Erlebt in The Kingdom: Das Erwachen der Seele ein Disneyland auf Droge

Liebt ihr Disneyland und Themenparks? Liebt ihr Science Fiction-Geschichten? Dann solltet ihr euch folgenden Buchtipp nicht entgehen lassen: The Kingdom - Das Erwachen der Seele von Jess Rothenberg. Erfahrt hier in meiner Rezension, warum mich das Buch so überraschen konnte:


"Wir singen gern, lächeln gern, geben gern. Wir erheben nie die Stimme. Wir möchten immer gefallen. Wir sagen nie Nein, außer ihr wollt es. Euer Glück ist unser Glück.
Euer Wunsch ist uns Befehl." (S. 21)

Hereinspaziert und herzlich Willkommen in The Kingdom! Hier ist alles besser als die Realität, die Luft duftet nach Bonbons, in den Parks streifen geflügelte Pferde und sogar Dinosaurier umher und die Prinzessinnen sind überirdisch schön. Und kein Wunder, denn sie sind keine echten Menschen, sondern künstlich erschaffene Wesen, die die Illusion einer perfekten Märchenwelt vervollständigen sollen, in der alle Träume wahr werden können und das Happy End garantiert ist. Bis eine der Prinzessinnen des Mordes an einem Mitarbeiter angeklagt wird. Dies ist Anas Geschichte... 

Wer schon einmal in Disneyland war, hat es vielleicht erlebt: man strahlt übers ganze Gesicht, knuddelt seine Lieblingsfiguren und fühlt sich in seine Kindheit zurückversetzt und erlebt wieder einen Hauch Magie. Genau das verspricht in der Zukunftsvision von Jess Rothenberg auch The Kingdom, ein hochmoderner Themenpark mit einer Vorreiterstellung in Sachen Technologie. Doch hinter der bunten Fassade versteckt sich eine spannende Scifi-Geschichte, die Fragen zur künstlichen Intelligenz aufwirft - und genau darum musste ich auch zum Buch greifen.

The Kingdom ist wie Disneyland auf Droge! Alles ist eine Spur besser, moderner, märchenhafter. Hier können sich die Menschen eine Auszeit von ihrer harten Realität gönnen, denn die fällt in der Zukunft wenig rosig aus: viele Tierarten sind ausgestorben, die Meere vergiftet, ein Großteil der Bevölkerung verarmt. Den Besuchern von The Kingdom ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren, das ist Anas Aufgabe, eine der sieben Prinzessinnen des Parks. Ana spricht dutzende Sprachen, um Gäste aus aller Welt willkommen heißen zu können, liest des Nachts ganze Romane in Sekunden und kennt jeden Winkel von The Kingdom in- und auswendig. Ihre Tage vergehen in immer gleicher Routine, doch Ana stört sich nicht daran. Bis sich eine ihrer Schwestern immer häufiger merkwürdig benimmt und Ana zu hinterfragen beginnt, ob wirklich alles so stimmt, was man ihr über The Kingdom und die Welt da draußen erzählt...

Hui, das war fesselnd! Jess Rothenbergs Geschichte zeichnet ein faszinierendes, aber auch Besorgnis erregendes Bild von der Zukunft, in der Technik scheinbar alles möglich macht. Wie es genau um die Welt steht, in der The Kingdom spielt, erfahren wir jedoch kaum, denn wir erleben die Geschehnisse nur aus Anas Sicht, und sie hat keinerlei Zugriff auf Informationen über Geschehnisse außerhalb des Parks - diese befinden sich hinter einer dicken Firewall. Angeblich dient diese Abschottung der Fantastinnen vor der Außenwelt nur ihrem Schutz, denn Fantastinnen erregen mit ihrer bloßen Existenz nicht immer nur Bewunderung, sondern auch Ablehnung bis hin zu offen gezeigtem Hass, gegen den sich die Fantastinnen aufgrund ihrer Programmierung nicht wehren können. Doch natürlich wird schnell klar, dass The Kingdom einige Geheimnisse hütet...

Man kann das Buch einfach als spannende Unterhaltungsgeschichte lesen. Aber man kann in der Scifi-Geschichte auch einigen Stoff zum Nachdenken finden. Vor allem zwei Fragen werden aufgeworfen: Wie kann und sollte man mit künstlich erschaffenen Wesen umgehen? Haben sie beispielsweise weniger Rechte als natürliche Lebewesen, nur weil sie im Labor entstanden sind? Und die noch größere Frage: kann ein künstlich erschaffenes Wesen eine Seele besitzen? Dies beschäftigt vor allem das Gericht, als Ana der Mord an einem Mitarbeiter von The Kingdom vorgeworfen wird. Kann Ana überhaupt für ihre Taten verantwortlich gemacht werden? Wurde sie von Emotionen getrieben oder hat sie nur einer fehlgeleiteten Programmierung gehorcht?

Neben der KI-Thematik hat mich auch das Konzept der Fantastinnen an sich beschäftigt und sehr emotional reagieren lassen. Warum hält man es überhaupt für nötig, die Prinzessinnen von künstlichen Wesen spielen zu lassen? Warum haben sie "echte" Frauen ersetzt? Die Fantastinnen sind perfekte Modepüppchen, deren einziger Lebenssinn es ist, anderen Freude zu bereiten. Der ganze Umstand der devoten, stets perfekt aussehenden und immer liebenswürdig lächelnden Fantastinnen hat die Feministin in mir zur Weißglut gebracht und besonders das obige Zitat zeigt in erschreckendem Maße, welches Frauenbild die künstlichen Wesen aus The Kingdom erfüllen sollen: stets um Gefallen bemüht und unterwürfig. Und das in dieser ach so fortschrittlichen Zukunftswelt.

Die Geschichte konnte mich einige Male mit ihren Wendungen überraschen und so habe ich nicht nur wegen der moralischen Fragen an den Seiten geklebt, sondern auch wegen der spannenden Handlung. Das Buch endet unvorhergesehen mit einem Twist, der klar macht, dass Anas Geschichte noch lange nicht zuende erzählt ist. Und so warte ich nun sehnsüchtig auf die Fortsetzung und bin unheimlich gespannt, wie sich der Konflikt um die Fantastinnen weiterentwickeln wird. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

 

4 Kommentare:

  1. Hört sich echt toll an!!
    Das Buch hatte mich in der Programmvorschau bereits direkt angesprochen und steht schon auf meiner Wunschliste =)

    Liebe Grüße und ein tolles Wochenende ^^
    Jenny

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    1. Hi Jenny,
      ich war auch gleich von der Beschreibung angetan und bin froh, dass es meine Erwartungen erfüllt hat und die Geschichte mehr als ein hübsches Cover bietet :-)

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  2. Was für ein stimmungsvolles Bild. Passt ganz wunderbar zu deiner Vorstellung.
    GLG,
    Mel

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    1. Hi Mel, danke dafür :-) Ich hab es ja nicht so mit Deko, aber hier hatte ich zufällig einmal etwas passendes rumliegen.

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