Sparks: Die Magie der Funken - Eine Anti-Krieg Fantasygeschichte, ganz anders als erwartet

Heute möchte ich euch ein ganz wundervolles Fantasybuch vorstellen, welches mich total überraschen konnte: Sparks - Die Magie der Funken von J.R. Dawson. Und darum geht es:

Gebundene Ausgabe | 480 Seiten | Fischer TOR Verlag | Übersetzung: Gesine Schröder

"... diesen besonderen Zug trieb nicht nur sein Spielplan von einem Ort zum nächsten. Er erschien immer zur richtigen Zeit in der richtigen Stadt, und sei es nur für einen einzigen Menschen, der es nötig hatte, eine Aufführung zu sehen. Zwischen dem Albtraum der Vergangenheit und dem Traum von der Zukunft lag die Gegenwart wie eine Durchgangsstation, in der alle die Orientierung verloren zu haben schienen. Manche erinnerten sich später lebhaft daran, wie ein Besuch im Spark-Zirkus ihr Leben umgekrempelt hatte; andere hätten nicht sagen können, was sie dazu inspirierte, umzudenken und ihr Verhalten zu ändern, aber begonnen hatte es vermutlich an einem Abend im rot-weiß gestreiften Zelt." (S. 9/10)

Die Welt liegt am Boden, als sie plötzlich überall auftauchen: die Sparks, Menschen die durch einen Funken Magie übermenschliche Fähigkeiten erhalten haben. Zu ihnen gehören Rin, die durch Zeit und Raum reisen kann, Odette, die Verletzungen heilt und Mauve, die die Zukunft voraussagt. Zusammen betreiben sie "Windy van Hootens Phantastischen Zirkus", der allen übernatürlich Begabten ein Zuhause bietet, die danach suchen, und mit dem sie den Menschen ein Stück weit Hoffnung in der trüben Nachkriegszeit zurückgeben wollen. Doch ihre sichere Gemeinschaft wird bedroht; nicht nur vom grausamen Circus King, der den düsteren Mitternachtszirkus betreibt und noch eine Rechnung mit Rin offen hat, sondern auch von Mauves Zukunftsvision, in der sie ein allumfassendes Dunkel auf sie zukommen sieht...

Wow! Was auch immer ich von diesem Buch erwartet habe, das war es nicht. Vom Klappentext her hatte ich mit einer weniger schweren Geschichte gerechnet, zwar mit ein paar Bedrohungen und Sorgen, aber ansonsten mit ganz viel Magie und Zauber. Stattdessen hat mir J.R. Dawson eine absolut fesselnde und berührende Anti-Kriegsgeschichte geboten, die in der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs angesiedelt ist. Hier verfolgen wir das Schicksal dreier Frauen und ihres Zirkus, die versuchen, der Welt ein Stück Hoffnung zurückzugeben. Die Geschichte war ganz anders als erwartet, hat mich damit aber nur umso positiver überrascht und mir ein echtes Lesehighlight voller Emotionen und Magie beschert.

Angesiedelt ist die Geschichte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts - eine Zeit voller Umbrüche und Argwohn gegen alles, was von der Norm abweicht. Und die Sparks, die plötzlich überall auf der Welt auftauchen, sind eben alles andere als normal, und werden daher teilweise verfolgt oder von der Regierung instrumentalisiert. In Rins Zirkus jedoch finden sie eine Zufluchtsstätte, eine Familie und ein Zuhause, wo sie ihre Magie für ein Stück Schönheit und Glück einsetzen können. Doch als Mauve eines Tages in die Zukunft blickt und nur noch Dunkelheit sieht, wird ihnen klar, dass ihre Sicherheit erneut bedroht wird. Ein weiterer Krieg rückt näher, und Rin, Mauve und Odette setzen alles daran, ihn zu verhindern.   

Ich hatte zuerst gedacht, dass sich die Geschichte viel mehr um die Zirkusvorstellungen und die Konkurrenz mit dem düsteren Mitternachtszirkus drehen würde. Aber das stand gar nicht so im Fokus. Zwar erleben wir wundervolle, berührende Vorstellungen mit, mit denen Rin als Zirkusdirektorin den Menschen für zumindest ein paar Minuten glückliche, sorgenfreie Momente bescheren will. Doch den eigentlichen Kern der Geschichte bildet der verzweifelte Versuch der Frauen, den aufziehenden Krieg zu verhindern, indem sie in die Zukunft reisen und dort versuchen, Änderungen vorzunehmen. Mit dem Wissen um die Geschehnisse, die im Vorfeld des zweiten Weltkriegs und währenddessen aufgetreten sind, hat sich dieses Buch richtig schmerzhaft-melancholisch gelesen, denn Rin, Odette und Mauve wissen natürlich nicht genau, was kommen wird. Und so hatte ich beim Lesen ganz oft Gänsehaut, wenn ich erkannt habe, in welche historischen Momente die drei Frauen da hineingeraten sind.

Emotional ist auch Rins Hintergrundgeschichte, die uns durch Einblicke in ihre Vergangenheit immer mehr enthüllt wird und zeigt, wie dramatisch ihr Weg hin zur Zirkusdirektorin war und wie eng verknüpft dieser mit dem manipulativen Circus King ist. Mehr will ich euch gar nicht verraten, Rins Geschichte müsst ihr unbedingt selbst entdecken.

Das Gegenstück zur doch recht düsteren, teils bedrückenden Geschichte bilden die faszinierenden Fähigkeiten der Sparks, die ihr richtig Magie und Lebensfreude verleihen. Ich fand es richtig spannend, die verschiedenen Fähigkeiten der Zirkustruppe zu entdecken. So kann Rin den Zirkus einfach von einem Ort zum anderen tragen oder in der Zeit hin- und herspringen, während sich eine der Artistinnen in jedes beliebige Tier verwandeln kann und so die Manege mit den exotischsten Tieren füllt. Und zum Auf- und Abbau des Zirkus braucht es nur einen einzigen Mann, denn dieser kann sich selbst so oft vervielfältigen wie er will. Aber es gibt natürlich auch jede Menge düstere Fähigkeiten, wie uns der Circus King und seine Mitternachtstruppe beweisen sollen.

Auch unabhängig von ihren magischen Fähigkeiten hat J.R. Dawson hier einen Cast mit unglaublich komplexen, vielschichtigen Charakteren geschaffen, von denen mir jeder einzelne ans Herz gewachsen ist. Besonders Rin, die durch ihre bewegte Vergangenheit oftmals an ihrem Verstand oder ihren Gefühlen zweifelt, hat mich hoffen und bangen lassen und an die Seiten gefesselt.

Kurzum, "Sparks - Die Magie der Funken" ist eine großartige Fantasygeschichte mit unvergesslichen Charakteren, die einfach nur faszinierend, emotional, aber auch voller Hoffnung ist. Unbedingt lesen!

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