Die dystopischen Zwölf #1 - The Declaration

"My name is Anna.
My name is Anna and I shouldn't be here. I shouldn't exist. 
But I do." 

Willkommen zum ersten Buch in der Reihe “Die dystopischen Zwölf”! Los geht es mit einem Jugendbuch, auf welches ich durch eine Liste mit den 50 besten Youth Adult-Büchern des Dystopiegenres aufmerksam geworden bin. 

Anna ist eine "Surplus", ein illegal geborener Mensch in einer Welt, in der sonst nur Unsterbliche leben und das Kinderkriegen verboten ist. In Grange Hall, einem Erziehungsheim für Surplus-Kinder, lernt sie, für die Sünden ihrer Eltern zu bezahlen und der Gesellschaft dienlich zu sein. Sie wird zur Haushälterin und Bediensteten für die "Legalen" erzogen und stellt die harschen Regeln nicht infrage. Als Surplus ist sie ein Nichts, hat keinen Anspruch auf ordentliche Kleidung, Wärme oder eigene Entscheidungen und einen freien Willen. Doch eines Tages wird Peter in das Heim eingeliefert und beginnt, Annas Ansichten in Frage zu stellen. Hat sie wirklich weniger Recht auf ein selbstbestimmtes Leben als die Unsterblichen? Gemeinsam planen sie ihre Flucht aus dem Heim...


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Wow, was für ein Buch! 2007 auf Englisch erschienen und als "Der Pakt" ins Deutsche übersetzt, kann ich kaum glauben, dass mir dieses Buch bisher entgangen ist. Die Geschichte hat mich sofort gepackt und wirkte einen Sog auf mich aus, den ich so zuletzt bei den Hunger Games verspürt habe. Dabei gibt es eigentlich gerade seit diesem Jahr unheimlich viele Jugenddystopien dieser Art, doch „The Declaration“ gehört eindeutig zur obersten Liga.

Anna lebt in einer Gesellschaft, in der es quasi keine Kinder mehr gibt. Jedenfalls keine, die erwünscht wären. Ein Medikament hat den Menschen den lang gehegten Traum von der Unsterblichkeit erfüllt. Der jüngste „legale“ Mensch ist bereits sechzig Jahre alt, und nur die "Legalen", diejenigen, die den Pakt unterschrieben haben, der die Bedingungen im Austausch für das ewige Leben festlegt, werden als wahre Menschen angesehen. Jeder neugeborene Mensch ist einer zuviel und unnützer Überschuss (engl. Surplus), denn Nahrung und Energie sind knapp im Jahr 2140. Daher wurde den Unsterblichen im Pakt vom Jahre 2080 verboten, Kinder zu bekommen. Immer wieder habe ich mich ungläubig gefragt, wie sich solch eine Gesellschaft etablieren konnte und wie sich die Unsterblichen das Recht herausnehmen können, als Einzige Anspruch auf die Ressourcen der Erde zu haben und dass neugeborene Menschen dies nicht dürfen.

Anna lebt in einer Art Erziehungsheim unter der strengen Herrschaft von Mrs Pincent, in der die illegal geborenen Kinder lernen sollen, doch noch einen nützlichen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, statt ihr auf der Tasche zu liegen und die wenigen Ressourcen zu verbrauchen. Anna hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden, sie kennt ihren Platz in der Gesellschaft und stellt die Regeln nicht infrage. Besonders am Anfang, bevor sie Peter trifft, vertritt sie so einige extreme Ansichten. Bevor man das Mittel für ewiges Leben entdeckte, starben die Menschen, sahen im Alter hässlich und faltig aus und konnten kaum noch gehen oder hören. Wozu sollte man da noch weiterleben wollen, fragt sie sich angewidert? Und dass einzig die "Legalen" richtige Menschen sind, und sie nur eine Belastung für die Welt ist, wie alle neugeborenen Kinder, stößt ihr nicht weiter auf.

