Wenn ihr wie ich dystopische Zukunftsgeschichten mögt, habe ich einen Buchtipp aus dem Mixtvision Verlag für euch: "Vront: Was ist die Wahrheit?" von Yves Grevet. In meiner Rezension erzähle ich euch mehr über die faszinierend-erschreckende Welt, die der französische Autor hier erschaffen hat.
Sie wollen nur ihre Freiheit, Spaß haben, Fehler machen können - doch das System gesteht ihnen das nicht zu. Aus diesem Grund haben Scott und seine Freunde die VRONT gebildet, um der permanenten Überwachung durch den Staat zu entgehen. Als Scott für die Taten der VRONT ins Gefängnis kommt, wird er damit in dunkle Pläne hineingezogen, die nicht nur sein Leben, sondern die Sicherheit des ganzen Staates gefährden...
Vor Jahren konnte mich der französische Autor Yves Grevet bereits mit seiner "Méto"-Reihe faszinieren und auch die Idee von VRONT hat mich sofort neugierig gemacht. Zwei Brüder, von denen sich einer gegen das System auflehnt, während der andere der Wahrheit auf die Spur kommen will - klar, wollte ich auf diese Geschichte nicht verzichten. Präsentiert bekam ich hier einen spannenden Zukunftsthriller, der sich zwar ganz anders gestaltete, als ich ursprünglich erwartet hatte, aber trotzdem nicht minder fesselnd war.
"Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave." Was angeblich Aristoteles gesagt hat, könnte auch der Leitspruch der geheimen Jugendorganisation VRONT sein. Denn die Jugendlichen in dieser fiktiven zukünftigen Welt wollen nichts weiter, als ihr Leben genießen, Risiken eingehen und Abenteuer erleben. Doch das allgegenwärtige Überwachungssystem des Unternehmens LongLife steht dem im Weg. Herzrasen vor Aufregung? LongLife senkt den Herzschlag auf ein ungefährliches Maß. Zu schnelles Rennen auf Gehwegen? LongLife versetzt dir kleine Stromstöße, um dich an ungefährlicheres Benehmen zu erinnern. So sorgt LongLife dafür, dass Unfälle vermieden, Krankheiten frühzeitig erkannt und Gewalttaten verhindert werden. Kein Wunder dass in dieser Gesellschaft ein Alter von 130 Jahren keine Seltenheit ist.
Was die Sicherheit und ein langes Leben der Bürger gewährleisten soll, geht Scott uns den anderen VRONT Mitgliedern viel zu weit. Dank ihrer IT-Kenntnisse gelingt es ihnen immer wieder, der Überwachung zu entgehen. Als es nach einer unerlaubten Party der VRONT zu einem Todesfall kommt, wird Scott dafür verantwortlich gemacht und ins Gefängnis gesteckt. Während sein jüngerer Bruder Stan mehr über die VRONT und Scotts Beteiligung herausfinden will, wird Scott dort in kriminelle Machenschaften hineingezogen, die den weiteren Handlungsverlauf ausmachen.
Dadurch hat sich die Geschichte recht früh in eine ganz andere Richtung entwickelt, als ich angenommen hatte. Meine Erwartung war, dass die VRONT die düsteren Machenschaften des Regierungssystems aufdecken würde, doch das war nicht der Fall. Denn die Bevölkerung hat sich freiwillig für das LongLife System entschieden, und so war die VRONT weniger auf Umsturz ausgerichtet als vielmehr darauf, im Geheimen gegen ein System zu rebellieren, mit dem die Jugendlichen nicht einverstanden sind. Trotzdem hat Yves Grevet hier eine spannende Geschichte erzählt, denn sie enwickelt sich zu einem futuristischen Thriller, bei dem gezeigt wird, wie Kriminelle das LongLife System für sich verwenden.
Insgesamt fand ich den Weltenentwurf von Yves Grevet unheimlich spannend, denn er konfrontiert sein Publikum mit wichtigen moralischen Fragen, die sich wohl jeder von uns schon einmal in Zeiten von Vorratsdatenspeicherung und Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen gestellt hat: Wie weit darf staatliche Kontrolle und Überwachung gehen? Wieviel sind wir bereit, für ein sicheres Leben zu opfern? Natürlich ist die Konsequenz aus diesen Fragen in dieser Geschichte hier auf die Spitze getrieben, aber Ansätze für die Techniken, die das fiktive Unternehmen LongLife nutzt, gibt es auch heute schon in real.
Von daher empfehle ich dieses Buch sowohl jugendlichen als auch erwachsenen Lesern gerne weiter, die nicht nur nach einer unterhaltsamen, sondern auch zum Weiterdenken anregenden Geschichte suchen. Mich konnte Yves Grevet erneut überzeugen :-)