Artikel 5 - Spannende, wenn auch vorhersehbare Jugenddystopie


In Embers Welt zählt nur eins: befolge unbedingt die Regeln der Regierung! Aber so sehr sich Ember auch bemüht hat, stets unter dem Radar der Moralmiliz zu bleiben, werden sie und ihre Mutter trotzdem eines Tages verhaftet. Denn ihre Mutter hat gegen Artikel 5 verstoßen: sie hat ein außereheliches Kind gezeugt. Dafür soll ihr nun der Prozess gemacht werden, während Ember in ein brutales Resozialisierungsheim gesteckt wird.
Doch nichts schockiert Ember mehr als dass sie ausgerechnet von Chase Jennings verhaftet werden - ihr ehemaliger Nachbar und der Junge, den Ember schon seit Jahren liebt...



Wie weit religiöser Fanatismus und radikale Moralvorstellungen gehen können, hat mir auf erschreckende Weise schon Margaret Atwoods Dystopie "Report der Magd" nähergebracht. Während sich die strengen Gesetze dort hauptsächlich auf Frauen bezogen haben, geht die Regierung in  "Artikel 5" noch einen Schritt weiter. Jeder Bürger, ob Mann, Frau oder Kind, hat die neuen Moralstatuten zu befolgen, die nach einem verheerenden Krieg in den USA eingeführt wurden. So darf keiner anderen Religion als der Religion von Amerika angehört werden, oder Familien müssen wenigstens ein Kind aufweisen. Wer die Regeln nicht einhält, landet in Resozialisierungsanstalten oder verschwindet spurlos.

So ergeht es auch Ember. Als unehelich geborenes Kind wird ihre Mutter von einem zum anderen Tag verhaftet und Ember selbst zum Mündel des Staates ernannt. Im Resozialisierungsheim versucht man ihr und den anderen Mädchen die Moralstatuten einzuimpfen, um sie wieder zu vollwertigen und brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft zu machen.

Doch Ember hat nicht vor, lange dort zu bleiben; sie will sich auf die Suche nach ihrer Mutter machen. Dabei kommt ihr ausgerechnet Chase Jennings zu Hilfe - der Soldat, der sie überhaupt erst verhaftet hat. Seit er vor einem Jahr zum Militärdienst eingezogen wurde, hat sie nichts mehr von ihm gehört. Und nun behandelt er sie kalt und abweisend, wie eine Fremde. Was ist nur mit dem Chase Jennings passiert, in den Ember einst verliebt war?

Wie die meisten jungen Männer ist Chase in die Maschinerie des neuen, totalitären Staates geraten, in dem die Moralmiliz die Bürger aufs Schärfste kontrolliert. Die meisten Städte wurden evakuiert, der Luftraum ist nur noch für militärische Flüge offen und Strom gibt es nur vereinzelt. Und wer die neuen Gesetze nicht einhält, wird abgeholt und verschwindet von der Bildfläche. Auch wenn mich das Buch nicht gerade mit neuen Ideen überraschen konnte und etwas vorhersehbar war, so war die Handlung doch zumindest immer sehr spannend und hat mich an die Seiten gefesselt. 
Mir war allerdings Embers Gejammer über Chase etwas zu viel, denn ich fand es ziemlich offensichtlich, was mit ihm los ist. Und nach den Einblicken in ihre gemeinsame Vergangenheit, die man durch diverse Rückblicke bekommt, war Chase' Gefühlslage für mich recht eindeutig. Aber trotz Nerverei hat mich die ambivalente Beziehung der beiden in ihren Bann gezogen. 

Man merkt es wohl schon an meiner Beschreibung, "Artikel 5" ist zur Hälfte Dystopie, zur Hälfte Liebesgeschichte. Obwohl ich davon zu Beginn etwas enttäuscht war, hat mir dieses Verhältnis rückblickend doch gut gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, noch viel mehr über Embers Welt zu erfahren. Welcher Krieg beispielsweise für die Durchsetzung der neuen harten Statuten gesorgt hat, erfährt man nicht. Da der englische Nachfolger "Breaking Point" jedoch bereits erschienen ist, wird vielleicht die Fortsetzung in diesem Punkt mehr Aufschluss bringen. Ich werde sie auf jeden Fall lesen. 

Artikel 5 - Kristen Simmons
Broschiert: 432 Seiten
Verlag: ivi (16. April 2013)
ISBN-10: 3492702864

Preis: 16,99 Euro

Willis Fazit:





1 Kommentar:

  1. Haha, die Nerverei!^^ Ja, das hab ich auch so ähnlich empfunden! Ich hoffe, im zweiten Teil "Gesetz der Rache", der ja schon im Oktober erscheint, werden wir mehr über den Krieg erfahren!!! Schöne Rezi!

    LG
    Kathi

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