Warum mich Übersetzungen manchmal zum Schreien bringen

Eigentlich wollte ich euch heute meine Neuzugänge zeigen, aber aus aktuellem Anlass vermag ich es leider nicht zu ändern und muss sie auf einen anderen Tag verschieben. Denn mir brennt gerade ganz aktuell ein Thema auf der Seele, welches mich schier in den Wahnsinn zu treiben vermag. Bei meiner aktuellen Lektüre ist mir nämlich beim Lesen etwas aufgefallen, was ich nicht mehr zu verdrängen vermag. Ich vermag auch kaum auszudrücken, wie sehr es mich seitdem in den Wahnsinn treibt...

Na, aufgefallen? Seid ihr auch schon genervt vom Wort "vermag" und kurz davor, mir eine zu klatschen? Dann Willkommen in meiner aktuellen Misere :-) Stein des Anstoßes ist das Buch "If you stay", bei dem ich seit Lesebeginn nun schon zum x-ten Mal über den Ausdruck "vermag" gestolpert bin. Seit es mir gestern Abend aufgefallen ist, kann ich es einfach nicht mehr überlesen und habe mir einmal die Mühe gemacht, zu zählen: Auf 11 Seiten wird "vermag" 7x gebraucht. Klingt nicht nach so viel, aber der Ausdruck ist einfach nicht alltäglich genug, als dass es nicht auffällt.

Und ganz ehrlich, in einem Buch, in dem ständig von Schwanz lutschen, Drogen und Titten (sorry für die Ausdrucksweise) geredet wird, finde ich es doch sehr befremdlich und irgendwie merkwürdig, plötzlich so hochtrabende Formulierungen wie "Selbst ich vermag die Beklommenheit in meiner Stimme zu hören" oder "Ich vermag nicht mehr klar zu denken" zu lesen. Was ist denn bitte so unschön an dem einfachen Wörtchen "kann", welches doch wenigstens jedes zweite "vermag" hätte ersetzen können? Zumal dieses auch wesentlich besser zum Rest des Buches passen würde als der fast schon altbackene Begriff. Oder soll es ein Stilmittel sein, um zu vermitteln, dass die Charaktere trotz Rumvögelei etc. doch anspruchsvoll sind???



Nicht zum ersten Mal ist mir aufgefallen, dass manche Übersetzer scheinbar Vorlieben für gewisse Formulierungen haben; auch ich selbst verwende gerne das Wörtchen "mal", wenn ich Kommentare oder Berichte schreibe. Ist ja auch überhaupt kein Problem, wenn es denn in Maßen eingesetzt wird. Denn es ist nicht wirklich die Formulierung an sich, die mich stört, sondern einfach die inflationäre Verwendung, die den Ausdruck irgendwann unerträglich macht und mich entweder fast zum Schreien oder zum hilflosen Lachen bringt.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich will damit auf keinen Fall die Arbeit des Übersetzers niedermachen, denn es ist bestimmt ein Haufen Arbeit und schließlich muss man sich ja an die Vorgaben des Autoren halten. Und seien wir ehrlich, es liegt natürlich auch nicht immer am Übersetzer. Im Falle von "If you stay" weiß ich natürlich nicht, ob Courtney Cole selbst ständig so geschwollen daherredet, wenn Pax und Mila im inneren Monolog versinken. Wenn ja, liegt meine Kritik natürlich nicht bei der Übersetzung. Als weiteres Beispiel fällt mir spontan auch noch "Harpyenblut" von Daniela Ohms ein, welches mich mit der Formulierung "die Schläfe lecken" echt in den Wahnsinn getrieben hat. Ständig, wirklich ständig wurde da zum Ende hin mit diesem Ausdruck um sich geschmissen, aaargh!!!

Ist euch sowas auch schon aufgefallen? Welche Formulierungen oder Häufungen haben euch beim Lesen in den Wahnsinn getrieben?

