Psyche und Eros: Denn wahre Liebe ist mehr als ein Mythos - Wundervolle Adaption DER Liebesgeschichte schlechthin

Heute möchte ich euch eine Neuinterpretation einer meiner liebsten griechischen Sagen vorstellen: Psyche und Eros von Luna McNamara. Und darum geht es:

 

Gebundene Ausgabe | 444 Seiten | Rütten & Loenig | Übersetzung: Anne-Marie Wachs

Psyche, Prinzessin von Mykene und Nachfahrin des berühmten Helden Perseus, wird bei ihrer Geburt prophezeit, dass sie ein Ungeheuer besiegen wird, welches selbst die Götter zittern lässt. Und so wird die Prinzessin entgegen aller Regeln zur Kriegerin ausgebildet. Als ein unnatürlicher Sturm ihr Land verwüstet, sieht Psyche ihre Zeit gekommen: sie macht sich auf, das Ungeheuer zu besiegen, das dafür verantwortlich war. Nichts ahnend, dass der Sturm sie zu Eros tragen wird, Gott des Begehrens. 
Eros, der von der neidischen Aphrodite damit beauftragt wurde, Psyche mit einem verfluchten Pfeil zu treffen und sie so zu unglücklicher Liebe zu verdammen, die nie Erfüllung finden wird, hat eigentlich keine Lust, den Handlanger zu spielen. Doch dann sticht sich Eros selbst an dem Pfeil und verliebt sich unsterblich in Psyche...

Vor Jahren bin ich zufälligerweise im Deutschunterricht auf die Sage von Eros und Psyche gestoßen und war sofort fasziniert. Die Ränkespiele, die die Götter mit den Menschen spielen, haben mich schon immer an die Seiten fesseln können und gerade die Geschichte des Liebesgottes, der sich selbst unfreiwillig verliebt, fand ich immer besonders anziehend, kriegt er es hier doch einmal mit seiner eigenen Medizin zu tun. Auf Grundlage dieser Sage hat Luna McNamara eine moderne Neuinterpretation erschaffen, die feministisch, romantisch und absolut fesselnd war - eine wundervolle Adaption der Sage ♥

Schon vor ihrer Geburt wird Psyche vom Orakel von Delphi vorhergesagt, ein Ungeheuer zu besiegen, welches selbst die Götter fürchten. Und so lässt ihr Vater sie zur Kämpferin ausbilden; ein ungewöhnlicher Schritt für eine Königstochter. Doch noch ahnt niemand, dass ihr Schicksal untrennbar mit dem von Eros verbunden ist, Gott des Begehrens und der Liebe. Als einer der allerersten Götter hat Eros schon lange die Nase voll von den gedankenlosen Spielchen und Intrigen der Götter, und seit sich eine junge Frau, der er mit einem seiner Pfeile die Liebe schenken wollte, aufgrund unerwiderter Liebe das Leben nahm, hat er sich auch aus der Menschenwelt zurückgezogen. Doch dann bringt ihn ein Pakt mit der rachsüchtigen Aphrodite an Psyches Fenster, und er verliebt sich unsterblich in sie. Doch diese Liebe ist verflucht...

Wer sich ein wenig mit griechischen Sagen auskennt weiß, dass diese oftmals grausam sind und so kriegen wir auch hier immer wieder mit, welche gedankenlosen oder absichtlichen perfide Ränkespiele die Götter mit den Menschen spielen. So ist auch die Liebesgeschichte zwischen Eros und Psyche dramatisch und voller Leid und Prüfungen. Denn Aphrodites Fluch besagt, dass beide sofort auseinandergerissen werden, sollten sie sich je ansehen. 

Bei Sagengeschichten könnte man ja vermuten, dass die Charaktere sich recht altmodisch oder geschwollen ausdrücken, aber nicht hier; vielmehr fühlt es sich an, als würde man mit einem modernen Menschen sprechen. Das mag auch daran liegen, dass Psyche für ihre Zeit sehr aufgeklärt und feministisch ist, da sie eine doch recht "unweibliche" Erziehung genossen hat. So staunt sie nicht schlecht, als sie zum ersten Mal auf der Reise zur Hochzeit der schönen Helena in die Frauengemächer verbannt wird, mit Weben und Gesprächen als einziger Beschäftigung. Aber nicht nur die damalige Lebenswelt der Frauen wird kritisch betrachtet, sondern auch das Konzept des Heldentums. 

Psyche ist eine wundervolle Charakterin, die mich komplett für sich gewinnen konnte. Wir erleben ihren Werdegang vom Kind zur erwachsenen Frau, die sich Vorurteilen und Erwartungen stellt und dabei in eine Liebesgeschichte hineinstolpert, die die Zeiten überdauern soll. Auch Eros, der uns Einblick in die Schattenseiten eines unsterblichen Lebens gibt, konnte mich wirklich von sich überzeugen. 

Das Buch erzählt allerdings noch so viel mehr als nur eine Liebesgeschichte, denn es geht weit über die Sage rund um Eros und Psyche hinaus. Psyche wächst in der Zeit des Trojanischen Krieges auf, weshalb ihr in ihrem Alltag die unterschiedlichsten Sagengestalten begegnen, wie ihre Lehrerin Atalante, die sie im Kampf unterrichtet, Achilles, ihre Cousine Iphigenie, Helena von Troja und viele weitere. Es war sehr spannend, sie alle als normale Menschen zu erleben. Aber auch die Götter kommen zur Sprache und so erfährt man mehr über Aphrodite, Prometheus, aber auch ein paar eher unbekannte Göttergestalten, was ich richtig faszinierend fand.

Kurzum, für mich ist Psyche und Eros eins der besten Bücher des Jahres 2023 und wenn ihr auf griechische Sagengeschichten steht, dürft ihr diese hier auf keinen Fall verpassen. Ein Must Read!

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