"Er blickt zum dunklen Wohnzimmer hinüber und fragt sich, was er hier soll. Gibt es eine Aufgabe? Etwas, das er erledigen muss? Oder muss er einfach nur für immer hierbleiben?Ist das die Hölle? Für immer und ewig allein in deiner schlimmsten Erinnerung gefangen zu sein? Irgendwie ergäbe das Sinn." (S. 47)
Ein Junge ertrinkt im eiskalten Meer, an einem einsamen Wintertag. Doch was eigentlich das Ende sein sollte, entpuppt sich als etwas anderes. Denn Seth wacht wieder auf. Nackt, nur in Bandagen gehüllt, liegt er auf dem Gehweg vor dem Haus, in dem er als Kind gelebt hat, weit weg von seinem jetzigen Wohnort. Um sich herum kein einziger Mensch, nur verwaiste Häuser, Autowracks und mit meterhohem Unkraut überwuchterte Straßen. Wie ist er hier hingekommen? Und wo ist "hier" überhaupt? Ist das etwa die Hölle? Wird er deshalb von Erinnerungen gequält? Oder wartet nach dem Tod doch noch mehr?
Meine Meinung
"Hier ist der Junge. Er ertrinkt."
Bäm! Wie einen Vorschlaghammer knallt mir Patrick Ness diesen ersten Satz an den Kopf und reißt mich damit direkt in die Geschichte, dass mir fast die Luft wegbleibt. Auf den folgenden Seiten erlebe ich hautnah mit, wie Seth im Meer ertrinkt, und die Gänsehaut, die mich in diesem emotionalen und dramatischen Prolog überlief, hat mich schon ahnen lassen, dass auch der Rest der Geschichte nicht minder fesselnd und aufwühlend sein würde. Und ich sollte recht behalten, denn hier erwartet uns ein fesselndes Verwirrspiel ohnegleichen, in dem es um viel mehr geht, als man auf den ersten Blick denken mag.
Obwohl er sich genau an den Schmerz erinnern kann, als ihm ein Felsen den Schädel gespalten hat und ihm jede Sekunde seines Todes noch bildlich vor Augen steht, erwacht Seth plötzlich wieder. Er liegt vor dem Haus in England, in dem er die ersten Jahre seiner Kindheit verbracht hat, bis ein Unglück die Familie in die USA getrieben hat. Hier scheint schon lange kein Mensch mehr gewesen zu sein, denn die Gehwege und Straßen sind mit mannshohem Unkraut überwuchert und egal, wo er sucht: er ist allein. Erst nach langer Zeit begegnet ihm ein Fuchs, just in dem Moment, in dem er daran gedacht hat, dass es hier doch auch Tiere geben müsste. Erschafft er sich diese Welt etwa durch seine eigenen Gedanken?
Klingt spannend? Unheimlich? Surreal? Ist es auch! Mehr will ich euch auch gar nicht über die Handlung verraten, denn an dieses Buch geht man am besten völlig ohne Erwartungen oder Vorwissen heran und lässt sich einfach überraschen. Patrick Ness war mir bereits durch "Sieben Minuten nach Mitternacht" bekannt und schon daraus konnte ich mir ableiten, dass auch dieses Buch hier ein eindrucksvolles Leseerlebnis werden würde. Tja, und das war es tatsächlich auch. Das Buch verströmt eine unheimliche, nicht ganz fassbare Atmosphäre und man ahnt sehr lange Zeit nicht, was kommt und was hinter all dem steckt, was es nur umso packender macht.
"Mehr als das" hat mich aber nicht nur durch die Grundidee, sondern auch durch den Schreibstil gefesselt. Patrick Ness enthüllt immer nur Stückchen für Stückchen und hält den Leser dadurch in einem konstanten Zustand angespannter Nervosität. Und da gehört schon einiges dazu, immerhin ist Seth ganz allein in dieser Welt und streift einsam durch die Straßen, auf der Suche nach Nahrung, Kleidung und... nun, irgendetwas. Patrick Ness hat das so fesselnd und spannend geschrieben, dass es wirklich für keinen einzigen Moment langatmig wurde. Und er schreibt nicht nur überaus spannend, sondern auch wunderschön und so laden seine Worte immer wieder zum Verweilen ein.
