Das unsichtbare Leben der Addie LaRue - Ein Highlight für 2021!

Heute habe ich wieder eine absolute Buchempfehlung für euch: Das unsichbare Leben der Addie LaRue von V.E. Schwab. Was mich daran so flashen konnte, erfahrt ihr hier:

Broschierte Ausgabe | 592 Seiten | Fischer TOR Verlag | Übersetzung: P. Huber/ S.Riffel

"Menschen sind zu solch erstaunlichen Dingen imstande. Zu Grausamkeit und Krieg, aber auch zu Kunstwerken und Erfindungen. Im Laufe der Jahre wird ihr dieser Gedanke immer wieder kommen, wenn Bomben fallen und Gebäude einstürzen, wenn der Schrecken ganze Länder vezehrt. Aber auch, als die ersten Bilder auf Zelluloid gebannt werden, als Flugzeuge in die Luft steigen, als Farbe das Schwarzweiß auf den Kinoleinwänden ablöst.
Sie staunt.
Sie wird immer staunen." (S. 466)
Wie ein Geist durchstreift Addie LaRue die Welt - niemand kann sich an sie erinnern, weder an ihren Namen noch an ihr Gesicht. Denn seit sie vor 300 Jahren einen Pakt mit der Dunkelheit geschlossen hat, führt sie zwar ein unsterbliches, selbstbestimmtes Leben, doch der Preis dafür ist nicht nur ihre Seele, sondern auch der Fluch, ein Leben zu führen, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen. Bis sie nach 300 Jahren in New York auf Henry trifft, der sich unerklärlicherweise an sie erinnern kann. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebe. Doch das gefällt der Dunkelheit gar nicht...
 

Es gibt so ein paar Autor:innen, von denen kaufe ich quasi jedes Buch, ohne mir überhaupt den Klappentext anzuschauen. Und in den letzten Jahren hat sich Victoria Schwab für mich zu solch einer Autorin entwickelt. Denn alles, was ich bisher von ihr gelesen habe, seien es die Villains-Bücher (Vicious und Vengeful) oder die Monsters of Verity Dilogie, konnte mich absolut begeistern mit ihren düsteren Geschichten, in denen sie Fantasy und Realität so gekonnt verschmelzen lässt. Klar, dass ich deshalb auch ihr neuestes Werk lesen musste, "Das unsichtbare Leben der Addie LaRue", in dem es um eine Unsterbliche geht. Und was soll ich euch sagen: Ich. war. BEGEISTERT! Schwab bietet uns hier eine einzigartige Mischung aus historisch angehauchter Fantasy- und bittersüßer Liebesgeschichte.

Wir lernen Addie als junges Mädchen kennen, welches um 1700 herum in einem winzigen französischen Dorf aufwächst, in dem die Menschen so gut wie nie die Mauern verlassen, die das Dorf umgeben. Das Aufregendste in ihrem Leben ist es, ihren Vater bei seinen Handelsreisen in die nächstgrößere Stadt zu begleiten. Bis ihre Eltern beschließen, dass es nun Zeit wird zu heiraten. Addie sieht eine graue, eintönige Zukunft vor sich, für immer gefesselt an ihr kleines Dorf. In ihrer Verzweiflung flieht sie in die Wälder und fleht die Götter um ein freies, selbstbestimmtes Leben ohne Einschränkungen an. Und die Dunkelheit gewährt ihr diesen Wunsch - mit einem bösen Twist: niemand kann sich an Addie erinnern. Bis es nach 300 Jahren schließlich doch einer tut...

Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie es wäre, unsterblich zu sein? Wenn man über die normale Lebensspanne hinaus leben und miterleben könnte, wie sich die Welt und die Gesellschaft mit den Jahrhunderten verändert? Ich finde diese Vorstellung unheimlich faszinierend und habe deshalb begeistert Addies Geschichte verschlungen. Denn sie erlebt genau dies: sie ist dabei, als die Aufklärung und die französische Revolution ihre Heimat radikal verändern, sieht den Aufstieg von Kunst und Technik und erlebt Dinge, die weit über das hinausgehen, was sie ihr eigenes kleines Heimatdorf jemals hätte erleben lassen. Addies unbändiger Abenteuerdrang, ihr Bedürfnis, die Welt zu erkunden und immer wieder Neues zu erleben und sich davon überwältigen zu lassen, strömte mir regelrecht von den Seiten entgegen und ihr Staunen über die Wunder der Welt war richtig ansteckend. 