Anna hat die strengen Doktrinen vollkommen verinnerlicht, und versucht, eine gute "Surplus" zu sein, als ihr Peter begegnet, der all die Jahre, von seinen Eltern versteckt, unentdeckt in der Außenwelt gelebt hat. Peter weigert sich, die strengen Regeln des Erziehungsheims zu befolgen und wird dafür ständig mit Schlägen und Isolation bestraft. Doch auch das hält ihn nicht davon ab, Anna die vermeintliche Wahrheit über die Außenwelt zu erzählen und zeigt ihr die Denkfehler der Gesellschaft auf, die mir auch von Anfang an durch den Kopf gingen: 

"Anna, we've got as much right to be on this planet as the Mrs Pincents of this world. More right. They're the ones who have outstayed their welcome by living for ever and they're blaming us for it." 

„The Declaration“ enthält einige zentrale Merkmale von Dystopien: der gesellschaftliche Wandel kann auf ein klares Ereignis zurückgeführt werden (die Entdeckung des Unsterblichkeitsmedikaments), die natürlichen Ressourcen sind Mangelware und ein Teil der Bevölkerung wird infolgedessen grausam unterdrückt und als Sündenbock angesehen. Anna, die zunächst vollkommen in dieses System integriert ist, erlangt erst durch das Treffen mit einem Außenstehenden die Erkenntnis, dass das System eben nicht perfekt und richtig ist.

Die Handlung fokussiert sich in diesem ersten von insgesamt drei Büchern auf Annas Leben in Grange Hall. So gewinnt man einen detaillierten Einblick in das Leben der unerwünschten Kinder, die als regelrechte Bedrohung für die Unsterblichen angesehen werden und mehr als einmal war ich geschockt von der Grausamkeit, mit der die Unsterblichen gegen die Kinder vorgehen. Man lernt Anna und Peter kennen, beides sehr charismatische Charaktere, die dieses Buch so fesselnd gemacht haben, dass ich es kaum wegpacken wollte, auch wenn es vom Stil her recht simpel geschrieben ist.
Anfangs war ich vollkommen fasziniert von der Welt, die Gemma Malley da geschaffen hat, doch nach einer Weile merkte ich, wie ich ungeduldig darauf wartete, dass endlich mehr passiert als nur andauernde Schilderungen von Annas immer gleichem Alltag. Aber das Warten wird zum Ende hin auch belohnt, hier überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und bereiten den Weg für den nächsten Band, „The Resistance“.

Mein Fazit: Genau so muss der Beginn einer Trilogie aussehen! „The Declaration“ bietet eine fesselnde Geschichte, die süchtig nach mehr macht, interessante Charaktere und einige überraschende Wendungen. Lest es! Wirklich, ihr verpasst sonst ein tolles Buch. 


The Declaration - Gemma Malley
Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Bloomsbury Publishing; Auflage: 1., Aufl. (5. Mai 2008)
Sprache: Englisch
Preis: 8,40 Euro

Willis Fazit:



Ähnliche Bücher/Filme:
„Children of Men“ -Verfilmung des gleichnamigen Buches, in dem die Welt verzweifelt, weil auf unerklärliche Weise keine Kinder mehr geboren werden

5 Kommentare:

  1. Das Buch habe ich mir jetzt auch gekauft. Ich hoffe, es ist wirklich so gut wie du sagst ;)
    Hört sich auf jeden Fall viel versprechend an.

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  2. Von diesem Buch habe ich schon wirklich, wirklich viel Gutes gehört, weswegen es jetzt eindeutig ganz oben steht auf meiner Liste. Danke für deine tolle Rezension, am liebsten würde ich es mir jetzt sofort holen - aber ich hab kein Geld ;)

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  3. Noch nie von gehört: daher viele vielen Dank fürs Vorstellen, hört sich super an. Wandert sofort auf die Wunschliste.

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  4. Ahh, toll! Wird sicher bald von der Wunschliste in den Einkaufskorb wandern ^^
    Danke fürs Vorstellen! :)

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  5. Es freut mich, dass euch die Buchvorstellung so anspricht, es ist ja auch ein wirklich gutes Buch :-)

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