Hinter der ganzen Geschichte steckt die Frage nach dem Sinn des Lebens, es geht um Beziehungen und Schuld; tiefgängige Themen, die der Autor jugendgerecht und unphilosophisch präsentiert. Während Seth einsam durch die Gegend streift, überkommen ihn immer wieder Erinnerungen aus seinem vergangenen Leben, von seinem besten Freund Gudmund und seiner Familie, wodurch wir Stück für Stück einen Eindruck von Seths Leben bekommen, bevor er ertrunken ist. Und man merkt schon bald: es sind nicht unbedingt schöne, sondern vielmehr wehmütige Erinnerungen, die ihn quälen und in ihm den Eindruck verfestigen, dass er in der Hölle gelandet sein muss. Als Leser ist man sich da aber nicht ganz so sicher. Ist er wirklich in der Hölle? Liegt er im Koma? Träumt er? Die Geschichte lädt wirklich zum Spekulieren und Rätseln ein und von "Er ist in der Matrix gefangen" bis zu "Er wurde von Aliens entführt" ist da alles dabei. Und ich kann euch sagen, am Ende kommt doch alles anders, als man vermutet hat :-)
"Mehr als das" hat mich aber nicht nur durch die Grundidee, sondern auch durch den Schreibstil gefesselt. Patrick Ness enthüllt immer nur Stückchen für Stückchen und hält den Leser dadurch in einem konstanten Zustand angespannter Nervosität. Und da gehört schon einiges dazu, immerhin ist Seth ganz allein in dieser Welt und streift einsam durch die Straßen, auf der Suche nach Nahrung, Kleidung und... nun, irgendetwas. Patrick Ness hat das so fesselnd und spannend geschrieben, dass es wirklich für keinen einzigen Moment langatmig wurde. Und er schreibt nicht nur überaus spannend, sondern auch wunderschön und so laden seine Worte immer wieder zum Verweilen ein.
Hinter der ganzen Geschichte steckt die Frage nach dem Sinn des Lebens, es geht um Beziehungen und Schuld; tiefgängige Themen, die der Autor jugendgerecht und unphilosophisch präsentiert. Während Seth einsam durch die Gegend streift, überkommen ihn immer wieder Erinnerungen aus seinem vergangenen Leben, von seinem besten Freund Gudmund und seiner Familie, wodurch wir Stück für Stück einen Eindruck von Seths Leben bekommen, bevor er ertrunken ist. Und man merkt schon bald: es sind nicht unbedingt schöne, sondern vielmehr wehmütige Erinnerungen, die ihn quälen und in ihm den Eindruck verfestigen, dass er in der Hölle gelandet sein muss. Als Leser ist man sich da aber nicht ganz so sicher. Ist er wirklich in der Hölle? Liegt er im Koma? Träumt er? Die Geschichte lädt wirklich zum Spekulieren und Rätseln ein und von "Er ist in der Matrix gefangen" bis zu "Er wurde von Aliens entführt" ist da alles dabei. Und ich kann euch sagen, am Ende kommt doch alles anders, als man vermutet hat :-)
"Mehr als das" ist ein Buch, welches mich wirklich überraschen konnte. Zwar blieb am Ende der "Wow, ist das genial!"-Eindruck bei mir aus, aber trotzdem ist Patrick Ness ein nachdenklich machendes und einzigartiges Buch gelungen, welches mir sehr gefallen hat und ich gerne weiterempfehle.
Mehr als das - Patrick Ness
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: cbt (24. März 2014)
ISBN-10: 3570162737
Empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Preis: 17,99 €
Willis Fazit:
Tolle Rezension :) Das Buch hab ich schon in den Neuerscheinungen vom Verlag gesehen und finde, es klingt richtig toll :)
AntwortenLöschenEine großartige Rezension, vielen Dank dafür! Obwohl mich die Thematik normalerweise abschrecken würde, fand ich die Rezension so gut, dass ich das Buch jetzt trotzdem auf meine Merkliste gesetzt habe.
AntwortenLöschenDankeschön! :)
Liebste Grüße,
Deborah
Hm, auf der FBM wurde uns das auch vorgeschwärmt... Und die Thematik ist echt berührend... Was mich interessieren würde: Wieso dann nur 4/5 Willis, wenn es so gut war?
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Tabea
Huhu Tabea, eine berechtigte Frage :-) Es lag tatsächlich an dem fehlenden Wow-Moment am Ende. Ohne zu spoilern kann ich es aber leider nicht so richtig erklären.
LöschenDas ist eine vielversprechende Rezension. Ich darf das Buch auch demnächst lesen. Ich freue mich schon darauf :)
AntwortenLöschenIch bleibe hier direkt als Leserin, um nichts mehr zu verpassen :D
Liebe Grüße
http://schneefloeckchen.blogspot.de/
Über einen Besuch würde ich mich sehr freuen <3
Deine Rezi hat dann jetzt doch den endgültigen Ausschlag zum lesen wollen gegeben. :-)
AntwortenLöschenLG, SaFi (Bookwives)