"Falls sie Miniaturistin eine sonderbare und beharrliche Lehrerin ist, fühlt Nella sich gerade wie eine störrische Schülerin. Sie begreift nicht, was die Lektionen zu bedeuten haben, und sehnt sich nach nur einem einzigen Stück, das erklärt, was die Miniaturistin von ihr will." (S. 251)
Als die junge Nella mit dem reichen Amsterdamer Kaufmann Johannes verheiratet wird, hält sie es für die langersehnte Flucht aus ihrem kleinen, unspektakulärem Heimatdorf. Doch in Amsterdam folgt schnell die Ernüchterung: ihren Ehemann kriegt sie kaum zu Gesicht, seine herrische Schwester, die den Haushalt führt, bringt ihr nur Verachtung entgegen und selbst die Bediensteten sind Nella gegenüber verschlossen und geheimnistuerisch. Als ihr Ehemann ihr da ein wunderschönes Puppenhaus schenkt, welches genau ihr Haus in der Herengracht abbildet, hält sie es erst für sinnlose Zerstreuung. Doch dann schickt ihr der Miniaturist nicht nur winzige Möbel zum Befüllen des Hauses, sondern auch verblüffende genaue Abbilder der Einwohner. Figuren, die Nella langsam deren Geheimnisse enthüllen...
Meine Meinung
Die Magie der kleinen Dinge wird in England bereits seit einiger Zeit hochgelobt, und da mich die Beschreibung sofort angesprochen hat, bin ich aus meinem üblichen Leseschema ausgebrochen und habe zu diesem historischen Roman gegriffen - und habe es keine Sekunde bereut. Denn Jessie Burtons Debüt kann sich wirklich sehen lassen und überzeugt nicht nur mit einer spannenden Geschichte, sondern auch mit wundervoll historischem Flair.
Das Buch erzählt die Geschichte der achtzehnjährigen Petronella Oortman, die ihr kleines Heimatdorf verlässt, um in Amsterdam als Ehefrau des reichen Kaufmanns Johannes Brandt zu leben. Doch einmal in Amsterdam angekommen, fühlt sich alles andere als willkommen, denn man begegnet ihr kühl und abweisend, und ihren Ehemann kriegt sie kaum zu Gesicht. Erst das prunktvolle Puppenhaus, welches ihr Johannes schenkt, reißt Nella aus ihrer Trübsal. Denn die Miniaturfiguren, die ihr plötzlich unaufgefordert zugesandt werden und die Einwohner ihres Hauses exakt abbilden, offenbaren verblüffende Geheimnisse, durch die Nella langsam erfährt, was sich eigentlich genau hinter der perfekten Fassade der Familie Brandt abspielt...
Ich konnte wirklich sehr mit Nella mitfühlen. Die Ablehnung, die sie durch Johannes strenge Schwester erfährt, die Missachtung durch den eigenen Ehemann und das Gefühl der Isolation, alles wurde sehr gefühlvoll und realistisch beschrieben. Die verschiedenen Charaktere sind der Autorin ebenfalls wunderbar gelungen, allen voran Nella, die im Verlauf der Geschichte eine glaubhafte Entwicklung durchmacht, vom schüchternen Dorfmädchen zur selbstbewussten Frau. Jessie Burton schreibt ihre Geschichte einfach mit einem wunderbaren Detailgrad. So konnte ich mir nicht nur die Amsterdamer Straßen und schicken Häuser, sondern auch die winzigen Töpfe, Polstermöbel und Figuren, die der Miniaturist hier für Nella herstellt, richtig bildlich vorstellen. Das mysteriöse Puppenhaus verströmt dabei einen fast schon magischen Charme. Denn woher weiß der Miniaturist so intime Sachen über die Einwohner des Hauses?
Nicht nur die spannende Geschichte hat mich fasziniert, sondern auch die historischen Komponenten, die so korrekt wie möglich dargestellt wurden und durch die ich nebenbei beim Lesen richtig viel über die damalige Zeit gelernt habe. Die Geschichte spielt 1686, eine Zeit, in der Amsterdam seine Blütezeit
erlebt hat, weshalb man es heute auch das "Goldene Zeitalter" nennt. Durch das Buch bekommen wir Einblick in den Aufbau der Gesellschaft, welche strengen Ansichten die Amsterdamer zu Sünde und Moral hatten und wie der Alltag oder der Handel ablief. Auch der Charakter von Nella beruht auf historischen Fakten, denn Petronella Oortman hat tatsächlich existiert, sowie auch ihr Puppenhaus, welches man heute im Amsterdamer Rijksmuseum bewundern kann.
Lediglich das Ende hat mich ein ganz klein wenig wehmütig zurückgelassen, da die Geschichte recht offen endet und nicht alle Geheimnisse im Detail geklärt werden. Aber an sich ist das auch logisch nachvollziehbar, denn wir erfahren nun einmal nur, was auch Nella weiß. Und so bleibt mir Die Magie der kleinen Dinge als sehr schönes Leseerlebnis in Erinnerung, welches ich gerne jedem weiterempfehle, der eine Schwäche für historisch korrekte Romane hat.
Das Puppenhaus der Petronella Oortman |
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Limes Verlag (16. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3809026476
Das ist jetzt schon das zweite Mal diese Woche, dass mir dieses Buch über den Weg läuft!
AntwortenLöschenIch finde ja, dass es sich total interessant anhört. Ich kann zwar nicht, behaupten dass ich schon viele historische Romane gelesen hätte, aber vielleicht sollte ich dem hier mal eine Chance geben.
Die Rezension hat mich sehr neugierig gemacht :)
Liebe Grüße
Hi Eva, so geht es mir auch, ich lese eigentlich nicht sonderlich viele historische Romane, aber hier hat mich die Beschreibung einfach so neugierig gemacht. Und ich wurde nicht enttäuscht :-)
LöschenMir hat das Buch auch sehr gut gefallen :)
AntwortenLöschenVielleicht schaust du dir meine Rezi dazu auch mal an:
http://luiline.blogspot.de/2015/04/rezension-die-magie-der-kleinen-dinge.html
Liebe Grüße
Christina
Oh das klingt nach einem Buch für mich! :) Das wandert gleich mal auf meine Wunschliste, wenn es sogar dich überzeugen konnte! :)
AntwortenLöschenLiebste Grüße! :)
Hach, das klingt so gut! Ich muss es unbedingt auf meine Wunschliste setzen. :)
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