Dry - Hochspannendes Mahnmal in Zeiten des Klimawandels


Heute habe ich eine Buchempfehlung für euch, die so aktuell wie hochspannend ist: "Dry" von Neal & Jarrod Shusterman. Darin geht es um das plötzliche Ausbleiben von Trinkwasser und das daraufhin entstehende Chaos in Kalifornien. Klingt spannend? Ist es auch! Erfahrt hier mehr:



Die Katastrophe hat sich lange Zeit angekündigt, doch niemand hat wirklich daran geglaubt, dass es tatsächlich passieren könnte: als Alyssa an einem heißen Junitag den Wasserhahn aufdreht, fließt einfach kein Wasser. Genauso wenig bei ihren Nachbarn. In ganz Kalifornien nicht – überall wurde das Wasser abgedreht. Und so muss Alyssa miterleben, wie plötzlich um sie herum das Chaos ausbricht und jeder nur noch für sich selbst kämpft, um etwas zu trinken zu bekommen. Als Alyssas Eltern von ihrem Versuch, Wasser zu besorgen, nicht zurückkehren, macht sie sich gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder und ihrem Nachbarn Kelton auf die Suche. Und beginnt damit einen Horrortrip durch ein Kalifornien, in dem es keine Menschlichkeit mehr zu geben scheint…

Lediglich 3 Tage – so lange dauert es laut einer Theorie, bis der Mensch wieder zum Tier wird und die Zivilgesellschaft zusammenbricht. Wie schnell und dramatisch es tatsächlich geht, als plötzlich kein Trinkwasser mehr da ist, führen uns Neal Shusterman und sein Sohn Jarrod hier sehr eindringlich vor Augen.  In „Dry“ nehmen sie uns mit auf einen nervenaufreibenden Überlebenskampf vierer Jugendlicher, der sich nicht nur unheimlich spannend liest, sondern zeitgleich auch ein Mahnmal in Zeiten des Klimawandels darstellt.

Erst bleibt das Wasser aus, später auch der Strom. Nur Stunden nachdem der Gouverneur den Tap Out verkündet hat, gibt es bereits nirgends mehr Wasser zu kaufen. Kalifornien zu verlassen scheint für viele die einzige Option, doch die Autobahnen sind verstopft und Flüge aus Kalifornien heraus sind restlos überbucht. So sind Alyssa, ihr Bruder und der Nachbarsjunge Kelton im Hexenkessel von Kalifornien gefangen. Während um sie herum das Chaos ausbricht, scheint der Fluchtbunker von Keltons Familie ihre einzige Option zu sein. Doch den gilt es erst einmal, zu erreichen…

Shusterman ist wieder einmal ein überaus packendes Buch gelungen, bei dem man gar nicht anders kann als an den Seiten zu kleben und das sich wie ein packender Hollywood-Endzeitfilm liest. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Alyssa, Kelton und der Ausreißerin Jaqui erzählt, wodurch wir die verzweifelte Suche nach Wasser und die damit zusammenhängenden Gefahren hautnah miterleben. Zwischendurch erfahren wir durch Einblendungen jedoch auch immer wieder, wie es gerade im Rest von Kalifornien aussieht und erkennen so, wie dramatisch das Ausmaß des Wassermangels wirklich ist.

Das Erschreckende und zugleich Faszinierende an Shustermans Büchern ist, dass sie nie wirklich weit weg von der Realität sind. Dass es in Kalifornien bis 2017 verboten war, seinen Rasen zu bewässern, weil Wassermangel herrschte, ist ein Fakt, keine Fiktion. Dass immer weniger Wasser über den Colorado River nach Kalifornien kommt, ist auch nicht ausgedacht. Und wenn der Klimawandel selbst in unserer gemäßigten Klimazone in Deutschland schon starke Dürreperioden verursacht, wie soll das dann erst in einem eh schon niederschlagsarmen Land wie Kalifornien aussehen? Somit dürfte das Buch hoffentlich viele Leser zum Nachdenken anregen und für das Thema Klimawandel sensibilisieren.

Nicht nur thematisch ist „Dry“ sehr spannend, sondern auch vom Erzählstil her. Shusterman beweist wieder einmal ein feines Gespür für das menschliche Wesen, wie der Mensch in Extremsituationen reagiert und wie er sich verhält, wenn es tatsächlich ums nackte Überleben geht. So erleben wir, wie eigentlich höfliche, zivilisierte Leute zu Waffen greifen und aufeinander losgehen, als auch verzweifelte Tauschgeschäfte bis hin zur Prostitution, um an einen kleinen Schluck Wasser zu gelangen. Selbst unsere zu Beginn noch so naiven, mitfühlenden Hauptcharaktere sind im Laufe der Geschichte immer mehr bereit, sich von ihren moralischen Grenzen zu lösen, um nicht zu verdursten.

Mein Fazit: Ein Mahnmal für den Klimawandel und eine absolut packende Abenteuergeschichte ums nackte Überleben – Shusterman ist wieder einmal ein Geniestreich gelungen, der nicht nur unterhält, sondern auch wachrüttelt. Meine Buchempfehlung für einen heißen, trockenen Sommer, in dem ihr nur noch dringender zu einem kühlen Glas Wasser greifen wollt.


1 Kommentar:

  1. Hallo Friederike,

    in Zeiten, in denen Wassermangel auch in Deutschland ein leises, aber nicht länger schweigendes Thema wird, fasziniert mich dieses Buch, das ja momentan in aller Munde ist, immer mehr.
    Von dir eine tolle Rezension, die mich nur erneut darin bestärkt, dieses Buch endlich auf meine Wunschliste zu packen. :)

    Liebe Grüße
    Dana
    (buchtraumwelten.blogspot.de)

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