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

31 Kommentare:

  1. Oh ja, bei sowas bekomme ich auch Aggressionen. Bei Reckless z. B. wollte ich das Buch bei der Erwähnung von "Fleisch" in allen Varianten irgendwann gerne gegen die Wand schmeißen. Oder "Er/Sie massierte sich die Schläfen". Orrrrrrr. Das war glaub ich bei Kirschroter Sommer sehr inflationär im Gebrauch.
    Vor ein paar Jahren habe ich mich bei meiner Rezi zu Plötzlich Shakespeare auch schon über sowas ausgelassen :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hehe, ja, immer wieder kehrende Formulierungen können einen schon in den Wahnsinn treiben :-D

      Löschen
  2. Ohje, du hast Recht, so etwas nervt ganz gewaltig. Mir geht es dann immer so, dass ich förmlich danach suche und mich garnicht mehr auf den eigentlichen Inhalt konzentrieren kann.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Richtig, genau so geht es mir auch. Und das ist echt schade, dass man sich dadurch kaum noch auf die eigentliche Geschichte konzentriert.

      Löschen
  3. Ich kann dich nur zu gut verstehen, dass ist wirklich ärgerlich!
    Ich habe total an der Übersetzung von Shades of Grey gestoßen, die Orginalfassung ist wirklich nicht so schrecklich wie die Deutsche....
    Liebe Grüße
    Janine
    Jeanne D'Arc Bücherblog

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Davon hab ich einfach zu viele Rezis mit Kritikpunkten gelesen, bei denen es mich schon vorher gegruselt hat, als das ich das noch lesen werde :-)

      Löschen
  4. 7x auf 11 Seiten finde ich doch ganz schön viel. Ich weiß ganz genau, welche Wörter ich teilweise viel zu häufig in Texten benutze und bei meinem Rezensionen lasse ich die zB immer markiere um sie zu ersetzen, wenn sie mal wieder zu oft auftauchen.

    Ich kann dir ansonsten aber nur zustimmen. Mir ist das damals ganz stark bei 'Drei Wünsche hast du frei' von Jackson Pearce aufgefallen. Statt einfach mal 'ja' zu schreiben hat die Übersetzerin beinahe jedes 'yeah' so stehen lassen. In den USA mag das ja umgangssprachlich oft benutzt werden, aber wie viele Leute beantworten in Deutschland selbst normale fragen mit 'yeah' statt 'ja'? Das hat mich total genervt. 'Yeah' sagen wird doch höchstens mal als Ausdruck der Freude, aber doch nicht um etwas zu bestätigen. Da hätten Übersetzerin und/oder Lektorat echt mehr Rücksicht drauf nehmen sollen, finde ich.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Uuuh, ich glaube, das hätte mich auch tierisch genervt. Und ich gebe dir recht, bei uns würde wohl niemand mit yeah antworten :-)

      Löschen
  5. Hey :)
    Das kann ich absolut nachempfinden. Ich rege mich da aich immer tierisch drüber auf. Das beste Beispiel, dass mir grade einfällt ist die Shades of Grey Trilogie. "Meine innere Göttin" damit kannst du mich freiwillig mittlerweile von einer Brücke springen lassen. Ich konmte das nach dem 10. Mal auch nicht mehr überlesen -.- also ich fühle mit dir ;)

    Liebe Grüße
    Jenny

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hehe, wobei dieser Ausdruck bei Shades of Grey ja nicht die einzige Misere war :D Aber ich weiß genau, was du meinst, denn mir ging's beim Lesen dieser Reihe auch so. Ich war damals so weit, dass ich den dritten Band gar nicht mehr lesen wollte. Aus Neugier musste ich es dann aber natürlich trotzdem tun :)

      Löschen
    2. Na das klingt schon jetzt zum Abgewöhnen :-D Gut, dass ich darauf verzichtet habe (und es auch in Zukunft tun werde).

