Unsterblich: Tor der Dämmerung - Das Aus für die Menschheit?


"Was... passiert jetzt?" Mein Bewusstsein war fast zu schwach, um diese Frage zu formulieren. 
.. "Jetzt, Menschlein", erklärte der Vampir und legte mir eine Hand auf die Stirn, "jetzt wirst du sterben. Und wir werden uns hoffentlich auf der anderen Seite wiedersehen." (S.99/100)

Seit die Vampire die Herrschaft über die Menschheit übernommen haben, ist nichts mehr, wie es einmal war. Die Menschen dienen den Vampiren entweder als Sklaven und Nahrungsquelle, oder sie werden von ihnen gejagt. Die junge Allison lebt als Unregistrierte in den Slums, die die Vampirstadt umgeben. Dadurch muss sie den Vampiren zwar kein Blut spenden, genießt jedoch auch nicht deren Schutz und muss um ihr Überleben auf der Straße kämpfen. Als Allison außerhalb der Stadt von den Verseuchten angegriffen und tödlich verwundet wird, bietet ihr ausgerechnet ein verhasster Vampir einen Ausweg vor dem sicheren Tod: die Unsterblichkeit als Vampir...



Seit Vampire dank Twilight zu glitzernden Weicheiern mutiert sind, habe ich die Vampirliteratur eher links liegen gelassen - und hätte dadurch fast Julie Kagawas "Unsterblich - Tor der Dämmerung" verpasst, in dem sie beweist, dass es auch anders geht. Denn hier wird uns ein packendes Abenteuer geboten, in dem Vampire noch wirklich böse sind, Menschen unterdrückt werden und ein mutiges Mädchen gegen die Monster kämpft. 

Allison Sekemoto hat in ihren siebzehn Lebensjahren schon viel mitmachen müssen. Seit eine Seuche die Menschheit dezimiert hat, haben die Vampire die Herrschaft übernommen, um sich ihre letzten Nahrungsquellen zu erhalten. Seitdem werden die Menschen systematisch klein gehalten. Bücher sind verboten, Nahrungsmittel werden nur über die Vampire verteilt und privilegiert sind nur diejenigen, die sich einem der Vampire als Diener und lebendes Buffet verpflichten. 
Allison jedoch weigert sich, zum Leibeigenen zu werden und schlägt sich auf der Straße durch. Oder außerhalb der Stadtmauern, hinter denen jedoch die Verseuchten lauern - äußerst aggressive Zombies, die sogar die Vampire fürchten. Als sie eines Tages von den Verseuchten angegriffen und lebensbedrohlich verletzt wird, bietet ihr der Vampir Kanin einen Ausweg an: entweder er tötet sie schnell, um ihr das Leben als Verseuchte zu ersparen - oder er verwandelt sie in einen Vampir... 

Vampire und Dystopie, kann das zusammen funktionieren? Julie Kagawa beweist: ja, das geht! "Unsterblich - Tor der Dämmerung" hat mir alles geboten, was ich mir von dem Buch erhofft habe: eine toughe Heldin, ein spannendes Abenteuer, eine gewalttätige, grausame Welt in der die Menschen unterdrückt werden. Dazu noch Gewissenskonflikte, eine zögerlich-süße Liebesgeschichte und einige Mysterien, die es zu klären gilt. Wen diese Mischung anspricht, der sollte sich das Buch nicht entgehen lassen.

Mit Allison bietet uns die Autorin eine starke Heldin, die sich zu verteidigen weiß und auch mal unbequeme Entscheidungen trifft. Auch wenn sie die Vampire verabscheut, hängt sie doch zu sehr an ihrem Leben, um es einfach aufzugeben, weshalb Allison sich auch dafür entscheidet, die Unsterblichkeit als Vampir zu akzeptieren. Fortan kämpft sie mit ihrem neuen blutdürstigen Naturell und ihrem Gewissen, denn sie kann Menschen nicht einfach nur als Nahrung sehen, wie Kanin es ihr rät. Ihr Gewissenskonflikt wird noch verschärft, als sie einen Jungen trifft, der ihr immer mehr bedeutet. Allisons Entscheidungen und Gefühle fand ich sehr verständlich und nachvollziehbar, weshalb ich sie gerne bei ihrem Abenteuer begleitet habe. Und auch die sich anbahnende Liebesgeschichte ist genau richtig dosiert und weicht die brutale Geschichte nicht allzu sehr auf.
Im Vergleich zu Allison bleiben ihre Wegbegleiter doch relativ flach und undurchsichtig. Besonders Kanin, der Vampir, der Allison verwandelt hat, gibt sich distanziert und mysteriös und ich hoffe sehr, ihn im zweiten Teil wiederzusehen.

Abgesehen davon kann ich eigentlich nichts kritisieren, denn das Buch hat mir sehr gefallen. Und trotzdem hat mir noch das gewisse Etwas gefehlt, welches das Buch zu etwas Besonderem gemacht hätte. Keine Frage, die Geschichte war gut, aber eben auch nicht außergewöhnlich. Es war nichts dabei, wo ich sage "Waaahnsinn, das hat mich aber überrascht". 

So war "Unsterblich - Tor der Dämmerung" ein wirklich solides und spannend geschriebenes Buch, welches mich von Anfang an gefesselt hat und dessen Fortsetzung ich auf jeden Fall nicht verpassen werde. Trotzdem hoffe ich, dass mich Julie Kagawa im nächsten Band vielleicht doch noch etwas mehr überraschen kann.

Unsterblich: Tor der Dämmerung - Julie Kagawa
Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (10. Juni 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453268571


Willis Fazit:






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