, sondern auch der Turm fallen..."  (amazon.de)


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Zu viele Köche verderben den Brei, heißt es. Im Falle dieses Buches muss man sagen: zu viele Handlungsstränge verderben den Erzählfluss. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich dieses Buch immer noch nicht beendet habe. Vor über drei Monaten habe ich motiviert damit begonnen, doch zur Hälfte hin ging mir die Motivation flöten, nun lese ich alle paar Wochen mal ein paar Seiten und dann lege ich es auch schon wieder weg. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass die Handlung einfach nicht voranschreitet. Denn Hohlbein hat dieses Buch in mehrere Erzählstränge unterteilt, die sich regelmäßig abwechseln. 


Die Geschichte beginnt mit Prinzessin Arion, wechselt über zum Heerführer Mardu, geht über zur mysteriösen Gea, deren Rolle erst zum Ende hin klar wird und zwischendurch wird auch noch aus Sicht von diversen kleineren Nebencharakteren erzählt. Alle 40-50 Seiten oder öfter wurde die momentane Handlung rabiat unterbrochen und an ganz anderer Stelle fortgesetzt. Kein Wunder, dass die Geschichte nicht vorangeht und ich mich immer wieder fragte, auf was die Geschichte hinauslaufen soll. Mein Eindruck nach der Hälfte des Buches: es läuft auf eine Einführung in dieses Universum hinaus, mehr nicht, denn „Infinity – Der Turm“ ist nur der erste Teil einer Serie. Der stockende Erzählfluss und die dadurch fehlende Spannung ist aber nicht das einzige Problem des Buches.

Hohlbein gesteht den diversen Charakteren den Raum zu, sich langsam zu entwickeln und so dem Leser vertraut zu werden, was auch sehr lobenswert ist, aber leider geschieht dies auf Kosten der Handlung. Denn mal abgesehen davon, dass die Handlung an sich schon einfach nicht vorangeht, ist auch ein weiteres Problem, dass es kaum Handlung gibt. Arion und Craiden diskutieren über Friedensverhandlungen, Mardu schleicht auf der Suche nach Schutz vor den Truppen des Turms durch die Gegend, und Gea … naja, die läuft eigentlich auch nur die ganze Zeit durch die Gegend. Wohin sie will? Keine Ahnung, scheinbar einfach nur die Gegend kennenlernen.

Das Ergebnis ist ein langatmiges Buch, welches vor Charakteren nur so strotzt, aber ansonsten nicht viel bietet. Dazu kommen fürchterlich viele Wortwiederholungen und eine geradezu inflationäre Verwendung von Adjektiven und „…“, um Aussagen zu betonen. Und jede noch so kleine Szene wird bis zur Schmerzensgrenze ausgewalzt und breitgelatscht, bis ich die Seiten nur noch entnervt überflogen habe. Und verpasst habe ich dabei trotzdem nichts.

Ich empfinde das als wirklich schade, denn die Grundidee des Buches finde ich wirklich spannend und interessant. Ein allmächtiger, mit Bewusstsein versehener Turm, der die Reste einer zerstörten Welt zusammenhält und der von den Menschen, die außerhalb des Turmes leben, seit tausenden von Jahren angegriffen wird; daraus hätte man doch was machen können. Stattdessen 600 Seiten Langeweile.

Mein Fazit: Schade, zu viele Erzählstränge, zu wenig Handlung. Ein ausgeglichener Mix hätte dieses Buch wirklich spannend machen können, aber so bleibt bei mir ein eher mauer Eindruck zurück. Besonders da Hohlbein selbst dieses Buch als sein Schlüsselwerk ansieht tut es mir fast schon leid, eine so negative Kritik zu schreiben, aber ändern kann ich es nicht. Den Nachfolger werde ich mir wohl verkneifen. Aber wer weiß, vielleicht hauen mich die letzten 250 Seiten ja noch richtig vom Hocker. Wenn ich sie irgendwann mal zuende gelesen habe. Wahrscheinlich ist das aber nicht...

Infinity - Der Turm - Wolfgang Hohlbein
Gebundene Ausgabe: 624 Seiten

Verlag: Piper (Februar 2011)
ISBN-10: 3492702236

Preis: 19,95 Euro

Willis Fazit:




3 Kommentare:

  1. Schade, wenn man so motiviert rangeht und dann förmlich stecken bleibt. Bis jetzt mir Herr Hohlbein immer recht gut gefallen. Ich hatte schon überlegt, es mir zuzulegen, vielleicht doch lieber nur leihen.
    LG

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  2. Oh das ist ja eine vernichtende Kritik! Aber war amüsant zu lesen. Und ja, solche Bücher muss es eben leider auch geben! :) Ich werde das Buch definitiv nicht lesen :) Und dann war es auch noch so dick O.o

    LG
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  3. Also ich hab mir das mal auf langen Autofahrten im Außendienst als Hörbuch via Spotify angehört und war ziemlich begeistert davon.

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