Einziges Manko am unsterblichen Leben: es ist ein Leben in Einsamkeit. Denn wie will man eine Beziehung führen, wenn die Person dich vergisst, sobald du den Raum verlässt? Es ging mir sehr nahe, wie Addie verzweifelt versucht, die Menschen in ihrem Leben zu halten und immer scheitert. Einzige Konstante in ihrem Leben stellt so der Schatten dar, der sie Jahr für Jahr besucht und fragt, ob sie endlich genug hat, ob sie endlich ihre Seele hergeben will. 

Das Verhältnis zwischen den beiden ist einzigartig und schwierig zu beschreiben. Denn auch wenn Addie ihn einerseits hasst dafür, dass er sie zwingt, alleine zu leben, ist eben er doch die einzige Konstante in ihrem Leben und irgendwann beginnt sie, sich nach seiner Gesellschaft zu sehnen. Zumindest bis ihr Henry begegnet. Als dieser nämlich nach 300 Jahren der erste Mensch ist, der sich an sie erinnert, ist es wie ein Schock für Addie - und die Chance, endlich nicht mehr allein zu sein.

Obwohl Addie die Hauptrolle spielt, hat auch Henry seine ganz eigene faszinierende Geschichte zu erzählen, über die ich hier natürlich nichts verraten will. Denn gerade die Frage, warum ausgerechnet er sich an Addie erinnern kann, stellt das große Mysterium des Buches dar.

Alles an diesem Buch, vom Setting, über die faszinierenden Charaktere bis hin zur Handlung, die vor allem zum Ende hin noch richtig spannend wird, konnte mich begeistern. Addies Geschichte hat mir eine wahrlich bittersüße Liebesgeschichte beschert und zugleich auch viele philosophische Fragen aufgeworfen. Denn es geht um die Fragen, welchen Wert ein Leben hat, wenn man keine Spuren hinterlassen kann, wenn sich niemand an dich erinnert, wenn man wie ein Geist allein durch die Welt wandelt. Für Addie ist die Antwort darauf, die Schönheit der Welt zu entdecken, die sie in einem Sonnenaufgang, einem Kunstwerk oder einer Melodie findet. Die Kunst spielt daher in diesem Buch eine große Rolle, gibt sie ihr doch über die Jahrhunderte immer wieder neuen Antrieb:
"Auch wenn die Jahre ihre Knochen nicht schwächen, ihr Körper mit dem Alter nicht gebrechlich wird, ist die Müdigkeit etwas Greifbares, wie Fäulnis in ihrer Seele. An manchen Tagen graut ihr vor der Aussicht auf ein weiteres Jahr, eine weitere Dekade, ein weiteres Jahrhundert. In manchen Nächten kann sie nicht schlafen, in manchen Momenten liegt sie wach und träumt davon, sterben zu können.
Aber dann erwacht sie und sieht das Orangerosa der Morgendämmerung auf den Wolken oder hört die seufzenden Klänge einer Geige, die Musik und die Melodie, und ihr wird wieder bewusst, wie viel Schönheit es in der Welt gibt." (S. 458)

Mein Fazit: Das unsichtbare Leben der Addie LaRue ist eins meiner Lesehighlights für 2021! Erneut hat mir Victoria Schwab mit diesem Standalone bewiesen, dass sie es meisterhaft versteht, düster angehauchte Fantasygeschichten mit Sogwirkung zu erzählen. Von mir gibt es eine ganz dicke Leseempfehlung!

1 Kommentar:

  1. Hallo Friederike,
    zu dem Buch habe ich jetzt schon einige begeisterte Stimmen gelesen und deine Rezension macht unheimlich Lust darauf, es möglichst bald zu lesen. Ich denke, es wird wohl ganz bald bei mir einziehen :).
    Liebe Grüße, Steffi

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