Blood Magic - Vor diesem Mädchen sollte man seine Küchenmesser gut verstecken

"Ich selbst hätte besser nie die brennende Kraft in mir geweckt. Wie konnte ich glauben, sie würde mehr Schönheit in unser Leben bringen? Der Tod war alles, was die Magie uns gebracht hatte."

Silla hat sich seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern vor ein paar Monaten immer mehr aus ihrem normalen Leben zurückgezogen. Ihre Freunde erkennen sie kaum wieder. Doch als ihr ein Unbekannter ein Buch voller magischer Zaubersprüche zuschickt, welches angeblich von ihrem Vater stammt, gerät ihre Welt vollends aus den Fugen. In ihrem Blut schlummert mächtige Magie, die sie befähigt, Wunden zu heilen, Verstorbenes zum Leben zu erwecken oder sich vor Unheil zu schützen.

Sie begibt sich auf den angrenzenden Friedhof, um zu überprüfen, ob die Zaubersprüche tatsächlich funktionieren. Dabei wird sie von ihrem neuen Nachbarn Nick beobachtet, doch bei ihm ist ihr Geheimnis sicher, denn auch Nick ist ein Blutmagier, auch wenn er es am liebsten vergessen möchte. Denn er kennt die Gefahren der Magie, die scheinbar auch Sillas Eltern getötet haben...

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"Blood Magic" ist ein Buch, das mich etwas zwiespältig zurückgelassen hat. Bis zur Hälfte mochte ich es nicht besonders, doch die Geschichte an sich hat mir eigentlich gut gefallen. Das Buch weist viele Schwächen auf, die man häufig bei Debütromanen findet, daher tippe ich ganz stark, dass es Grattons Erstlingswerk ist. So bin ich über einige stilistische Grobheiten gestolpert.

Schon auf der ersten Seite erhält Silla das Zauberbuch und fackelt nicht lange - sie probiert einen der Sprüche aus und muss feststellen, dass Magie tatsächlich existiert. Ich fand dieses direkte Hineingeworfen-werden etwas zu schnell, denn Silla bezweifelt quasi gerade mal eine Sekunde lang, dass es Magie überhaupt gibt, bevor sie sich auch schon in den Finger schneidet und ein verwelktes Blatt zum Leben erweckt. Bedenken oder Angst hat sie nicht.

Zeitweise hat die Autorin auch eine sehr ungeschickte Art, Dinge zu vermitteln, als hätte sie sich irgendwie keine Gedanken gemacht, dass manche Sätze beim Lesen sehr merkwürdig klingen. Beispielsweise rammt sich Silla die Fäuste in den Magen, als ihr übel ist (dabei hätte ich mich erst recht übergeben) oder im Allgemeinen, um sich unter Kontrolle zu halten, oder ihr Bruder Reese schaut sie überrascht aus großen Augen an, presst aber gleichzeitig wütend die Lippen zusammen (das muss einen sehr komischen Gesichtsausdruck ergeben). Oder als sich Silla einen kleinen Schnitt in den Finger zufügt für einen Zauber, muss sie sich auf die Lippen beißen, um vor Schmerz nicht loszuschreien. Hallo, wie alt ist sie denn bitte? Fünf?

Und auch mit Gefühlsbeschreibungen hat die Autorin es doch ziemlich übertrieben. Quasi in jeden Satz wird ein emotionsbeschreibendes Wort gezwängt und Silla durchläuft auf einer Buchseite eine ganze Palette an Emotionen. So ging mir Silla und ihre Gefühlsschwankungen besonders am Anfang häufig auf den Keks. 

Glücklicherweise konnte mich die recht spannende Geschichte über die stilistischen Mängel hinweggetragen und ab der Hälfte wurde es definitiv besser. Silla entdeckt, dass ihr Vater ihre Familie scheinbar vor einer unbekannten Gefahr schützen wollte, denn überall findet sie Schutzrunen. Doch was ist passiert, dass er erst seine Frau und dann sich selbst erschossen hat? Und auch Nick hat mit seiner magischen Vergangenheit zu kämpfen, denn scheinbar hat seine Mutter seit seiner frühesten Kindheit Zaubersprüche an ihm geübt, bevor sie ohne ein Wort verschwunden ist.
Der Fokus der Geschichte liegt nicht nur auf Silla und Nicholas, die gemeinsam langsam dahinter kommen, was mit Sillas Eltern passiert ist. Tagebucheinträge erzählen außerdem die Geschichte einer  unglaublich mächtigen Hexe, die Silla heimsucht und das Zauberbuch ihres Vaters an sich bringen will, koste es, was es wolle. Dank ihr kommt ein bisschen Action in die sonst eher vor sich hinplätschernde Geschichte und gegen Ende hin wird es tatsächlich richtig dramatisch.

