Die dystopischen Zwölf #8 - Shades of Grey - Bunt, schrill, einzigartig. Genial!


"Do you want some advice? Go home. You're far too inquisitive, and here in East Carmine curiosity only ends one way." "Death?" "Worse - enlightenment."

Hunderte Jahre in der Zukunft hat sich die Welt verändert. Die gesellschaftliche Ordung wird durch die Farbwahrnehmung bestimmt und jeder hat sich an strenge Regeln zu halten. Eddie Russett ist ein Roter, der davon träumt, den gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen. Doch dann wird er nach East Carmine geschickt, wo er auf die störrische Jane trifft, ausgerechnet eine Graue, die zur untersten Stufe der Gesellschaft gehört. Eddie kann es nicht ändern, er verliebt sich in das aggressive Mädchen. Erst durch ihre Bekanntschaft fängt er an Fragen zu stellen und zu entdecken, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Warum gibt es eigentlich so wenig Löffel? Und was geschieht mit den Menschen, die zum Rebooten nach Emerald City geschickt werden?

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"Alles begann damit, dass mein Vater nicht das Letzte Kaninchen sehen wollte. Und es endete damit, dass ich von einer fleischfressenden Pflanze verspeist wurde. So hatte ich mir meine Zukunft nicht vorgestellt."

Schon der erste Satz zeigte mir, dass dieses Buch etwas ganz Besonderes werden würde. Die Welt, die Jasper Fforde hier erschaffen hat, ist einfach unglaublich. So skurril, detailreich und anders, ich kann es in seiner Gesamtheit kaum beschreiben. Alles dreht sich hier um Farben, wirklich alles. Medizinische Probleme werden zum Beispiel nicht mit Medikamenten behandelt, sondern mit Farbtönen. 125-66-53 ist das beste Schmerzmittel, während 332-26-85 einem bei Blickkontakt sofortige Hämorrhiden beschert (Link hinterlegt, einfach mal gucken). Natürlich werden diese Farben auch gerne als Drogen unter der Hand verkauft, doch das geschieht nicht mehr auf dem Schwarzmarkt, sondern auf dem Beigemarkt. Die Abneigung gegen Schwarz mag daher kommen, dass für die Menschen, deren ganzer Alltag von Farben bestimmt wird, die Nacht und ihre Dunkelheit die größte Gefahr darstellt, welche schon viele in den Wahnsinn getrieben hat. Mal abgesehen von  den gefürchteten Blitzeinschlägen und Schwan-Angriffen, natürlich.

Irgendetwas ist passiert, irgendwann in der Vergangenheit, was die Gesellschaft vollkommen verändert hat. Deshalb gibt es keine Bücher mehr, die Purpurnen bilden die angesehendste Klasse unter den Menschen und Löffel sind Mangelware. Elektrizität gibt es kaum noch, Licht gewinnt man durch Spiegel auf jedem Dach, die die Sonne einfangen. 

Eddie hat sich nie gefragt, warum das alles so ist, sondern nur seine Heirat mit Constance Oxblood geplant, einer einflussreichen Roten. Doch in East Carmine wird seine Welt auf den Kopf gestellt. Die strengen Regeln werden hier regelmäßig zurechtgebogen, wie man es gerade braucht und politische Intrigen gehören zum Alltag. Dummerweise wird auch Eddies Rückfahrkarte gleich am ersten Tag vom Obersten Präfekt beschlagtnahmt. Eigentlich soll er hier nur eine Stuhlzählung durchführen, aber nun scheint sein Aufenthalt länger zu dauern. So wird er immer mehr in das seltsame Dorfleben integriert und sein neuer Freund Tommo Cinnabar plant schon eifrig seine Hochzeit mit einem der ansässigen Mädchen. 
Doch Eddie interessiert sich eigentlich nur für die Graue Jane, die ein merkwürdiges Geheimnis zu umgeben scheint. Warum rebelliert sie ständig gegen das System und macht seltsame Andeutungen? Nur eines dazu: der Komplott, der hinter allem steckt, ist gewaltig und wird in diesem Buch gerade mal angekratzt.

Jasper Fforde erzählt in Shades of Grey eine so kreative und unglaubliche Geschichte, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite gebannt am Buch geklebt habe. Vom Einfallsreichtum und Faszinationsgrad her hat es mich an Walter Moers "Die Stadt der träumenden Bücher" erinnert und wer dieses mochte, wird Shades of Grey lieben. Für mich war das Buch ein unglaubliches Lesevergnügen, welches ich allen unter euch unbedingt ans Herz legen möchte, die auf einzigartige Geschichten voller wahnwitziger Ideen, Humor und Andersartigkeit stehen (aber vielleicht lieber auf Deutsch, das Englisch war recht anspruchsvoll). 

Einziger Wermutstropfen: das Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie, deren Nachfolger noch nicht mal im englischen Original erschienen ist. :-( Aber egal, ich warte sehr gerne darauf, wieder in die quietschbunte Welt von Eddie Russett eintauchen zu können. Und bis dahin sammle ich schonmal meine Löffel :-)

Fazit: Mein neues Lieblingsbuch! 

Shades of Grey (dt. Grau) - Jasper Fforde
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Hodder and Stoughton, S. (28. Oktober 2010)
ISBN-10: 034096306
Preis: 7,40 Euro

Willis Fazit:
(aber sowas von!!!)


7 Kommentare:

  1. Hey! Ich habe deinen Blog gerade entdeckt, da xKarenina ihn auf Youtube empfohlen hat! Ich muss sagen, das hier ist der beste Bücherblog, den ich je gesehen habe *__* Wow! Ich klicke mich jetzt erst mal bis in die frühen Morgenstunden durch sämtliche Bücherrezessionen :)

    ..und die Bücherwunschliste wächst und wächst :D

    Tja was soll ich noch sagen? Danke für deine Mühen!

    <3

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  2. Hi Maria,
    das ist ja mal ein richtig dickes Kompliment, vielen Dank dafür :-) Schön, wenn es dir hier gefällt und ich hoffe, du findest einige tolle Leseempfehlungen.
    Viel Spaß beim Stöbern!

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  3. :D Das lese ich natürlich gerne. Ich wusste doch, warum ich da eine Rezension von dir wollte ;) Keine Frage, das Buch muss ich lesen. Ich tendiere grade aber doch eher zu deutsch, weil ich momentan nicht die Zeit habe, mich mit anspruchvollen Englischen Bchern zu beschäftigen - das ganze wissenschaftliche Englisch, das ich jetzt jeden Tag lese, reicht mir vollkommen ^^

    Herzlichen Dank für die Rezension! :)

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  4. Ich habe die Befürchtung, dass es mir zu abgedreht sein könnte...
    Andererseits verlockt das Atribut "Dystopie".^^

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    1. Wenn es dir nur um Dystopien geht, wirst du hier auch noch jede Menge weitere Bücher finden :-)

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  5. Wirklich tolles Blog!

    Und das Buch scheint äußerst vielversprechend, da les ich mal rein, danke.

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    1. Hi Eddi, vielen Dank :-)
      Also ich habe das Buch an meine Schwester und meine Freundin weitergegeben, und sie waren beide begeistert. Ich hoffe, es wird auch dir gefallen, falls du es mal liest.

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