      Löschen
    3. @ Nicole
      Stimmt, aber das war einer der Kritikpunkte, der sich in mein Gedächtnis gebrannt hat und da auch glaube ich nie wieder weggehen wird.^^ Den dritten Band habe ich immer noch von einer Freundin ausgeliehen bei mir liegen, weil ich ihn mir noch nicht antun will/kann. Ob ich das wohl jemals kann? :D

      @Friedelchen
      Da hast du echt Glück gehabt. Das ist das schlechteste Beispiel für das Genre. Da gibt es 1.000 bessere Bücher ;)

      Löschen
  6. Gerade bei 'If you stay' war ich von der Übersetzung auch nicht angetan. Genau wie du kann ich nicht beurteilen, ob es wirklich an der Übersetzung oder schon am Original gehapert hat, aber der Schreibstil ging mir völlig gegen den Strich. Dieser große Unterschied in den Formulierungen, wie du ihn bereits beschrieben hast, kam mir sehr merkwürdig vor. Man kann doch nicht auf der einen Seite geschwollen daher reden und im nächsten Wort so vulgäre Ausdrücke benutzen. Dass das Wort 'vermag' so häufig zum Einsatz gekommen ist, ist mir ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen. Mich hat an 'If you stay' viel mehr gestört, dass anstatt ein normales 'das' so häufig 'dies' gesagt wurde. Ich habe jetzt kein genaues Zitat parat, aber mal ehrlich, kein Mensch in diesem Alter würde so etwas wie 'Wie konnte er DIES nur nicht bemerken' oder ähnliches sagen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Stimmt, dieser Gegensatz ist einfach zu merkwürdig. "Dies" ist mir jetzt gar nicht so aufgefallen. Naja, ich hab ja noch ein Stück vor mir...

      Löschen
  7. Ich kann deinen Frust extrem gut nachvollziehen und ab und zu muss sowas dann eben auch mal raus :) Freue mich trotzdem auf deine Neuzugänge!

    Liebe Grüße und schönen Sonntag noch,
    Nicole

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Nicole, danke, dir auch! Mittlerweile hab ich mich auch schon wieder abgeregt, aber gestern abend beim Lesen fand ich das ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr lustig.

      Löschen
  8. Ich hab gestern auch in "If you stay" reingelesen, war dann schon nach dem ersten Kapitel ... nun ja, etwas außer Atem (irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass es SO ... direkt ... wird), und hab mir dann erst mal was anderes, eher "unschuldiges" zu lesen gesucht ;) (Das entpuppte sich aber leider als ziemlicher Mist). Das Wörtchen "vermag" ist mir nun in dem ersten Kapitel bei "If you stay" nicht so direkt aufgefallen, aber ich schätze, wenn ich das Buch lese und dabei über ein "vermag" stolpere, dann werd ich an dich denken :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich glaube, es fängt erst in Kapitel 2 mit Milas Sichtweise an. Ja, ich dachte mir auch "Hui, okaaaay", als gleich in Zeile 3 was von Schwanz lutschen stand o_O

      Löschen
  9. Ich schließe mich deiner Misere an, ich lese das Buch auch gerade und mich stört das auch gewaltig. Warum sind Übersetzungen manchmal einfach so zum Davonlaufen? Das macht das ganze Buch echt kaputt und das ist schade, weil in englisch soll wohl das Buch richtig gut sein. :(
    Aber as Buch ist schon etwas sehr direkt, aber mal sehen, wie es weitergeht. (Stehe gerade in Kapitel 4)
    Alles Liebe,
    Katja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Katja, naja, auch im englischen Original hätte mich das Buch nicht überzeugt, dazu waren mir die Charaktere zu blass :-)

      Löschen
  10. Ich weiß definitiv, was du meinst! Das Problem dabei ist wirklich, dass man ja nicht weiß, ob es am Übersetzer oder am Original liegt. Und bei deinen Ausschnitten beginnen auch gleich zwei Säzte mit und. Ganz schlechtes Tennis xD

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und dabei sollte es nicht bleiben, im Verlauf des Buches kam noch eine weiteres Lieblingswort der Autorin dazu: Weichei. Ich bin doch kein Weichei. Sowas machen nur Weicheier. Ich bin wohl doch ein Weichei... Arrrgh!!

