Mottentanz - Wenn die Schwester spurlos verschwindet


Stell dir vor, deine Schwester verlässt nachmittags das Haus, um sich mit Freunden zu treffen - und kehrt nie wieder zurück. Am Anfang bist du eher wütend, wartest darauf, dass sie endlich wiederkommt und zuckst bei jedem Auto, das vor eurem Haus hält, zusammen. Doch mit der Zeit ahnst du, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Warum meldet sie sich nicht? Wo ist sie? Du begibst dich auf die Suche nach Hinweisen, doch deine Schwester bleibt spurlos verschwunden... 

Ellie sucht nun schon seit 2 Jahren nach ihrer großen Schwester Nina. Doch alle Suchaktionen waren vergeblich. Da lernt sie eines Tages den sympathischen Sean kennen, der ihren Schmerz nur allzu gut verstehen kann, denn auch er hat einen Bruder verloren. Als Ellie ein von ihrer Schwester gemaltes Bild findet, beschließt Sean, ihr bei der Suche zu helfen. Und dank ihm findet Ellie bald tatsächlich die ersten Hinweise darauf, was Nina kurz nach ihrem Verschwinden getrieben hat. Und in Ellie keimt wieder Hoffnung auf. Ist Nina jetzt, 2 Jahre später, vielleicht immer noch am Leben? Aber warum hat sie dann einfach ihre Familie verlassen, ohne ein Wort zu sagen? Und warum benimmt sich Sean, in den sich Ellie langsam verliebt, immer merkwürdiger, je länger ihre Suche dauert? Verfolgt er vielleicht doch ganz eigene Motive?


                                                              Meine Meinung                                                             

Ganz am Anfang konnte mich das Buch noch nicht allzu sehr begeistern. Dazu waren mir die Charaktere einfach zu klischeehaft, angefangen bei der überdrehten besten Freundin, die Ellie zwar über ihre Schwester hinwegtrösten will, aber eigentlich doch nur die eigenen Beziehungsprobleme im Kopf hat, hin zum schwulen Freund Brad, der Ellie Tipps in Sachen Jungs und Aussehen gibt. Dabei übertreibt die Autorin etwas, besonders negativ ist mir da Brads folgender Ratschlag aufgefallen, nachdem er ihr gerade Kekse zugesteckt hat: "Vergiss nur nicht, nachher zu kotzen, damit du dir deine Figur nicht ruinierst". Was will Lynn Weingarten den jugendlichen Leserinnen denn da bitte vermitteln?! Dass Bulimie normal ist, oder nur ein Witz? Das fand ich doch sehr bedenklich, denn nichts im Buch deutet darauf hin, dass das nur ein ironisch gemeinter Kommentar war.

So hab ich also etwas skeptisch weitergelesen, aber die spannende Geschichte konnte den anfänglichen Eindruck wieder wettmachen. Denn als Ellie erstmal mit Sean unterwegs ist, wird es richtig interessant, und das nicht nur, weil es heftig zwischen den beiden knistert. Ellies Schwester Nina war eine talentierte Zeichnerin, und so hat sie überall Bilder hinterlassen, die Ellie bei ihrer Suche zum nächsten Ort bringen. Diese Bilder sind auch im Buch abgebildet, was ich sehr schön fand (siehe rechts, Bild von Ellie, draufklicken zum Vergrößern). Die ganze Geschichte ist sehr mitreißend geschrieben, mit einer sympathischen Hauptakteurin, in die man sich super hineinversetzen kann.

All das ist aber nicht dafür verantwortlich, dass mich das Buch letztendlich richtig begeistern konnte. Daran ist die überraschende Wendung kurz vor Schluss und das unerwartete Ende der Geschichte schuld. Wie bei einem guten Krimi werden auch hier von Anfang an immer wieder Hinweise über Ninas Schicksal eingestreut, die aber erst zum Ende hin Sinn ergeben und den Ahaaaa-Effekt erzeugen, der sich bei mir immer einstellt, wenn plötzlich alles zusammenpasst :-)

Mehr wird hier nicht verraten, und ich rate jedem davon ab, zu weit vorzublättern, denn so ruiniert ihr euch eine echt schockierende, gut gelungene Überraschung! Und lasst euch von dem Cover nicht täuschen. Bei "Mottenlicht" erwartet euch trotz der verträumt wirkenden Buchgestaltung ein zum Ende hin ziemlich heftiger Jugendthriller, der gekonnt eine Liebesgeschichte mit dem mysteriösen Verschwinden der großen Schwester kombiniert. Eine super Mischung! 

Mottentanz - Lynn Weingarten
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: cbt (14. März 2011)
ISBN-10: 3570307417
Preis: 8,99 Euro

Willis Fazit:



Ich bedanke mich sehr herzlich beim cbt-Verlag sowie Frau Göring für dieses Rezensionsexemplar!

An dieser Stelle wünsche ich euch allen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest im Kreis eurer Lieben! Lasst es euch gutgehen.

3 Kommentare:

  1. Oh, da sind Zeichnungen drin, das wusste ich gar nicht.
    Klingt ja bis auf den Bulimie-Kommentar ganz gut. Ich glaube ich mag aber das englische Cover lieber :)

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  2. Mein Lieblingsbuch!
    Endlich mal jemand, der es genauso liebt wie ich - bzw. es überhaupt kennt :)

    LG

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