Gebundene Ausgabe | 184 Seiten | Obelisk Verlag | Hier kaufen
"Ob ich Ma vermisse? Ich vermisse es, jemandes Tochter zu sein. Jemanden zu haben, der sich um mich sorgt, auf reale Weise. Nicht nur, wenn es die Pillen zulassen. (...) Ich vermisse es, mit Freunden abzuhängen, während zuhause alles in Ordnung ist." (S. 119)
Seit ihr Vater gestorben ist, ist die Welt für die junge Malena ein grauer Ort geworden. Ihre Mutter versinkt in ihren Depressionen und Malena versucht krampfhaft, den Anschein eines intakten Familienlebens zu wahren, um nicht im Heim zu landen. Als da plötzlich ein Brief für ihre Mutter eintrifft, der Malena eine ihr völlig unbekannte Vergangenheit ihrer Mutter enthüllt, begibt sie sich auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte. Und stößt dabei nicht nur auf neue Freunde, sondern auch ein mysteriöses Geheimnis...
Vor ein paar Jahren konnte mich Michaela Holzinger mit ihrem sommerlichen Jugendbuch
Funkensommer verzaubern, weshalb ich auch begeistert zugegriffen habe, als ich die Chance hatte
Kalt bläst der Wind zu lesen. Und wieder konnte mich die Autorin mit ihrem bildhaften Stil und einer echt spannenden Geschichte überzeugen. Diesmal geht es um ein Mädchen, welches aufgrund der Krankheit ihrer Mutter viel zu schnell erwachsen werden muss.
Seit ihr Vater gestorben ist, ist Malenas Mutter nämlich in einer schweren Depression versunken und vegetiert nur noch mit Pillen zugedröhnt auf dem Sofa dahin. So ist es an Malena, Lebensmittel zu kaufen oder die Rechnungen zu bezahlen. Und das Geld ist immer knapp. Als da plötzlich ein Brief eintrifft, der Malena nicht nur eröffnet, dass ihre ihr unbekannte Oma verstorben ist, sondern sie auch deren Haus geerbt haben, macht sie sich auf in das kleine Örtchen, um die Angelegenheit zu klären.
Die Geschichte wechselt sehr bald den Schauplatz, und ab da wurde die bis dato eher deprimierende Geschichte richtig spannend und mitreißend. In dem kleinen österreichischen Örtchen scheint nämlich jeder bei Malenas Anblick regelrecht zu erstarren, und über ihre Oma will ihr auch niemand so wirklich etwas erzählen. Dank einiger Hinweise konnte man gut mitraten, was da wohl vor sich geht und die Auflösung der Geschichte war sehr schlüssig.
Eine besondere Note bekommt die Geschichte durch den Einsatz der Farben. Malenas Vater war Maler, und so hat sie die Welt und ihre Farben immer viel bewusster und intensiver wahrgenommen als andere, was sich auch darauf auswirkt, wie Malena Schauplätze oder Personen beschreibt. So sind vor meinem inneren Auge tolle farbenreiche Bilder entstanden und die Geschichte hat eine ganz besondere Atmosphäre ausgestrahlt.
Holzingers neuestes Jugendbuch ist also wieder einmal sehr gelungen und ich empfehle es gerne allen weiter, die auf realistische Jugendbücher mit einer sympathischen Protagonistin und einem spannenden Familiengeheimnis stehen. Greift zu, es lohnt sich! :-)