"Weißt du noch, als ich dir mal gesagt habe, dass deine Intelligenz dich attraktiv macht?"
"Ich hab's auf ein Blatt Papier geschrieben und es von dir unterschreiben lassen."
"Dann kannst du jetzt das hier aufschreiben", knurrte Juliet. "Ich habe meine Meinung geändert. Sie ist zum Kotzen."
Malcolm ist ein Nerd, wie er im Buche steht. In der Schule ein Außenseiter, ist seine größte Leidenschaft die Wissenschaft. Und was gäbe es für ihn da Erstrebenswerteres, als beim Wissenschaftswettbewerb den ersten Platz zu gewinnen? Doch dazu bedarf es eines guten Themas, das interessant und einzigartig sein muss. Ein zufälliger, unbeabsichtigter Blick auf einen Porno gibt den Ausschlag: Malcolm beschließt, dieses Jahr einen Dokumentarfilm über Sex zu drehen. Und zu einem seriösen Wissenschaftler gehört natürlich auch der Selbstversuch, also muss er selbst auf dem Gebiet seine Erfahrung sammeln und seine Jungfräulichkeit loswerden. Doch mit wem? Seine einzige und beste Freundin Juliet sagt ja, und tritt damit eine Lawine ungeahnten Ausmaßes los...
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Woher nimmt Bernard Beckett nur seine Ideen? Bisher sind drei Bücher von ihm erschienen, und alle drei behandeln völlig unterschiedliche Themen. Thriller, Roboter-Dystopie und jetzt eine pubertäre Komödie über Liebesverwirrungen und das erste Mal.
Eigentlich sollte alles ganz einfach laufen: Malcolm wollte nur ein paar Interviews führen und die ersten eigenen Erfahrungen mit seiner (platonischen) Freundin Juliet sammeln. Doch bei den Interviews verliebt er sich ausgerechet in die bildschöne Charlotte, die für ihn absolut unerreichbar ist. Charlotte steht in Wirklichkeit aber auch auf ihn, denkt jedoch, er sei in Juliet verliebt. Der Highschool-Macho Brad, der eigentlich Charlotte aufreißen wollte und heimlich von seinem besten schwulen Freund Kevin geliebt wird, verliebt sich beim Telefonsex in Juliet und ist plötzlich unsicher, wie er sie ansprechen soll. Moment, Telefonsex? Richtig gehört. Juliet muss nämlich Geld auftreiben, weil sie von einem mysteriösen Erpresser bedrängt wird, der sie beim Schummeln in der Matheprüfung erwischt hat und nun 1000 Dollar von ihr fordert.
Soviel zur Ausgangslage.
Das Buch stellt das Thema Liebe, Sex und Erstes Mal ziemlich überspitzt, aber auch sehr locker dar. Zeitweise sind so absurde Szenen darunter, dass ich ungläubig den Kopf schütteln musste, beispielsweise, als Malcolms Mutter ihren Sohn tatkräftig dabei unterstützt, sein erstes Mal zu erleben und gute Ratschläge erteilt:
"Hast du schon mal an Juliet gedacht? Sie wäre bestimmt ein guter Anfang. Komm schon, ruf sie an. Dein Vater und ich gehen solange aus und ihr könnt unser Bett benutzen, wenn du willst. Deins ist ziemlich schmal."
Ob es wohl irgendwo auf der Welt eine Mutter gibt, die tatsächlich so unverblümt mit ihrem Sohn über Sex reden und sogar ihr eigenes Bett dafür anbieten würde? :-)
Bis auf Malcolm, der eher unerfahrener nerdiger Wissenschaftler als normaler Junge ist, gehen alle Akteure sehr offen mit ihrer Sexualität um und berichten auch eifrig darüber, was mir zwar prinzipiell besser gefällt, als wenn alle total verklemmt daherkämen, aber etwas unrealistisch erschien es mir schon. Wir reden hier immerhin von 16-17 jährigen Teenagern, bei denen die ersten sexuellen Erfahrungen oftmals noch von verschämtem Gekicher begleitet werden. Aber ob nun glaubwürdig oder nicht, es macht großen Spaß, das Buch zu lesen und ich habe mich mehr als einmal dabei erwischt, wie ich schmunzelnd dasaß. Man sollte das Buch und die Akteure wohl einfach nicht zu ernst nehmen, sondern sich einfach auf ihr lockeres Verhalten einlassen, dann wird man sich herrlich amüsieren.
Und genau diese Vorgehensweise wählt auch Beckett beim Erzählen der Geschichte. Locker und ohne falsche Prüderie widmet er sich einem Thema, was einfach alle Jugendlichen interessiert und zeigt, dass man keine Angst vor seiner Sexualität haben muss. Unmoralisch oder vulgär wird es allerdings nicht, Beckett hat einen guten Mittelweg gefunden, über dieses brisante Thema zu schreiben.
Leider mangelt es der Geschichte trotz lustiger Ausgangssituation und diversen Liebesverwirrungen an Spannung. Obwohl die Grundidee des Buches interessant ist, plätscherte die Story etwas ziellos vor sich hin und es war nicht so recht absehbar, auf welchen Höhepunkt Beckett hinarbeitet. Was vielleicht daran liegt, dass es keinen richtigen Höhepunkt gab. Und auch der Schluss erschien etwas dahingewischt und endete im Sinne von "Friede, Freude, Eierkuchen" und alle umarmen und küssen sich glücklich. Kein Scherz!
Einen Bonuspunkt gibt es von mir aber für die herrliche Buchgestaltung. Passend zum Thema über "Bienchen und Blümchen" ist das Buch nämlich auch über und über mit ihnen bedeckt und sogar mit einem kleinen Daumenkino ausgestattet, bei dem am Rand des Buches erst eine Blume wächst, dann kommt eine ängstlich schauende Biene angeflogen und will sich auf der skeptischen Blume niederlassen. Einfach süß! :-)
Mein Fazit: Inhaltlich gesehen schneidet dieses Buch unter Becketts bisherigen Werken bei mir am "schlechtesten" ab. Mir fehlte der Spannungsaufbau und das Ende war etwas unbefriedigend. Dafür liefert das Buch aber amüsante Unterhaltung und ich habe mich in die eigene Pubertät zurückversetzt gefühlt.
Stechzeit - Bernard Beckett
Broschiert: 156 Seiten
Verlag: Script5 (15. September 2010)
ISBN-10: 3839001218
Preis: 12,00 Euro
Willis Fazit:
Vielen Dank an den Script5-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Schöne Rezension :) Ich glaube so für nen Lacher zwischendurch würde ich das Buch auch mal gern lesen. So kleine Gimmicks wie ein Daumenkino finde ich auch immer toll :D
AntwortenLöschenIch stimme meiner Vorkommentatorin da voll und ganz zu. Das Buch kommt auf meine Liste, wenn auch nicht auf Platz eins. LG :)
AntwortenLöschenWow, echt schöne Rezension, ich überlege mal ob ich es mir kaufe. Denn du hast die Rezension wirklich locker und klar rübergebracht, ohne irgendwelche umscheife auf den Punkt gekommen und ich denke ich werde dein 71. Leser. Schöne Ostern und es wäre nett wenn du auf meinem Blog mal gucken könntest. (Dein Design ist übrigens Sehr schön. Hast du das selbst gemacht?)
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