Die Rebellion der Maddie Freeman - Verschenktes Potenzial

"Wir waren zu einer Kultur aus Zombies geworden, die sich mechanisch von einer Digitalwelt zur nächsten bewegten."

Die USA im Jahr 2060: Maddie lebt in einer digitalen Welt. Schulunterricht, Freunde treffen, Hobbies ausüben, all das tut sie in ihrem Zimmer vor dem PC, seit das Digital School System erfunden wurde. Und auch zu den wenigen Anlässen, wo sie das Haus einmal verlässt, ist sie stets verkabelt und führt ihr Flipscreen mit sich, um ja keine Nachricht zu verpassen.
Doch dann trifft sie Justin, der einer Widerstandsbewegung gegen das DS-System angehört und sie ins Zweifeln bringt. Ist ihr Leben hinter dem Bildschirm tatsächlich das wahre Leben? Verpasst sie nicht vielmehr das Leben, wenn sie vor dem PC hockt? Bald schon ist Maddie überzeugt - und verliebt. Doch Justin hat einen Plan. Einen Plan, der stark von Maddie abhängt - denn sie ist die Tochter des Mannes, der das System erfunden hat... 

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Ich hatte keinerlei Erwartungen an das Buch und kann demnach sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Von den Socken gehauen hat mich das Buch aber leider auch nicht. Dabei schlummert so viel Potenzial zwischen den Buchdeckeln. Eine Welt, in der die Menschen nur noch via Computer kommunizieren und leben und ansonsten allein in ihrem Zimmer hocken, das sollte doch interessant werden.

Vom Titel her könnte man erwarten, dass Maddie durch Justin entdeckt, was an ihrem System alles nicht stimmt, und sich dann dagegen stellt und sich den Rebellen anschließt. Im Groben läuft es auch so ab; Maddie hilft bei ein paar Aktionen und findet Gefallen am realen Leben. Im Vordergund stehen aber leider ganz klar Maddies Gefühle für Justin. So richtig rebelliert wird hier nicht. Stattdessen wird geschmachtet und geschwärmt, weil Justin ja sooo toll aussieht. Und damit wurde ich einfach nicht warm. Justin verhält sich freundlich, aber distanziert, für ihn ist Maddie (zumindest anfangs) nur ein Job und er macht ihr das auch mehrmals klar. Aber Maddie hechelt ihm trotzdem ohne jegliche Selbstachtung hinterher. Es war einfach nervig zu sehen, wie ihre Gedanken nur noch um diesen jungen Mann kreisen, über den sie nichts weiter weiß, außer dass er verdammt gut aussieht. Dabei hätte die Autorin über so viel spannendere Dinge schreiben können, schließlich bietet so eine Jugenddystopie doch genügend Ansatzpunkte. Aber nein, der Fokus liegt auf Maddies Gefühlen.

Abgesehen von ihrer Schwärmerei benimmt sich Maddie auch sonst nicht sehr klug, sondern oftmals naiv. Justin kämpft für den Widerstand und Maddie ist von Anfang an verwundert, warum er sich ausgerechnet für sie interessiert. Und obwohl sie so eine Ahnung hat, dass er irgendwelche Pläne mit ihr verfolgt, ist sie trotzdem vollkommen schockiert und überrascht, als sie dann erfährt, dass Justin ihre Verbindungen zu ihrem Vater nutzen will, um das System zu stürzen. Wow, große Überraschung! Liebe Maddie, da bist du aber auch die Einzige, die das nicht hat kommen sehen. Als Leser kann man sich schon beim ersten Treffen denken, dass er sich zumindest anfangs nur für sie interessiert, um sie für die gemeinsame Sache zu gewinnen. Nur Maddie hat es irgendwie nicht kapiert.

Justin erscheint mir da als wesentlich reiferer Charakter; er ist ganz klar die treibende Kraft hinter der ganzen Geschichte. Trotzdem fand ich auch seinen Charakter eher oberflächlich und nicht annähernd so anziehend wie Maddie. Justin hat quasi schon sein Leben lang für den Widerstand gegen das DS-System gearbeitet; er verabscheut das digitale künstliche Leben und tut alles dafür, so viele Menschen wie möglich zu "entkabeln"; dass dabei keine Zeit für Freundschaften und Gefühle bleibt, ist klar. Auch Maddie werden erst durch seinen Einfluss die Augen geöffnet und sie erkennt, dass das wahre Leben nicht hinter einem PC-Bildschirm stattfindet. Daher erscheint der englische Titel "Awaken" da wesentlich passender. Trotz aller Kritik enthält das Buch einige einsichtige Wahrheiten über den Wert des Lebens und über die Dinge, die wirklich zählen sollten. Leider hat das nicht ausgereicht, um mich von dem Buch zu überzeugen.

