"Es ist nicht die Entdeckung des Wissenschaftlers, die den Schaden anrichtet, sondern das, was die Menschen daraus machen."
Als vor der afrikanischen Küste eine Raumkapsel abstürzt, versetzt das die Wissenschaftler rund um den Globus in helle Aufregung. Die Kapsel scheint auf den ersten Blick nicht menschlich zu sein. Natürlich schlagen sich alle Nationen um den bedeutsamen Fund, doch bei der Entschlüsselung ihres Geheimnisses kommen sie einfach nicht weiter. Denn im Inneren der Kapsel befindet sich lediglich eine Nachricht in einer Sprache, die noch nie jemand gesehen hat. Einzig der einzelgängerische und verpönte Wissenschaftler Viktor Vau, der seine eigene perfekte Sprache erfunden hat, scheint das Rätsel lösen zu können. Doch gerade sein Wörterbuch bringt ihn in höchste Gefahr - und sogar die ganze Welt...
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Ich glaube fast, "Das Wörterbuch des Viktor Vau" dürfte von der Genremischung her das ungewöhnlichste Buch sein, welches ich in letzter Zeit gelesen habe. Es beginnt mit dem Absturz der Raumkapsel, woraufhin sich diverse Sicherheitsdienste einschalten, die versuchen sich gegenseitig auszustechen und das Rätsel um die Nachricht als erste zu lösen. Doch ohne die passenden Wissenschaftler kommen sie einfach nicht weiter. Auftritt Viktor Vau. Der Sprachwissenschaftler beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten damit, eine perfekte Sprach zu erschaffen, die die gesamte Welt möglichst exakt beschreiben soll. Ein Vorhaben, für das er reichlich Kritik und Hohn von seinen Kollegen geerntet hat. Doch nun scheint er der Einzige zu sein, der die Nachricht aus der Raumkapsel entschlüsseln kann.
Als es ihm schließlich gelingt, flieht Viktor panisch, denn der Inhalt ist hochbrisant. So brisant, dass er die ganze Welt verändern kann. Die Sicherheitsdienste können das natürlich nicht hinnehmen und es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd, bei der gefühlt mehr Menschen sterben als in einem Agentenfilm. Genau deshalb war ich etwa bis zur Hälfte des Buches eher verwirrt, welche Richtung die Geschichte denn nun einschlagen wird. Es treten nämlich diverse Parteien auf: Politiker, die seltsame Ränke schmieden, ein mysteriöser "Protektor", der die Gesellschaftsordnung aufrechterhalten soll, Wissenschaftler, die über das Konzept der Sprache und ihren Einfluss auf das Weltgefüge philosophieren und sogar ein Serienmörder, der sich selbst der "Florist" nennt.
Klingt ganz schön wirr und bunt? Ist es auch, besonders am Anfang. Letzlich würde ich sagen, ist das Buch eine Mischung aus Fantasy, Agententhriller und Wissenschaftsroman. Eine auf den ersten Blick merkwürdig anmutende Mischung, aber Ruebenstrunk hat es durchaus geschafft, alles unter einen Hut zu bekommen. Trotzdem, für meinen Geschmack hätte der Autor die Geschichte ruhig etwas geradliniger erzählen können. Die vielen Charaktere und Handlungsstränge haben mich oft nur unnötig von der Frage abgelenkt, die mir eigentlich die ganze Zeit unter den Nägeln gebrannt hat: Was hat das alles mit der neuen Sprache zu tun, die Viktor Vau erfunden hat? Gleich drei verschiedene Chefs der Sicherheitsdienste sind hinter Vau her, nebenbei führen auch noch Vaus Assistentin, ihr neuer Bekannter und eine Widerstandsgruppe gegen den Staat die Geschichte fort. Bei den ganzen Geschehnissen fand ich besonders den Erzählstrang mit dem Serienmörder eher überflüssig und in die Irre führend.
Natürlich hängt alles zusammen und wird am Ende aufgeklärt. Für mich hat der Autor einfach etwas zu viele verschiedene Aspekte in die Geschichte reingebracht. Davon aber einmal abgesehen liefert "Das Wörterbuch des Viktor Vau" eine sehr interessante und auch spannende Geschichte darüber, was Sprache auf der Welt alles bewirken kann. Und ganz nebenbei habe ich gleich wieder ein wenig dazulernen können, z.B. über Plansprachen, sprich: eine neu geschaffene Sprache, die Universalcharakter haben soll, wie beispielsweise Esperanto. Fazit: Nicht perfekt und stellenweise etwas konstruiert, aber trotzdem eine faszinierende Geschichte.
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Piper; Auflage: 2 (März 2011)
ISBN-10: 3492702244
Preis: 15,95 Euro
Willis Fazit:
Du willst wissen, wie das Buch ausgeht? Hier wird das Ende verraten (zum Lesen markieren):
Astarte, Vaus Assistentin, und ihr Bekannter Enrique stammen beide aus der Zukunft; sie will Vau töten, um zu verhindern, dass seine Sprache die Welt beherrschen wird, er will Vau retten. Doch Vau stirbt im Schusswechsel mit den Geheimdiensten und auf seinen Wunsch hin verbrennen sie sein Wörterbuch. Die Anführerin der Rebellen, Thura, hat jedoch dank fotografischem Gedächtnis das Buch im Kopf und schreibt es wieder auf...
Ich glaub für mich ist das Buch nichts.
AntwortenLöschenAlso ich werde, glaub ich, kein Buch mehr von Herrn Ruebenstrunk lesen, mir hat das hier gereicht. Ich fand es nicht schlecht, aber es war irgendwie zäh, weil alles so wirr durcheinander war. An sich war auch die Geschichte interessant, aber irgendwie, nee, war nicht so meins!
AntwortenLöschenLG
Kathi