Wenn's weiter nichts ist - Die Working Mom geht in die zweite Runde

Es wird mal wieder Zeit, euch ein Buch aus dem Wunderraum Verlag ans Herz zu legen: "Wenn's weiter nichts ist" von Allison Pearson. Ein Buch über eine fast Fünfzigjährige zwischen pubertierenden Kindern und wankender Karriere, alter und neuer Liebe, zwischen Menopause und Jugendwahn. Selten habe ich über Alltagsprobleme so lachen müssen. Neugierig geworden? Dann los:

Gebundene Ausgabe | 608 Seiten | Wunderraum Verlag | Übersetzung: Jörn Ingwersen

"Wenn ich alle anderen retten muss, sollte ich erst mal damit anfangen, mich selbst zu retten. Wenn's weiter nichts ist." (S. 586)

Kates fünfzigster Geburtstag rückt bedrohlich und unaufhaltsam näher. Und als wäre das nicht schon Problem genug, geht ihre Tochter mit einem Belfie - ein Foto ihres Hinterns - viral, ihre Menopause zwingt sie in die Knie, mit fast 50 Jahren könnte sie scheinbar für den Arbeitsmarkt genauso gut schon tot sein und ihr lieber Ehemann Richard ist auf einem Selbstfindungstrip und verzichtet dankend aufs Geldverdienen, um sich seinen Achtsamkeits-Seminaren zu widmen. Und dann klopft auch noch eine längst vergessen geglaubte Liebe bei Kate an, um ihr Leben vollends ins Chaos zu stürzen...

Selten habe ich mich so über die Beschreibung von Alltagsproblemen amüsieren können und dabei begeistert an den Seiten geklebt! "Wenn's weiter nichts ist" ist die Fortsetzung von "Working Mom", welches Allison Pearson bereits 2003 geschrieben hat. Zwar dachte die Autorin damals, dass sie Kates Geschichte als arbeitende Mutter zu Ende erzählt hatte, doch dann veränderte sich mit steigendem Alter ihre eigene Lebenswelt und die Frage kam auf, wie wohl Kate mit diesen Veränderungen umgehen würde. Heraus kam ein herrlich unterhaltsames Buch, das uns Lesern den chaotischen Alltag inmitten von Menopausen-Plage, pubertierenden Teenagern und einer altersfeindlichen Arbeitswelt näherbringt.

Zwar kannte ich das erste Buch nicht, aber das war auch gar nicht nötig, um in Kates vollgepacktes Leben einzutauchen und mit ihr mitzuleiden. Kate ist knapp 20 Jahre älter als ich und meine Kinder sind noch weit jünger als ihre, aber trotzdem konnte ich mich - da selbst Working Mom - irre oft mit Kate identifizieren und mich in ihren Alltagsproblemen wiedererkennen. Und man muss wirklich nicht selbst Kinder haben, verheiratet sein oder sich der Fünfzig nähern, um mit dieser Geschichte jede Menge Spaß zu haben!

Nach einigen Jahren Auszeit will Kate endlich wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Und das ist auch bitter nötig, denn ihr Mann Richard stürzt sich in die midlife-crisis-verursachte Selbstfindung und so bleibt Haushalt, Kindererziehung, Hausbau und Geldverdienen an Kate hängen - ein Klacks für die moderne Frau von heute, oder? Nur leider sieht der Arbeitsmarkt Kate mit ihren fast fünfzig Jahren leider nicht gerade als moderne Frau an und so muss Kate beim Lebenslauf und Alter genauso schummeln, wie wenn es darum geht, ob der Kuchen für den Schulbasar selbstgebacken ist. 

Allison Pearson kann wirklich hervorragend schreiben! Denn es gehört schon einiges dazu, Alltagsprobleme so fesselnd und unterhaltsam zu beschreiben, dass man das Buch gar nicht beiseite legen möchte. Aber genau das hat die Autorin geschafft. Die Erzählung ist schreiend komisch, schonungslos ehrlich (Kates Beschreibung ihrer dank Menopause schwallartig auftretender Menstruation mitten während eines wichtigen Kundengesprächs werde ich wohl nie vergessen!) und schwankt permanent auf dem dünnen Grat zwischen Tragödie und Komödie hin und her. Die Geschichte unterhält, stimmt aber auch nachdenklich und lässt uns die Entwicklungen von Arbeitmarkt, Kindererziehung und Selbstverwirklichung mit kritischem Auge betrachten.

Kate hat für mich wirklich Vorbildcharakter für die moderne Frau, auch wenn sie bei weitem nicht alles richtig macht. Und genau das macht sie so sympathisch: sie ist eine normale, keineswegs perfekte Frau mit dem Bedürfnis, sich selbst in der Arbeitswelt zu verwirklichen, aus den eigenen Kindern selbstbewusste Individuen zu machen und auch in der Liebe nicht zurückzustecken. Dabei zeigt uns Kate die schonungslose Realität, was mit dem Körper und dem Liebesleben passiert, wenn man älter wird, gibt aber auch Hoffnung, dass die besten Jahre eben nicht an einer gewissen Altersgrenze halt machen. 

Mein Fazit: Man muss selbst weder eine Frau sein, Kinder haben, noch älter als 50 Jahre sein, um dieses Buch zu lieben! Kates Geschichte um Familien- und Karriereprobleme und abflauende als auch wieder auflebende Gefühle ist universal und jeder wird sich hier wiederfinden können. "Wenn's weiter nichts ist" liest sich auch einwandfrei ohne Kenntnisse des Vorgängers, aber glaubt mir, nach Ende des Buches will man definitiv noch mehr von Allison Pearson lesen :-)


4 Kommentare:

  1. Halli hallo

    Oh danke für den Tipp, ich gucke mir das Buch gerne näher an klingt ganz nach meinem Geschmack.
    Schliesslich befinde ich mich mit meinen 45 Jahren zwei Kiddis von 12 und einem Mann, der sich auch gerade voll in einer Art Midlife- Crisis- Sturm befindet fast in einer ähnlichen Situation.
    Alles leider gar nicht zum lachen, aber vielleicht schafft es das Buch ja mich aufzuheitern ;)

    Liebe Grüsse
    Bea

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    1. Hi Bea, ach herrje, das ist natürlich unschön :-/ Dann hoffe ich wirklich, dass Kate dich zum Lachen bringen kann.

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    2. Danke nochmals für den Tip ich habe das Buch wirklich genossen und konnte von Herzen lachen ;)
      Liebe Grüsse
      Bea

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  2. Huhu du,
    das klingt ja gut. Ich mag solche menschlichen Themen, die irgendwie aus dem Leben gegriffen sein könnten sehr gerne.
    Liebe Grüße, Petra von Papier und Tintenwelten

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