Natürlich entwickelt sich zwischen Silla und Nick die für Fantasy-Jugendbücher obligatorische Liebesgeschichte und das mal wieder viel zu schnell, doch die Beziehung erscheint tatsächlich recht normal, es wird nicht von unsterblicher Liebe etc. geredet. Schön fand ich, dass Nick im Gegensatz zu einigen anderen männlichen Protagonisten nicht Ja und Amen zu allem sagt, was Silla von sich gibt. In Konfliktsituationen scheinen die meisten immer gleich einzuknicken. Nicht jedoch Nick. Wenn Silla sich mal wieder dämlich benimmt, sagt er ihr das auch. Endlich mal ein männlicher Charakter, der sich gegen die Zickereien seiner Freundin wehrt und sie nicht einfach still hinnimmt. 

Das Buch ist eigentlich in sich abgeschlossen, aber der englische Titel Blood Magic - The Blood Journals könnte andeuten, dass noch mehr folgen soll; ein paar Fragen sind jedenfalls offen geblieben.

Mein Fazit: Blood Magic liefert eine interessante Geschichte um Magie und gefährliche Zaubersprüche, liest sich besonders zu Beginn aber eher holprig dank des plumpen Erzählstils.  Insgesamt liefert es recht gute Unterhaltung, auch wenn ich sicherlich kein großer Fan von Tessa Gratton werde. 

Blood Magic - Tessa Gratton
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: cbj (18. Juli 2011)
ISBN-10: 3570152863
Preis: 17,99 Euro

Vielen Dank an den cbj-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Willis Fazit:







6 Kommentare:

  1. Eine seeeeeeeeeeeeeeehr schöne Rezi liebe Friederike!!! Du hast es echt auf den Punkt gebracht, wow! Ich konnte irgendwie nicht so richtig benennen, was mich an dem Buch gestört hat, aber die Bewertung war mit dreieinhalb genau gleich! *lach*

    LG
    Kathi

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  2. Hallo Friedelchen,
    Deine Rezension ist sehr aufschlussreich. Bei manchen Büchern stellt man fest, dass der Sprach- und Schreibstil sich erst mittendrin verfestigt beziehungsweise entwickelt, und sich dann auch flüssiger und schöner lesen lässt. Oft sind es Sätze, die zur jeweiligen Situation einfach fehl am Platz sind. Ähnlich empfand ich die ersten Kapitel bei "Urbat".

    Wenn Gefühle zu übertrieben dargestellt werden, wirkt es oft sehr kitschig. So was mag ich nur, wenn es sich um ein älteres Ehepaar handelt. Da wirkt es auf mich irgendwie ein wenig anders. Schön, dass dir zumindest die Geschichte gefallen hat. :)

    Ich wünsche Dir ein sonniges Wochenende und viele schöne Lesestunden. "Sternenschimmer" klingt schön!

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  3. Das Buch hab ich auch zu Hause (als Hörbuch). Ich bin schon sehr gespannt darauf. LG, Katarina :)

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  4. Hm... tja, jetzt bin ich wirklich am Überlegen, ob ich es noch lesen möchte oder nicht. Aber naja, mein SuB ist ja groß genug, um auf das eine oder andere Buch zu verzichten... ;)

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  5. Die Rezi gefällt mir sehr. Ich mag es, wenn beschrieben wird, was gefällt und was nicht, und wenn auch einzelne Beispiele kritisch belegt werden. Und zwar all das so, dass dem Leser dennoch nichts vorweggenommen hat, falls er das Buch noch nicht gelesen hat. Für Interessenten genauso gut zu lesen wie für die, die das Buch bereits kennen.

    Hier kann man sehr genau überlegen, ob einen die genannten Beispiele stören, oder ob es einem nicht so wichtig ist. Das finde ich klasse, eine objektive Rezension, wie ich gerne mehr lesen würde im Web :)

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  6. Hi :) Hört sich toll an- das Buch :) Schöne Rezension!

    Sag mal hat sich dein Blogdesign irgendwie geändert?! Oder sah das schon immer so aus? Gefällt mir jedenfalls sehr gut :D

    Und wie ich sehe, liest du nun Sternenschimmer- davon hört man derzeit ja auch nur gutes :)

    LG
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