Mein Fazit: Viel Potenzial, lasche Umsetzung. Die Liebesgeschichte hat für mich einen viel zu großen Teil der Geschichte eingenommen, weshalb für die an sich interessante Geschichte nur noch wenig Platz blieb. Das Buch endet offen und macht so den Eindruck, nur der Auftakt zu einem Mehrteiler zu sein, bei dem sich die Geschehnisse in Grenzen halten. Schade, wirklich schade! Ich hoffe nur, dass beim Nachfolger etwas mehr Wert auf Handlung gelegt wird.


Die Rebellion der Maddie Freeman - Katie Kacvinsky
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Boje); Auflage: 3 (25. Juli 2011)
ISBN-10: 3414823004

Preis: 15,99 Euro

Willis Fazit:




Ich bedanke mich sehr herzlich bei Blogg dein Buch und dem Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar!


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4 Kommentare:

  1. Ich bin gerade durch Sabrinas Blogroll auf diese Rezension gestoßen und gleich mal zum regelmäßigen Leser geworden! Wirklich überzeugende Rezension und für mich ein Dejá-vu Erlebnis. Hab vor kurzem die Uglies Reihe gelesen und hatte da genau das gleiche Erlebnis. Scheinbar ist es bei Autoren grad hip, hektisch Jugend-Dystopien zu veröffentlichen, sobald sie eine einigermaßen gute Idee hatten. Schade, dass sie sich keine Zeit nehmen, dass Potenzial auszuschöpfen!

    In diesem Sinne: Weiter so, ich komm jetzt öfter vorbei :)
    Alles Liebe,
    Mila

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  2. Hab ja schon viele negative Rezensionen zu diesem Buch gehört - ich bin sehr froh, dass ich es mir nicht gekauft habe, sondern stattdessen erstmal warten wollte ;)

    Nur frage ich mich, wo die dreieinhalb Punkte herkommen? Du hast hauptsächlich Kritik geäußert, daher wundert mich das etwas...Ansonsten aber eine gute Rezension, ich weiß eindeutig, dass ich dieses Buch nicht lesen werde^^

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  3. @Mila: Na dann herzlich Willkommen :-) Von der Uglies-Serie hab ich auch den ersten Band hier, bisher aber noch nicht gelesen.

    @Sonne: Ich war mir ziemlich unschlüssig, wie ich das Buch bewerten soll. Denn wenn Maddie gerade mal nicht über Justin nachdenkt, hat es mir eigentlich gefallen. Die Story an sich ist gut. Aber stimmt schon, für die viele Kritik ist das ein wenig zuviel, ich geh wohl doch auf 3 Punkte runter.

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  4. Jugenddystopien weisen meiner Meinung alle das selbe Schema auf, weshalb ich ziemlich schnell den Reiz daran verloren hab. Nervig finde ich die von dir auch hier kritisierten Schwärmereien, die jedesmal so absehbar sind. Ich habe oft das Gefühl, dass der Dystopie-Hintergrund in vielen Fällen eher nebensächlich ist bzw. nur ein Anreiz, das Buch zu kaufen, um letzten Endes eh nur eine Liebesgeschichte zu erzählen, die es so schon in 50 anderen Büchern gibt.
    Bei "Die Rebellion der Maddie Freeman" war ich anfangs auch dadurch sehr skeptisch, hatte aber durch die Leseprobe eigentlich einen recht guten Eindruck. Doch die vielen enttäuschten Rezensionen schrecken mich doch vom Lesen ab ;)
    Allerdings muss ich mal loben, dass Justin nicht ganz so klischeehaft ist wie in anderen Dystopien - klar, auch er ist geheimnisvoll und rebelliert gegen das System. Aber irgendwie erschien er mir in der Leseprobe wesentlich reifer, glaubwürdiger und vor allem nicht so gefühlsduselig wie die Helden anderer aktueller Jugendbücher, speziell in den Heldin-steht-zwischen-zwei-Jungs-Dystopien ;)

    Liebe Grüße
    Kathrin

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