Die Wächter - Kindgerechter Einstieg ins Dystopiegenre

Bist du die Marionette? Oder lieber der Marionettenspieler?

Rob, der bis vor kurzem noch glücklich in den Konurbas gelebt hat, wird nach dem Unfalltod seines Vater in ein staatliches Waisenhaus gesteckt. Aber den harten Drill und die ständigen Demütigungen, denen die Schüler dort ausgesetzt sind, hält er nicht lange aus und so entschließt er sich zur Flucht über die Grenze in die ländlichen Gegenden außerhalb der Konurbas, wo eigentlich nur die Reichen und deren Bedienstete leben. Doch was anfangs wie ein idyllischer und friedlicher Rückzugsort wirkt, entpuppt sich bald als trügerischer Schein und Rob muss erkennen, dass auch hier nicht alles perfekt ist...


                                                            Meine Meinung                                                            

"Die Wächter" ist eine mit dem deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnete Dystopie aus dem Jahr 1970, an die ich nicht nur aufgrund der Auszeichnung, sondern auch durch die vielen begeisterten Leserstimmen mit sehr hohen Erwartungen herangegangen bin. Vielleicht zu hoch, wie ich im Nachhinein feststellen musste, denn anfangs war ich etwas enttäuscht von der "seichten" Geschichte. Aber das Ende hat mich doch noch lange nach dem Lesen gedanklich beschäftigt.

"Die Wächter" wird erwachsene Leser, die viel Spannung und dramatische Entwicklungen erwarten, vermutlich eher enttäuschen. Auch mir hat am Anfang ein wenig ein packendes Moment gefehlt, aber am Ende war ich doch überzeugt von dem Buch und je länger ich so darüber nachdenke, desto eindrucksvoller finde ich es tatsächlich.

 Ich würde "Die Wächter" als kindgerechte Heranführung an das Thema Gesellschaftskritik und Manipulation bezeichnen. John Christopher zeigt uns hier eine Gesellschaft, die sich auf den ersten Blick gar nicht so sehr von unserer unterscheidet. Während sich die "Arbeiterklasse" in den städtischen Gebieten mit Holoprojektionen und riskanten Spielen vom Alltag ablenkt, hat sich der Landadel mit seinen Bediensteten in die ruhigen ländlichen Gegenden zurückgezogen, in denen die Zeit schon vor hundert Jahren stehengeblieben zu sein scheint.

Die ganze Gesellschaft wirkt anfangs nicht gerade so, als würde hier etwas grundlegend schief laufen, denn abgesehen davon, dass es in den staatlichen Internaten manchmal etwas wenig zu essen gibt, geht es tatsächlich allen Menschen gut. Jeder ist mit seinem Platz zufrieden und verabscheut die jeweils anderen: die Konurbaner halten nichts von dem langweiligen Leben der Landbevölkerung, während diese das actiongeladene, laute und wenig zivilisierte Leben in den Großstädten anwidert.

Es wird eher unterschwellig vermittelt, was in dieser Gesellschaft nicht stimmt. Dies liegt vor allem an der Erzählperspektive. Rob ist ein naiver Junge, dem erst nach und nach die Augen geöffnet werden. Er lernt als einer der wenigen Leute tatsächlich beide Lebensräume kennen und kann gar nicht verstehen, warum sich die beiden eigentlich nicht leiden können. Immerhin sind sie gar nicht so unterschiedlich. Erst ganz am Schluss erfährt Rob die Wahrheit über seine Welt und muss eine schwere Entscheidung treffen.

Wer die Wächter sind, die dem Buch den Namen gegeben haben, und was Rob am Ende erfährt, wird hier natürlich nicht verraten. Ich möchte an dieser Stelle gerne alle dystopieinteressierten Leser ermuntern, trotz des kindlichen Stils und dem Mangel an einer aufreibenden Handlung zu dem Buch zu greifen. Denn hier wird auf ganz schlichte, einfache Weise gezeigt, wie leicht sich Menschenmassen doch manipulieren lassen. Und dafür gibt es von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Die Wächter - John Christopher  
Verlag: Ravensburger Buchverlag
ISBN 978-3-473-58027-9

182 Seiten
vergriffen

Willis Fazit:



5 Kommentare:

  1. Schöne Rezi! Ab welchem Lesealter würdest du das Buch empfehlen?
    LG :)

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    1. Hm, mit Altersangaben tue ich mich ein wenig schwer, weil ich so wenig mit Kindern zu tun habe :-P Ich denke mal, ab 10 Jahren.

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  2. Schade, dass das Buch vergriffen ist.

    LG..Karin..

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    1. Hi Karin,
      ja, sehr schade. Über Ebay oder Amazon Marketplace kommt man schon noch ran, allerdings könnte man das Buch ruhig noch einmal neu auflegen.
      Liebe Grüße

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  3. Hey und hohoho! :)

    Das Buch liegt noch als Hörbuch auf meinem SUB! Freue mich dann schon sehr drauf! :)

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