Die Stadt der eigentlich nicht verschwundenen Kinder

Gaia lebt mit ihrer Familie außerhalb der Enklave, einer reichen Stadt, in der es ständig sauberes Trinkwasser gibt, genug Nahrung für alle und sogar Elektrizität. Damit auch die Menschen in dem armen Außenbezirk außerhalb der Mauer darauf zurückgreifen können, wurde ein Abkommen geschlossen: Nahrung und sauberes Wasser gegen die ersten drei Kinder, die jeden Monat geboren werden.

Gaias Mutter ist Hebamme und daher ist es für sie keine Frage, diesen Beruf auch zu ergreifen. Von klein auf hat sie ihre Mutter begleitet, wenn diese die Kinder zur Enklavenmauer vorgebracht hat. So hat sie dieses Vorgehen bisher nie hinterfragt. Doch als ihre Eltern plötzlich von der Enklave gefangengenommen werden, beginnt Gaia am System zu zweifeln. Was haben ihre Eltern verbrochen? Und wozu braucht die Enklave unbedingt die Kinder der Außenbezirke?

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Meine Meinung

Ich liebe dystopische Literatur, und so freue ich mich sehr darüber, dass dieses Genre nun auch die Jugendliteratur vermehrt erreicht. Gaias Geschichte spielt irgendwann im 24. Jahrhundert, nachdem eine Klimakatastrophe die Bevölkerung scheinbar stark dezimiert hat und Wasser eine Seltenheit ist. Was genau passiert ist, erfährt man (noch) nicht.

Man merkt jedoch, dass dieses Buch u.a. auch für jüngere Teenager gedacht ist, denn der Versuch einer Dystopie ist nicht vollständig gelungen. Einerseits scheint die Gesellschaft innerhalb der Enklave aus gefühllosen, kaltherzigen Menschen zu bestehen, die ohne Skrupel bei der Hinrichtung einer schwangeren Frau zusehen und es richtig finden, den Menschen außerhalb der Mauer jeden Monat 3 Kinder wegzunehmen. Andererseits begegnen Gaia aber fast nur Menschen, die es gut mit ihr meinen und ihr jederzeit bereitwillig helfen. Wirklich grausam verhält sich ihr gegenüber eigentlich keiner. Eingefleischten Dystopie-Fans dürfte die Geschichte daher zu seicht sein, ich finde sie für die angezielte Altersklasse jedoch sehr angemessen.

Auch hat mich der Titel und der Klappentext noch ein großes Mysterium erwarten lassen, was aber nicht der Fall war. Alles wird logisch erklärt und die Kinder sind eigentlich nicht "verschwunden", wachsen nur unter einem anderen Namen innerhalb der Enklave auf. Keine Sorge, das wird sehr bald am Anfang klar und ich nehme euch hier eigentlich nichts vorweg. Warum die Enklave die Kinder braucht, lasse ich euch aber selbst herausfinden :-) Daher finde ich den Titel zwar sehr schön, aber auch etwas irreführend, da passt der englische Titel "Birthmarked" doch besser.

Trotz dieser kleinen Kritik konnte ich das Buch einfach nicht mehr weglegen, denn auch wenn der Schreibstil recht einfach gehalten ist (verständlich bei einem Kinder- und Jugendbuch), ist es doch sehr mitreißend und liebevoll geschrieben. Gaia ist von Anfang an sympathisch, aber auch naiv wie ein kleines Mädchen, trotz ihrer sechzehn Jahre. Sie erkennt die Grausamkeiten der Enklave erst, als sie auf sich allein gestellt ist. Und eher durch glückliche Zufälle findet sie heraus, was mit ihren Eltern geschehen ist. Doch gerade wegen ihrer unschuldigen Art gewinnt man sie sehr schnell lieb und leidet und hofft mit ihr.

Das Ende der Geschichte bleibt offen, aber man merkt schon in der Mitte des Buches, dass Gaias Geschichte noch nicht zuende erzählt ist. Ein Blick auf die Verlagsseite offenbart, dass dieses Buch der Beginn einer Serie ist. Darüber freue ich mich sehr und warte nun gespannt auf die Fortsetzung, denn Gaias Geschichte birgt viel Potenzial, auch außerhalb der Enklavenmauern. Ich empfehle dieses Kinder- und Jugendbuch vorbehaltlos weiter!


Die Stadt der verschwundenen Kinder - Caragh O'Brien
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (24. Januar 2011)
ISBN-10: 345352800X

Preis: 16,99 Euro 

Willis Fazit:





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7 Kommentare:

  1. Hallo Friedelchen,

    das klingt nach einem wunderschönen Buch! Du hast mich auch recht neugierig gemacht und ich glaube, ich werde schauen, ob ich noch eine Reihe irgendwie unterbekommen. Nur langsam wird es wahrlich knapp. *lach*

    Danke für die Rezension!

    Liebe Grüße,
    - Marie

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  2. Das klingt gut. Ich werd mich aber wohl eher an das englische halten. :)
    Danke für die Rezi :)

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  3. Klingt gar nicht mal so schlecht, danke für die aufschlussreiche Rezi - vielleicht nehme ich mir das Buch mal vor, wenn ich mich endlich durch The Stand gekämpft habe....

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  4. Uh, The Stand hatte ich auch mal angefangen und 400 von 1200 Seiten schon geschafft; dann musste ich pausieren. Jetzt kann ich natürlich wieder von vorne anfangen. :-(

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  5. Hört sich sehr gut an, gerade das Cover hat mich schon vor einiger Zeit angelockt. Ich werde es mir wahrscheinlich wie Stefanie eher auf Englisch besorgen/angucken, aber trotzdem tolle Rezension.

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  6. Das klingt tatsächlich fantastisch, vielleicht hole ich mir das auch irgendwann nach Hause.
    Davor muss ich aber noch gefühlte 100 andere Bücher kaufen *lach*. Auf jeden Fall hast du mich echt neugierig gemacht!

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  7. Danke für die schöne Rezi! das Buch klingt wirklich gut!
    LG
    Kathi

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