Heute habe ich wieder einmal eine Rezension für euch zu einem Jugendbuch, welches mich echt begeistern konnte: Spiel der Ehre von Marie Rutkoski, Band 2 der "Schatten von Valoria"-Trilogie. Erfahrt hier, was mich daran so überzeugen konnte:
"Du hast dich verändert, Kestrel. Ich weiß nicht mehr, wer du bist. Und ich will es auch nicht wissen."
Später, als Kestrel sich an diesen Augenblick erinnerte, sagte sie die richtigen Dinge. In ihrer Vorstellung verstand er es. Aber das war nicht das, was wirklich geschah. (S. 206)
Im Austausch für Herrans Unabhängigkeit und um ihre heimliche Liebe Arin zu retten, hat sich Kestrel bereit erklärt, den Sohn des valorianischen Imperators zu heiraten und damit irgendwann selbst zur Herrscherin über Valoria zu werden. Doch dieser Handel zwingt Kestrel in einen goldenen Käfig, denn der Imperator schätzt Kestrel zwar als kluge Strategin, duldet aber keinerlei Widerspruch gegen seine Eroberungspläne. Heimlich lässt sich Kestrel darauf ein, als Spionin für Herran zu arbeiten, und bringt damit nicht nur sich selbst in tödliche Gefahr...
Whoa, was für eine Fortsetzung! Im letzten Herbst stellte sich Spiel der Macht für mich als echter Überraschungshit heraus und es war klar, dass ich nur allzu ungeduldig auf Teil 2 warten würde. Aber glaubt mir, das Warten hat sich gelohnt! Nichts mit langweiliger Überbrückung bis zum Finale, wie man es ja manchmal beim zweiten Band einer Trilogie erlebt, oh nein. Hier wird die Handlung dramatisch vorangetrieben und uns wieder und wieder das Herz gebrochen! Teil 2 ist nämlich geprägt von jeder Menge Missverständnissen, Geheimnissen und drastischen Entwicklungen, die Kestrel, Arin und das ganze Reich für immer verändern.
Im Gegensatz zum dramatisch verlaufenden Band 1 hat sich die Fortsetzung tatsächlich doch etwas ruhiger und bedächtiger gelesen, was der Spannung aber trotzdem keinen Abbruch getan hat. Während Teil 1 für mich so fesselnd war, weil sich hier Sklaven gegen die Herrscher auflehnen und es infolgedessen natürlich einige dramatische Ereignisse gab, war es in Teil 2 vor allem das Intrigen- und Spionagespiel, dem Kestrel und Arin hier auf der Schliche sind, welches mich fasziniert hat. Aber natürlich hat mich auch die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden an die Seiten gefesselt.
Was mir bei Teil 1 noch etwas gefehlt hatte, war etwas mehr Sehnsucht und Romantik, und genau das wurde mir hier geboten. Und das, obwohl der Fokus hier überhaupt nicht auf der Beziehung zwischen Kestrel und Arin lag. Diese ist nämlich zwangsweise begrenzt, denn Kestrel ist nun mit dem Sohn des Imperators verlobt und Arin als Statthalter von Herran - das dank Kestrel seine Unabhängigkeit zurückerlangt hat - wird am Hof zwar geduldet, kann sich Kestrel allerdings nicht nähern, ohne sie zu kompromittieren. Und so sind ihre kurzen Treffen und Gespräche geprägt von sehnsüchtigen Blicken und unausgesprochenen Worten, die zu allerlei Missverständnissen führen.
Generell hat sich das Buch aufgrund dieser Missverständnisse eher melancholisch gelesen und mir hat richtig das Herz geschmerzt für die beiden und ich habe verzweifelt gehofft, dass sie wieder zueinanderfinden. Aber die Beziehung der beiden steht hier wirklich unter keinem guten Stern, denn Kestrel ist nun Repräsentantin des valorianischen Reiches und unterstützt den Imperator bei seinen Entscheidungen, womit sie gegen sämtliche Überzeugungen Arins steht. Dabei ahnt Arin gar nicht, dass Kestrel längst für Herran spioniert...
Durch den Fokus weg von der Liebesgeschichte und hin zu Intrigen und politischen Strategien tauchen wir tiefer in die Beweggründe unserer beiden Hauptcharaktere ein. Und tatsächlich ist der Buchtitel dafür sehr passend gewählt, denn in diesem zweiten Band geht es für Kestrel und Arin viel um ihre Ehre. So muss Kestrel sich bewusst werden, ob sie die Werte, die man ihr als Valorianerin mitgegeben hat, wirklich auch selbst vertreten kann. Und Arin muss sich entscheiden, ob er seine Gefühle für Kestrel seinem eigenen Land und seinen Pflichten vorziehen will oder sich doch eher für seine Ehre entscheidet.
So kompliziert wie ihre Gefühlswelten ist auch der Hof von Valoria, der unbarmherzig und geprägt von Intrigen und Spionen ist und in dem einen jeder kleinste Affront gegen den Imperator in Lebensgefahr bringt. Daher beschlich mich beim Lesen irgendwann ein Gefühl konstanter Anspannung, je weiter sich Kestrel vorwagte und heimlich gegen den Imperator auflehnt. Konsequenterweise erlebt auch nicht jeder liebgewonnene Charakter das Ende dieses zweiten Bandes, denn der Hof ist wirklich tödlich und ich saß mehr als einmal ungläubig vor den Seiten.
Und dann war da auch noch dieses Ende! (keine Angst, keine Spoiler) Das hat mir dann wirklich regelrecht das Herz gebrochen und ich saß atemlos vor den Seiten. Nun fiebere ich dem Erscheinen des dritten und finalen Buches entgegen, um zu erfahren, ob Kestrels und Arins Geschichte doch noch ein gutes Ende nimmt. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!