Tinte und Knochen: Die magische Bibliothek - Komplex-faszinierender Auftakt einer Fantasyreihe

Heute möchte ich euch ein richtig tolles Fantasybuch vorstellen, welches den Auftakt zu einer Reihe bildet, von der ich unbedingt mehr lesen möchte: Tinte und Knochen - Die magische Bibliothek von Rachel Caine. Und darum geht es:

Gebundene Ausgabe | 512 Seiten | Heyne Verlag | Übersetzung: Beate Brammertz

"Die Große Bibliothek mag einmal ein Segen gewesen sein, aber wie sieht es heute aus? Was gibt sie uns? Sie unterdrückt! Sie raubt uns die Luft zum Atmen! Sie, Sir, besitzen Sie etwa ein eigenes Buch? Nein, Sir, kein Blanko, nur gefüllt mit dem, was die Ihnen zu lesen geben... ein richtiges Buch, ein Original, in der Handschrift des Autors? (...) Die Bibliothek besitzt unsere Erinnerungen, aber Sie dürfen nicht Ihre eigenen Bücher besitzen! Warum? Warum fürchten sie es? Warum haben sie Angst davor, Ihnen die Wahl zu lassen?" (S. 53)

Jess stammt aus einer Familie von Buchschmugglern, die ihren Auftraggebern wertvolle Unikate beschaffen. Eine gefährliche Aufgabe, denn der Besitz von Büchern ist illegal. Lediglich die Große Bibliothek, die mächtigste Organisation der Welt, darf Bücher besitzen und nur sie bestimmt, wer welche Bücher lesen darf. Jess bekommt von seinem Vater den Auftrag, die Bibliothek als Lehrling zu infiltrieren und seine Familie so mit wertvollen Informationen zu versorgen. Doch Jess ahnt nichts von den Gefahren und Intrigen, die ihn in den altehrwürdigen Hallen der Bibliothek erwarten sollen... 

Was für eine komplexe, fantasiereiche Geschichte! Rachel Caine hat hier einen absolut faszinierenden Reihenauftakt geschrieben, der die Herzen von Fantasyfans höher schlagen lässt und mich richtig begeistert hat. Angesiedelt im Jahr 2025 wird hier von einer Welt erzählt, in der die sagenumwobene Bibliothek von Alexandria nicht zerstört wurde und nun die Welt beherrscht. Für mich ist Tinte und Knochen: Die magische Bibliothek ein richtiger Lesegenuss gewesen und schon jetzt eins meiner Jahreshighlights! 

'Du hast Tinte im Blut' erkennt Jess Vater schon früh. Als dieser auch als Jugendlicher immer noch nicht das Familiengeschäft des Bücherschmuggelns übernehmen will und stattdessen lieber selbst in den einzigartigen Originalausgaben versinkt, gibt es für Jess nur noch eine Option: er soll als Lehrling in der Großen Bibliothek aufgenommen werden, um von dort aus für die Familie zu spionieren. Doch die Ausbildung ist hart, und nicht alle Schüler werden das erste Lehrjahr überleben...

Die Welt, die die leider schon verstorbene Autorin Rachel Caine hier erschaffen hat, ist gewaltig und komplex. Es ist eine Welt, in der die Bibliothek von Alexandria nicht zerstört wurde. Stattdessen hat diese sich zum Machtzentrum der Welt entwickelt und beherrscht alles. Allem voran natürlich, wer welches Buch lesen darf. Über einen Kodex, eine Art Tablet, können alle Menschen  jederzeit alle Bücher lesen, die es in der Bibliothek gibt - oder zumindest die, welche die Bibliothek nicht ins Schwarze Archiv verbannt hat. Der Privatbesitz von Büchern dagegen ist streng verboten. Dass das nicht allen gefällt ist klar. Allen voran den sogenannten Brandschatzern, die sich gegen die Doktrin der Bibliothek auflehnen und Brandanschläge verüben, um ihr zu schaden. So weit zu den Grundzügen der Welt; zu entdecken gibt es jedoch noch viel mehr!     

Ich hatte zwar zunächst etwas Anlaufschwierigkeiten, da die Geschichte bedächtig startet, aber sobald Jess die Bibliothek in Alexandria zur Ausbildung erreicht hat, nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf und ab da war ich komplett in der Welt versunken. Jess ist ein komplexer Charakter, den ich gar nicht so einfach beschreiben kann. Er ist mutig und klug, aber auch berechnend. Anfangs begegnet er den anderen Lehrlingen mit Kalkül, schließt aber schnell Freundschaften und auch mir sind seine Mitschüler ans Herz gewachsen. Wie schon der Weltenentwurf sind auch die Charaktere wirklich komplex und ich bin super gespannt, was wir in den nächsten Bänden über sie erfahren werden. 

Obwohl die Menschheit hier über einen so gewaltigen, wertvollen Wissensschatz verfügt, beschert er der Menschheit trotzdem nicht die Utopie, die man vielleicht erwarten könnte. Und je mehr man über die Bibliothek erfährt, desto weniger wundert es einen. Zwischen die einzelnen Kapitel sind immer mal wieder Einblicke in Schriften aus dem Schwarzen Archiv eingestreut, die zeigen, wie brutal und skrupellos die Bibliothek mit Personen umgeht, deren Erfindungen oder Meinungen den Status Quo bedrohen und unerwünschten Fortschritt bringen würden. 

Für mich ist Tinte und Knochen ein richtig genialer Reihenauftakt und ich hoffe, dass die auf Englisch bereits vollständig erschienene Reihe auch ganz bald weiter übersetzt wird, denn die Geschichte hat absolutes Suchtpotenzial und die Intrigen haben gerade erst begonnen! 

1 Kommentar:

  1. Hi Friederike,

    ich hab in die Leseprobe reingelesen. Einerseits war der Effekt "wow, könnte gut werden" und dann wieder war ich mir nicht sicher, ob es nicht sein Längen hat. Ich habe es oft in den Händen gehalten, aber noch nicht gekauft. Ich behalte es im Auge und hoffe, dass alle 5 Bände zu guter Letzt übersetzt werden.

    Viele Grüße
    Tina

    AntwortenLöschen

Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten von dir gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch das Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden.