Spätzleblues - Die spinnen, die Schwaben! :-)

"Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür, dann wird die ganze Straße sauber."
Na so was. War das wirklich ein chinesischer Glückskeks-Spruch? Das klang eher nach einer schwäbischen Kehrwochen-Weisheit. 


Runde Drei für Pipeline Praetorius. Die chaotische Stuttgarterin hat endlich einen neuen Job, ihren alten Freund Leon zurück und lebt glücklich mit ihrer besten Freundin Lila zusammen. Tja, wenn die neue Chefin nur kein Biest wäre, Leon nicht für zwei Jahre in China für Bosch schuften würde und auch sonst nicht alles schief laufen würde. Denn Lines Katastrophen-Gen lässt ihr einfach keine Ruhe...

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Ich geb's zu, ich hab es eigentlich nicht so mit Lokalkolorit-Romanen, die sich seit einiger Zeit großer Beliebtheit erfreuen. Titel wie Winterkartoffelknödel, Ostfriesensünde oder eben Spätzleblues sprechen mich normalerweise nicht an. Vielleicht, weil ich noch keinen tollen Berlin/Brandenburg-Roman a la Die Currywurst Verschwörung oder Spreewaldgurken-Mord gesehen habe? Trotzdem habe ich dem Spätzleblues eine Chance gegeben - und mich dabei richtig gut amüsiert.

Für mich als gebürtige Randberlinerin ist das Schwabenland, in dem die Geschichte spielt, so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln. Klar, schwäbische Spätzle esse ich sehr gerne und den Akzent mit den verschluckten Wortendungen kenne ich natürlich, aber da hört mein Wissen über diese Volksgruppe auch schon auf :-) Dank Pipeline Praetorius konnte ich meinen Horizont nun ein wenig erweitern und feststellen, dass wir abgesehen von den sprachlichen Differenzen doch gar nicht so verschieden sind ;-)

Pipeline, kurz Line, lebt in Stuttgart, arbeitet seit Neuestem als Werbetexterin und ist endlich wieder glücklich vereint mit ihrem Freund Leon. Leider arbeitet der aber erstmal für zwei Jahre in China und eine Fernbeziehung per Skype ist einfach nicht so das Wahre. Und auch in ihrem Job läuft nicht alles rund. Ihr Kollege Micha scheint sich für sie zu interessieren und die Chefin lässt keine Gelegenheit aus, ihre Angestellten zu quälen. Und natürlich schlägt auch Lines Katastophen-Gen wieder einmal zu und bringt sie selbst und ihre Mitmenschen in die unmöglichsten Situationen. Wie landet sie schließlich sonst inmitten der riesigen türkischen Verwandtschaft ihres Freundes Tarek, die sie für seine Verlobte halten? Oder bringt fast eine arme Schuhverkäuferin mit einem gewaltigen Berg Schuhkartons um? Oder wird beinahe als Stuttgart-21 Aktivistin festgenommen?

Eins wurde mir beim Lesen sehr schnell klar: mit Line wird es einem nie langweilig. Elisabeth Kabatek hat mit ihr eine sehr sympathische, quirlige und liebenswerte Hauptakteurin geschaffen, mit kleinen Macken, wie sie wohl jede Frau hat und mit der fast schon unheimlichen Begabung, sich ins Chaos zu stürzen. Sie schlittert wirklich von einer blöden Situation in die nächste, wodurch sie die Show "Pleiten, Pech und Pannen" wohl ganz alleine füllen könnte.

Die Bücher um Chaotin Line sprühen dabei nur so vor Lokalkolorit und erfreuen sich gerade deshalb besonderer Beliebtheit in Stuttgart und Umgebung. So kommt hier natürlich auch die schwäbische Mundart nicht zu kurz, was  für mich allerdings zeitweise sehr anstrengend zu lesen war. Da sich die Autorin aber bewusst ist, dass nicht jeder das schwäbische Geknödel verstehen kann, hat sie netterweise in ganz schweren Fällen eine sympathisch amüsante Fußnote druntergesetzt, die den nicht-Muttersprachlern weiterhilft.  

Zwar sind mir die ersten beiden Bücher um Pipeline Praetorius nicht bekannt, aber das hat dem Verständnis der Geschichte nicht geschadet. Der Vollständigkeit halber würde ich Neulingen aber trotzdem empfehlen, mit Band 1, "Laugenweckle zum Frühstück", zu beginnen. Mich jedenfalls konnte dieses Buch genug begeistern, dass ich nun auch die ersten beiden Bände lesen möchte. Also Mädels, wer auf spätzlegespickte Frauenunterhaltung steht, dürfte sich mit Pipeline köstlich amüsieren. :-) 

Spätzleblues - Elisabeth Kabatek
 Broschiert: 352 Seiten
 Verlag: Droemer (1. Juni 2012) 
 ISBN-10: 3426226138
Preis: 12,99 Euro

Willis Fazit:



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