Ein finsterheller Tag - Ein philosophisches Kinderbuch über Leben und Tod

Heute möchte ich euch ein ungewöhnliches Buch vorstellen, welches mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat: Ein finsterheller Tag von David Almond. Und darum geht es:

Gebundene Ausgabe | 240 Seiten | Sauerländer Verlag | Übersetzung: Alexandra Ernst | ab 12 Jahre

 

Es ist ein Tag wie jeder andere, als Davies Mutter ihn raus zum Spielen schickt. Doch am Abend ist nichts mehr wie vorher: Davie entdeckt einen toten Jungen und macht sich auf die Suche nach dessen Mörder. Und erfährt bei seiner Reise durch die Stadt, dass Leben und Tod, Mythen und Realität hautnah beieinanderliegen...

Auch wenn ich schon längst kein Kind mehr bin, lasse ich mich immer noch gern von außergewöhnlichen Kinderbüchern verzaubern. Da kam mir die Geschichte von David Almond gerade recht, denn hier handelt es sich um einen preisgekrönten Autor, und von daher waren meine Erwartungen an sein Buch "Ein finsterheller Tag" hoch. Zwar hat sich die Geschichte zwischendurch in Banalitäten verloren, sodass sie mich weniger fesseln konnte als erwartet, trotzdem haben mich die Botschaften des Buches nachdenklich gestimmt.

Es beginnt damit, dass Davie an der Straßenecke sitzt und das Kleinstadtleben an sich vorbeiziehen lässt. Es ist eine unbedeutende Kleinstadt, in der nie etwas aufregendes passiert, außer vielleicht die Streitigkeiten zwischen den verfeindeten Familien Killen und Craig.

"Nichts rührt sich. Seine Laune sinkt. Er hat dieses Gefühl, das er manchmal bekommt, dass diese Stadt eine Sackgasse ist, dass hier nie etwas passiert, sich nie etwas ändert. Dass er diesen Ort hasst. Manchmal möchte er einfach weggehen, immer weiter und weiter und alles hinter sich lassen. Aber er weiß, dass er dazu noch zu jung ist, und außerdem hätte er heute sowieso nicht die Energie dazu. Irgendwie gibt es heute überhaupt nichts, was er tun will." (S. 13)

Erst als plötzlich sein bester Freund auf Davie zustürmt und ihm erzählt, Jimmy Killens Leiche gefunden zu haben, rüttelt das Davie wach und er begibt sich auf die Suche nach Jimmys Mörder. So startet seine Reise durch einen Tag, der finster anfängt, mit bedrückenden Gedanken von Tod und Langeweile, der sich jedoch immer mehr wandelt, je weiter Davie kommt. Während er ziellos durch die Kleinstadt streift, begegnet er vielen Einwohnern, die ihm in kurzen Episoden Einblick in ihr Leben geben, wobei sich deren Geschichten immer um das Kernthema des Buches drehen: Tod und Verlust. Auch Davie hat solch einen Verlust erlebt, denn sein Vater ist erst vor wenigen Wochen verstorben. Das erklärt auch, warum Davie zu Beginn des Tages so antriebslos und traurig ist.

Daneben geht es aber auch um das Erwachsenwerden und das Bedürfnis, dem grauen Alltagstrott zu entfliehen und Abenteuer zu erleben. Eben als solches gestaltet sich Davies Streifzug durch die Stadt, und je weiter er kommt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Denn die Mythengestalten und Geister, von denen Davie in den Geschichten der Einwohner hört, verschmelzen mit seiner Wirklichkeit, bis man nicht mehr sicher sein kann, was nun real und was Traum ist. 

Mein Problem mit der an sich schönen Erzählung war, dass sie sich zwischendurch in Banalitäten verloren und mich damit gelangweilt hat. Die Beschreibungen der Natur und der Landschaft, die Davie durchstreift, haben mich nur wenig fesseln können, weil sie mir sehr wiederholend vorkamen. Da eine Wiese, hier der Blick auf die Stadt unterhalb der Hügel, da wieder eine Wiese... Und so habe ich mich dabei erwischt, wie ich Davies nächster Begegnung mit einem anderen Menschen entgegengefiebert habe, denn die Unterhaltungen, die sich dabei entspinnen, hatten stets etwas nachdenklich Stimmendes. 

Das Ende konnte es dann für mich noch einmal rausholen, denn hier war nichts, wie es zu Beginn schien und der so düster startende Tag wandelt sich zu einem hoffnungsvollen - ganz wie der Titel es andeutet. Und so empfehle ich das Buch gern allen Lesenden, die nach einer tiefgründigen Geschichte für Kinder und Jugendliche suchen.

"Die Welt ist voller Wunder!", schreit er. "Und manche schlurfen durchs Leben mit den Augen im Straßenstaub, als ob sie sich von morgens bis abends langweilen würden!" Er geht weiter, dreht sich aber noch einmal um. "Schau dich um!", sagt er. "Du solltest tanzen und dir die Lunge aus dem Leib singen über die Herrlichkeit der Welt!" (...) "Es wird eine Zeit kommen, da musst du diesen herrlichen Ort verlassen." (S. 18)


1 Kommentar:

  1. Oh, hier schon wieder...

    Danke Friederike, dass du dieses Buch so einfühlsam rezensiert hast. Schade, dass es doch einige Kritikpunkte gab, aber das Thema ist ja wirklich heftig und auch total spannend. Hoffentlich begegnet mir das Buch ganz bald.

    Ganz liebe Grüsse
    Livia

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