Nichts für Anfänger - Der Titel ist Programm!

"Helen Macdowell kriegt einen Hockeyball ins Gesicht. So fängt es an. Jawohl. Der Anfang vom Ende. Von hier aus geht's nur noch bergab." (S. 13)

Das Leben mit fünf großen Schwestern, einer strenggläubigen Katholikin als Mutter und einem Bär von einem Mann als Vater ist schon nicht leicht für den dreizehnjährigen Iren Jim Finnegan. Als er sich dann auch noch unglücklich in die ältere Saidhbh verliebt, als Messdiener vom Pfarrer belästigt wird und sein Vater immer mehr vor sich hin kränkelt, kommt Jim zu dem Schluss, dass sein Leben fortan wohl nur noch schlechter werden wird. Doch neben vielen Schwierigkeiten soll Jim auch noch der großen Liebe begegnen, in der Londoner Metropole den tollsten Job der Welt finden und vielleicht sogar den Tod überwinden. Echt nichts für Anfänger, oder?


                                                            Meine Meinung                                                            

Liebe Leser, bevor ihr zu diesem Buch greift, möchte ich euch eine Warnung mit auf den Weg geben: lasst euch nicht von dem locker-leichten Cover täuschen, der Titel "Nichts für Anfänger" trifft den Inhalt des Buches sehr gut und der Name ist Programm! Denn die Themen, mit denen uns der gebürtige Dubliner Kevin Maher hier im Laufe der Geschichte konfrontiert, sind echt nichts für Zartbesaitete! Trotzdem kann ich dieses Buch einfach nur weiterempfehlen.

Rückblickend wusste seine Mitschülerin Helen wohl schon, was Jim Finnegan im Jahr seines 14. Geburtstags erwarten würde. Denn seit Helen ihn auf dem Hockeyfeld voller Vorahnung angestarrt hat und von einem Ball ins Gesicht getroffen wurde, geht sein Leben stetig bergab. Erst belästigt ihn der Pfarrer, dann verliebt er sich in die siebzehnjährige Saidhbh, die mit seinem Kumpel Mozzo zusammen ist und dann wird sein Vater, zu dem er immer schon aufgesehen hat, schwer krank. Wo soll das alles bloß noch hinführen?   

Jims Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Es sind eigentlich "alltägliche" Dinge, die er hier schildert, von Fahrradrennen mit seinem besten Freund, von den Klatschgeschichten der Mütter, die sich jeden Morgen treffen und von Partyabenden, auf denen das ein oder andere irische Widerstandslied angestimmt wird. Aber irgendwie hat das alles eine richtige Faszination in mir ausgelöst. Die Geschichte ist Mitte der 80er Jahre in Dublin angesiedelt, was man erst nach und nach durch die vielen popkulturellen Referenzen erfährt. So steht Jim total auf Bronsky Beat und ihr Lied "Small town boy", während seine Schwester Fiona im besten MC Hammer-Outfit rumläuft. Durch das Buch kriegt man ganz unaufdringlich die irische Kultur und Lebenseinstellung der 80er Jahre vermittelt und erfährt, mit welchen Problemen die Iren zu kämpfen haben; Alkoholismus und die inneren Konflikte mit der IRA sind da nur zwei Beispiele. Es war wirklich faszinierend, wieviel Komplexität und Detailreichtum in der Geschichte steckt. 

Jim hat sich mit seiner naiven, aber auch irgendwie gar nicht so kindlichen Art direkt in mein Herz gespielt. Er schildert die ganzen Begebenheiten, die ihm widerfahren, durch die naiven Augen eines Dreizehnjährigen, führt einem die bittere Realität dadurch aber nur umso ungeschönter und gnadenloser vor Augen.

"Nichts für Anfänger" ist ein wirklich ungewöhnlicher und fesselnder Coming of Age Roman, der trotz der heftigen Thematik irgendwie eine gewisse Leichtigkeit beim Lesen verströmt hat. Denn obwohl Jims Leben echt heftig ist, fand ich das Buch nicht bedrückend, denn Jim erzählt mit einem gewissen Sarkasmus und irgendwie locker, trotz der Dinge, die ihm und seinem Umfeld passieren. Deshalb vergebe ich eine dicke Leseempfehlung an alle, die sich für die irische Kultur der vergangenen Jahrzehnte und das ungewöhnliche Aufwachsen eines sympathischen Jungen interessieren, sofern sie nicht vor unbequemeren Themen zurückschrecken. Absolut lesenswert!

Nichts für Anfänger - Kevin Maher
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Karl Blessing Verlag (26. August 2013)
ISBN-10: 3896674943
Preis: 19,99 Euro

Willis Fazit:




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4 Kommentare:

  1. Wow, das klingt nach einem wirklich tollen Buch... wie bist du darauf gestoßen? :-) Vom Cover her hätte ich so etwas tolles gar nicht erwartet und vielleicht nichtmal weiter gegraben...

    Viele Grüße,
    Alex

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    1. Hi Alex,
      ich habe es zufällig auf testleser-werden.de gefunden und mich beworben. Ich hatte mal wieder Lust auf was "Anderes" statt immer nur Jugendbücher. Und es hat sich gelohnt :-)

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  2. Ich finde auch, dass es sehr interessant klingt. Bin mir zwar aufgrund deiner Warnung noch nicht ganz sicher, ob es etwas für mich ist, aber ich werde es mir auf jeden Fall mal merken. :)

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    1. Naja, am heftigsten fand ich die Szenen mit dem Pfarrer. Kannst dir ja vielleicht denken, was da abgeht. Wenn du meinst, damit klarzukommen, kann ich dir das Buch nur empfehlen :-)

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