Heute möchte ich euch passend zur nahenden Weihnachtszeit das neue Buch der Bestseller-Autorin Francesca Cavallo empfehlen: "Das Wunder von R.". Erfahrt hier in meiner Rezension, worum es genau geht:
Gebundene Ausgabe | 128 Seiten | Mentor Verlag | Übersetzung: D. Papenberg | Illustrationen: V. Wugeditsch |
Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten, als die Kinder Manuel, Shonda und Camila mit ihren zwei Müttern in der Stadt R. ankommen. Der Neuanfang fällt der Familie Greco-Aiden nicht leicht, und auch ihre neue Wohnung ist alles andere als einladend, viel zu klein und kalt für die fünfköpfige Familie. Als wäre das noch nicht genug, begegnen ihnen auch die Menschen von R. abweisend und misstrauisch. Doch plötzlich tauchen am Morgen des Heiligabend zehn Weihnachtselfen bei ihnen auf und bitten um ihre Hilfe - und alles soll sich ändern...
Das Buch "Good Night Stories for Rebel Girls" sagt euch bestimmt etwas, oder? Immerhin ist das Buch mittlerweile aus keiner Buchhandlung mehr wegzudenken. Nun hat die Autorin Francesca Cavallo mit ihrem neuesten Buch eine moderne Weihnachtsgeschichte geschrieben, die Diversität und die kindliche Neugier und Akzeptanz von Unbekanntem vermittelt. Ich habe das Buch gemeinsam mit meinen kleinen Töchtern gelesen und auch wenn die Geschichte für mich nicht den Zauber vermittelt hat, den ich mit Weihnachten verbinde, habe ich es trotzdem gern vorgelesen, vor allem aufgrund der darin enthaltenen Botschaft.
Autorin Francesca Cavallo hat recht früh erkannt, dass sie in keiner einzigen Weihnachtsgeschichte eine Familie repräsentiert sah, wie sie sie sich für sich selbst wünschte. Um das zu ändern, hat sie "Das Wunder von R." geschrieben:
"Es ist sehr wichtig, so aufzuwachsen, dass man Familien normal findet, die anders als die eigene sind. So kann eine Welt entstehen, in der sich alle Kinder willkommen fühlen und niemand Aspekte seiner Persönlichkeit zu verstecken braucht." (aus dem Vorwort von Francesca Cavallo)
Diese Grundidee hinter der Geschichte kann ich nur voll und ganz unterstützen. Alle Kinder sollen sich mit den Charakteren identifizieren und ihre eigene Lebensrealität wiederfinden können, aber auch solche erleben können, die nicht dem klassischen Familienmodell von Mutter, Vater, Kind entsprechen. Und das ist der Autorin definitiv gelungen, denn in der Geschichte sind verschiedenste Familienkonstellationen und Ethnien vertreten. Und so erleben Kinder beim Lesen diese Diversität als etwas ganz selbstverständliches und erfahren, dass Familien, die vielleicht ganz anders sind als die eigene, völlig normal sind. Ich finde, diese Selbstverständlichkeit rüberzubringen ist der Autorin wirklich gut gelungen. Auch meine Kinder haben es beim Vorlesen als völlig normal empfunden, dass es in der Familie Greco-Aiden eben zwei Mütter gibt.
Dank der vielen ganzseitigen Illustrationen eignet sich das Buch nicht nur zum Selbstlesen für ältere, sondern auch zum Vorlesen für jüngere Kinder. Die Bilder wirken mit ihrer Farbgebung sehr heimelig und stimmungsvoll und laden mit vielen Details zum Entdecken ein.
Einziger Wermutstropfen der Geschichte ist für mich ausgerechnet das Kernstück des Buches, nämlich die Handlung. Dieser hat in meinen Augen leider einfach der Zauber gefehlt, der für mich von einer guten Weihnachtsgeschichte ausgeht. Wie die Kinder mit den vom Weihnachtsmann ausgesandten Elfen zusammenarbeiten, um rechtzeitig zum Heiligabend alles fertig zu haben, hatte weniger etwas Magisches und Abenteuerliches an sich, vielmehr wirkte es auf Effizienz getrimmt, wie man hier wie am Fließband versucht, die nötige Anzahl Geschenke zu produzieren. Auch hatte ich ehrlich gesagt mehr Konflikte erwartet, denn man erfährt sofort zu Beginn, dass die Menschen der Stadt R. keine Fremden mögen. Wenn also gleich fünf fremde Menschen in die Stadt kommen, in der man sich von allem Unbekannten bedroht fühlt, sollte das doch irgendwelche Auswirkungen haben, oder? Dass hier etwas gefehlt hat, ist wohl aber auch meiner erwachsenen Sicht geschuldet, denn meine Kinder fanden die Geschichte nämlich trotzdem sehr spannend.
Das Ende konnte mich dann wieder etwas versöhnlich stimmen, denn das hat dann schlussendlich doch noch gezeigt, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt: auf Familie, Liebe und Zusammenhalt. Und deshalb empfehle ich das Buch trotz kleiner Kritikpunkte an der Handlung sehr gerne weiter.