Das sternenlose Meer - Eine magische Liebeserklärung ans Lesen und Geschichtenerzählen

Heute möchte ich euch in meiner Rezension ein Buch vorstellen, welches mich absolut in seinen Bann schlagen konnte und in meinen Augen nichts anderes als den Titel "Bestes Buch 2020" verdient hat: Das sternenlose Meer von Erin Morgenstern. Erfahrt hier, was mich so begeistern konnte und lasst euch davon anstecken ;-)

Gebundene Ausgabe | Blessing Verlag | 640 Seiten | Übersetzung: Karin Will

"Die Hände in den Hosentaschen, steht er da und betrachtet die Tür noch einen Augenblick. Dann geht er. 
Am nächsten Tag gewinnt seine Neugier die Oberhand, doch als er zurückkehrt, stellt er fest, dass die Tür übermalt wurde. Die Backsteinwand ist so weiß getüncht, dass er nicht einmal sagen könnte, wo genau die Tür gewesen ist. Und so kommt es, dass der Sohn der Wahrsagerin den Weg zum sternenlosen Meer nicht findet. 
Noch nicht." (S. 20)

Tief unter unserer Welt, verborgen hinter magischen Türen, liegt das sternenlose Meer, an dessen Hafen eine ganze Stadt voller Geschichten ruht - eine faszinierende Idee, findet Zachary, als er in einem mysteriösen Buch namens "Süßes Leid" davon liest. Doch als Zachary selbst plötzlich als Charakter in dem Buch auftaucht, weckt es in ihm eine quälende Frage. Ist die Geschichte um das sternenlose Meer etwa doch keine Fiktion? Existiert es wirklich? Sind die magischen Geschichten alle wahr? Zachary begibt sich auf Spurensuche und findet sich schon bald im Abenteuer seines Lebens wieder...

... Und so wächst die Liste meiner Lieblingsbücher um ein weiteres Buch :-D Aber wie könnte es auch anders sein, immerhin ist Das sternenlose Meer ein absolut fantastisches Abenteuer, eines dieser einzigartigen Bücher mit dem gewissen Etwas, von dem eine nahezu magische Atmosphäre ausstrahlt und welches mich tief hinab in seine Welt gezogen hat. Ich war direkt von der ersten Seite an verzaubert und kann daher gar nicht anders, als euch Das sternenlose Meer voller überschäumender Begeisterung ans Herz zu legen!

Es beginnt damit, dass Zachary Ezra Rawlins in der Universitätsbibliothek ein merkwürdiges Buch namens "Süßes Leid" entdeckt, welches keinen Autoren aufführt, sondern nur drei kleine Symbole trägt: eine Biene, ein Schwert und einen Schlüssel. Allein das ist schon faszinierend genug, doch als sich Zachary in einer der Geschichten selbst wiedererkennt, kennt seine Faszination keine Grenzen mehr. Auf der Suche nach Hinweisen stolpert Zachary wie Alice in den Kaninchenbau und stößt auf gemalte Türen, Schlüssel und verborgene Wächter, wobei die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer mehr verschwimmen. 

Während wir an Zacharys Seite den Hinweisen auf das Sternenlose Meer in der realen Welt nachjagen, werden uns parallel auch immer mehr Geschichten aus dem mysteriösen Buch präsentiert, die Einblicke in die faszinierende Welt des sternenlosen Meeres geben. So lernen wir zum Beispiel den gefangenen Piraten kennen, der hinter Gittern auf seinen Tod wartet und am Vorabend seiner Hinrichtung ein Mädchen bittet, ihm eine Geschichte zu erzählen. Oder ein junges Mädchen, welches durch eine Tür im Wald stolpert und sich in einer unterirdischen Bibliothek wiederfindet. So war es neben Zacharys Geschichte dann auch das Schicksal vieler weiterer wunderbarer Charaktere, welches mich gebannt an die Seiten gefesselt hat.   

Dank seiner verschachtelten Erzählung, bestehend aus dutzenden kurzen Einzelgeschichten, die scheinbar zusammenhangslos in die Erzählung der Haupthandlung rund um Zachary eingestreut sind, hatte ich eine Weile gebraucht, um richtig in den Fluss zu kommen. Fasziniert war ich dabei von Anfang an, keine Frage, auch wenn sich die absolute Sogwirkung der Geschichte erst entfesselt hat, als ich langsam die ersten Zusammenhänge zwischen den Geschichten erkennen konnte. Ab da gab es aber kein Halten mehr und ich habe die zweite Hälfte des Buches atemlos verschlungen und dafür ohne zu zögern einige Stunden Schlaf geopfert.

Das sternenlose Meer ist eines dieser Bücher, das ich am liebsten sofort noch einmal lesen würde, nur um alle eingestreuten Hinweise und Geheimnisse mit dem neu gewonnenen Wissen um das Ende und alle Zusammenhänge zu entdecken. Und gleichzeitig ist es ein Buch, welches ich nur zu gerne noch einmal neu lesen würde, mit ganz frischen Augen, um diesen Zauber, diese Faszination, die die Geschichte verströmt hat, noch einmal ganz naiv und unvoreingenommen auf mich wirken lassen zu können.

Im Gesamten betrachtet ist Das sternenlose Meer mit seiner unterirdischen Welt, in der Bücher in jedem Winkel gestapelt sind, in dem Geschichten auf kleinen Zetteln aus jeder Ritze quellen und süße Bonbons Erzählungen direkt auf der Zunge schmelzen lassen, eine Liebeserklärung an das Lesen, an die Faszination für Bücher und das Geschichtenerzählen. Und ich habe mich nur zu gerne in dieses Buch verliebt und werde sicherlich schon bald noch einmal in das sternenlose Meer eintauchen.

Mein Fazit: Was für ein magisches, faszinierendes, besonderes Buch! Das sternenlose Meer entpuppt sich als einzigartiges Leseerlebnis mit unglaublichem Worldbuilding, komplexen Charakteren und einer absolut magischen Atmosphäre. Schon jetzt einer meiner Alltime Favorites und ein Buch, welches mich gedanklich noch lange beschäftigen wird.


1 Kommentar:

  1. Liebe Friederike,
    da hat das Buch ja DEN Titel errungen! Aber es klingt auch fantastisch. Und ich liebe, wie so viele, Geschichten in Geschichten. Doch bevor ich dieses Buch lese, muss der Nachtzirkus noch dran glauben ;-)

    Liebe Grüße
    Tina

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