      Löschen
  11. Der Klassiker sind für mich immer noch die postkoitalen Haare aus "Shades of Grey". Könnte mich heute noch totlachen, als ich das mitbekommen habe :D Und da war ja Wiederholung schon kein Stilmittel mehr (und die deutsche Übersetzung hat dem noch die Krone aufgesetzt!) So oft wie die notgeil an den Lippen geknappert hat... achja... immer wieder schön, so Schreibstil.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Postkoitale Haare??? Äh ja, gut dass ich auf das Buch verzichtet habe :-D

      Löschen
  12. Verda***... Ich hätte das nicht lesen soll, jetzt werde ich die ganze zeit nach dem Wort suchen, das Buch liegt nämlich hinter mir auf meinem Lesestapel. -.- Ich habe jetzt definitiv ein Problem. :D
    Aber ich versteh dich und kann nachvollziehen was du meinst. Mal schaun wie es mir ergehen wird. Ich vermag mir das gar nicht vorzustellen. :P

    Liebe Grüße
    Katja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Haha, tut mir leid, ich wollte dir den Lesespaß nicht schon im Voraus verderben. Vielleicht lag es auch einfach an mir und ich war nicht in der richtigen Stimmung für das Buch? Mal sehen, was du sagst.

      Löschen
  13. :D :D :D Herrlich! Über sowas rege ich mich auch gerne auf. Bei "Solange am Himmel Sterne stehen" ist mir das auch aufgefallen, aber deine Interpretation gefällt mir besonders :D
    Ich habe dich übrigens getaggt und hoffe, du machst auch mit :)

    http://lisaundlaurahoch2.blogspot.de/2014/04/tag-der-protagonisten-lisa.html

    AntwortenLöschen
  14. Auf Paperblog bin ich auf diesen interessanten Artikel gestoßen. Für mich als Übersetzerin ist es besonders interessant, obgleich nun auf Mode und Beauty-Übersetzungen konzentriert bin, wie Autoren die literarischen Übersetzungen wahrnehmen. Aber ich bin ganz bei dir, dass die Wirkung im Englischen verfälscht werden könnte durch eine defizitäre Übersetzung ins Englische. Viele Grüße aus dem Rheinland

    AntwortenLöschen
  15. Ich kann dich gut verstehen! Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, kenne ähnliche Probleme aber aus anderen Büchern. Deshalb kaufe mir auch keine neuen Übersetzungen mehr (von englischsprachigen Autoren). Mir kam beim Lesen nämlich schon oft das Grauen. Die Formulierungen sind ja bei weitem nicht das Schlimmste, oft werden ganze Sätze ausgelassen oder Namen verändert. So etwas merkt man erst, wenn man das Buch nachher noch im Original liest. Das ist wirklich schlimm. Dennoch leisten die Übersetzer natürlich großartige Arbeit, das möchte ich auch keinesfalls schlecht reden.

    Liebe Grüße
    Katharina

    AntwortenLöschen
  16. Ohhh, wie nervig! Das kenne ich auch! Bei "Together forever - Unendliche Liebe" von Monica Murphy vermag die Übersetzung auch, mich zum Verzweifeln zu bringen. Da würde ich mir am liebsten ständig die Schläfe lecken. ^^ (Apropos, wie kommt man denn auf so eine Formulierung? Erotikroman oder Hund als Protagonist? :D)

    Jedenfalls redet der Protagonist bei "Unendliche Liebe" immer ganz assi daher und sagt in jedem zweiten Satz "oh, fuck!". Übersetzt wird das ganze als "ficken." Hätte dem Buch vielleicht besser getan, wenn man den Ausdruck so stehen lässt, weil es dadurch sehr oft richtig bescheuert klang. :D

    Tolle Beiträge übrigens, ich rege mich gerade köstlich mit dir über Buchaufkleber und Co. auf. ;D

    Alles Liebe ♥
    Viktoria von www.diary-of-a-booklover.tumblr.com

    AntwortenLöschen

Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten von dir gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch das Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden.