Mortal Engines: Kampf der Städte - Irre Zukunftswelt mit vorhersehbarer Story

Kennt ihr die Mortal Engines-Trilogie von Philip Reeve? Während man die Geschichte gerade noch als Verfilmung im Kino ansehen kann, habe ich mir einmal den ersten Teil der Buchreihe geschnappt und erzähle euch heute in meiner Rezension, ob sich die Bücher lohnen:



Irgendwann in der Zukunft: nachdem ein Großteil der Zivilisation im 60-Sekunden Krieg zerstört wurde,   Städte machen Jagd aufeinander, um so an Rohstoffe und billige Arbeitskräfte zu gelangen. Auch Tom, der in der Historikergilde die alten Zivilisationen und deren Überreste erforscht, ist ein Anhänger des Städtedarwinismus, bis er ausgerechnet von Valentine, einem der größten Historiker aller Zeiten, hintergangen wird. Aus London vertrieben, schließt er sich mit Hester zusammen, die selbst noch eine Rechnung mit Valentine offen hat. Doch beide ahnen noch nicht, dass eine weit größere Bedrohung als Valentine auf sie wartet...

Ich muss mich mal wieder als Zukunftswelt-Fan outen. Ich liebe das Spiel mit Entwürfen von Zukunftsvisionen, die ja meist doch recht düster, in jedem Fall aber immer faszinierend ausfallen. So hat mich auch Philip Reeves Erstlingswerk, welches bereits 2001 erschien, sofort in seinen Bann schlagen können. Darin bietet er uns eine faszinierende Zukunftswelt, in der die Menschen wieder zu modernen Nomaden geworden sind: in beweglichen Städten ziehen sie auf gigantischen Rädern von einem Ort zum anderen, immer auf der Suche nach Rohstoff-Nachschub. Und abgesehen von kleinen Kritikpunkten hat mir der Trilogieauftakt wirklich gefallen.

In einer dieser räuberischen Städte, nämlich London, lebt Tom, der als Lehrling in der Historikergilde mehr mit Staubwischen beschäftigt ist als damit, wertvolle alte Relikte wie CD-Rohlinge zu erforschen. Als wieder eine kleine Stadt von London gefressen wird, begibt sich Tom jedoch in den Bauchraum, um zu sehen, ob die andere Stadt etwas von historischem Wert bei sich trug. Und er kommt gerade richtig, denn dabei verhindert er einen Mordanschlag auf Valentine, den berühmtesten Historiker aller Zeiten. Nur verwechselt Valentine Tom scheinbar mit seinem Attentäter, oder warum sonst sollte er ihn von Bord schubsen? Gemeinsam mit der wahren Attentäterin macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Stellt euch vor, euer gesamter Heimatort bewegt sich auf riesigen Rädern durch die Landschaft und über alle Landesgrenzen hinweg und quasi jeden Tag verändert sich die Aussicht aus eurem Fenster.  Klingt erstmal richtig cool, oder? Doch diese neue Welt, die vom "Städtedarwinismus" lebt, offenbart sehr schnell ihre Nachteile. Denn um mobil zu bleiben, machen die Städte Jagd aufeinander und versklaven alle Einwohner, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen. So hat sich mir hier eine gleichermaßen faszinierende als auch brutale Welt geboten, in der moderne Technik vollkommen verlorengegangen ist. Lediglich die als verpönt geltenden Antitraktionisten stellen sich den Raubzügen entgegen und leben in festen Siedlungen, die sich hinter dicken Mauern vor den mobilen Städten verschanzen.

Die Welt, die Philip Reeve hier erschafft, ist wirklich einzigartig und überzeugt nicht nur mit dem Worldbuilding, sondern auch mit ungewöhnlichen, coolen Charakteren. Konsequent zur allgemeinen Brutalität dieser Welt erleben jedoch bei weitem nicht alle hier kennengelernten Charaktere das Ende des Buches, was in meinen Augen aber sehr glaubwürdig gewirkt hat. Und da ich mich niemandem so richtig verbunden gefühlt habe, hat mich das auch gar nicht so sehr getroffen :-D

Durch ständige Perspektivwechsel zwischen Tom, der gemeinsam mit Hester in den Außenlanden London hinterherjagt und Valentines Tochter, die in London die Geschehnisse rund um Toms Verschwinden erforscht, lernen wir die verschiedenen Seiten dieser Welt kennen. So sehen wir, wie es sich in den Großstädten lebt als auch auf festem Boden. Was dabei besonders auffällt, ist, dass die Menschen in den mobilen Städten hinsichtlich der Zivilisiertheit einen Rückschritt gemacht haben. Zwar sonnen sie sich im ehemaligen Glanz und Luxus ihrer Großstädte, empfinden es aber als Spektakel und vollkommen okay, andere bei ihren Raubzügen zu versklaven - es zählt nur das Recht des Stärkeren!

Als Kritik kann ich lediglich anbringen, dass die Geschichte für mich etwas vorhersehbar war und ich mir den Ablauf über weite Strecken denken konnte. Aber trotzdem habe ich das Buch doch gerne und gespannt gelesen, was aber mehr am faszinierenden Setting als am Handlungsbogen lag. Nichtsdestotrotz bin ich auf die weiteren Teile gespannt, denn auch wenn die Geschichte mancher Charaktere hier beendet scheint, bleiben in der Welt der beweglichen Städte doch noch genug unerforschte Geheimnisse zurück, die ich gerne weiter erkunden möchte. 


3 Kommentare:

  1. Das Buch habe ich zu Weihnachten von meinem Bruder bekommen und freue mich schon auf die Lektüre.
    Aber was unbedingt mal gesagt werden muss: Was für ein geniales Foto!!!!

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    1. Hi Tine, vielen Dank für das Kompliment, da ich mich mit den Fotos immer etwas schwer tue, freut mich das ganz besonders :-D
      Sag mir doch bescheid, wie es dir gefallen hat, wenn du mit dem Lesen durch bist.

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    2. Das mache ich gerne. Mal gucken, wann ich damit anfange. Ich habe - wie wir alle vermutlich - viel zu viele tolle Bücher auf dem SUB liegen.

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