Und wir tanzen über den Flüssen - Wichtige Botschaft über die Freiheit der Liebe, aber lässt mich trotzdem zwiegespalten zurück

Heute habe ich eine Rezension zu einem Buch für euch, welches mich zwiegespalten zurücklässt: "Und wir tanzen über den Flüssen" von Sophie Bichon, der Abschlussband der Love is Love-Reihe. Erfahrt hier, warum mich das Buch nicht ganz überzeugen konnte:



"Ich habe Angst, Benoît." "Und das ist genauso normal. Man hat immer Angst vor dem Neuen, aber man kann sich entscheiden, mutig zu sein. Und ganz ehrlich: Wie krass müssen die zwei dir den Kopf verdreht haben, was für zwei fantastische Menschen müssen sie in deinen Augen sein, dass du so zwischen den Stühlen stehst? Dass die Liebe sich plötzlich verdoppelt, statt halbiert?" (S. 297)

Drei Jahre ist es her, seit June London verlassen hat, um auf der Schauspielschule in New York ihr Glück zu suchen. Drei Jahre, seit sie Kian das Herz gebrochen hat mit ihrem überraschenden Weggang. Als die beiden sich nun in London wieder begegnen, flammen die alten Gefühle sofort wieder auf. Wenn da nur nicht Kians bester Freund Ash wäre, der die sich erneut anbahnende Beziehung der beiden einfach nicht gutheißen kann...

"Und wir tanzen über den Flüssen" war mein erstes Buch von Sophie Bichon und ich war total neugierig darauf. Bereits der Untertitel "Love is Love" machte es klar: hier würde mich eine Liebesgeschichte jenseits der Norm erwarten und ich war richtig gespannt, wie mir die polyamoröse Beziehung von June, Kian und Ash gefallen würde. Leider hatte ich dann trotz des grundsätzlich spannenden Settings so meine Probleme mit dem Buch. Aber dazu gleich mehr.   

Die Geschichte beginnt damit, dass June in einer Bar zufällig Kian wiedertrifft, der für sie der Eine war, den sie jedoch für ihre Schauspielkarriere verlassen hat. Dass die Gefühle jedoch nicht weg sind, wird jedem sehr schnell klar, der nur einen Blick auf die beiden wirft. So wie Kians bester Freund Ash, der alles andere als begeistert ist, wie sich June und Kian vor seinen Augen anschmachten. Und das liegt nicht nur an seinen eigenen Gefühlen für Kian...

"Und wir tanzen über den Flüssen" ist der dritte und abschließende Band der Love is Love-Reihe, man kann diesen aber auch problemlos ohne das Wissen um die anderen beiden Bände lesen, da die Handlung jeweils abgeschlossen ist. Im Fokus stehen drei Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein können: die lebensfrohe, wagemutige June mit rosa Haaren, der ruhige und nachdenkliche Kian, und der charismatische Ash, der nur mit June seine Probleme zu haben scheint. 

Es war vor allem der Aspekt der Beziehung der drei, der mich interessiert hat. Wie funktioniert eine polyamoröse Beziehung zu Dritt? Wie fühlen sich die einzelnen Charaktere dabei? Mit welchen Fragen und Problemen sehen sie sich konfrontiert? Da die Autorin selbst polyamorös ist, fand ich diesen Own Voices-Aspekt super spannend und hatte das Gefühl, hier einen sehr realistischen Einblick in das (Liebes)Leben zu Dritt zu bekommen und auch in das Unverständnis und die Queerfeindlichkeiten, mit welchen man sich konfrontiert sieht. Das dies zu Selbstzweifeln und Unsicherheit bei allen Beteiligten führt, hat Sophie Bichon hier sehr gut transportiert, und so habe ich wirklich mit June, Kian und Ash mitgelitten.

Leider hatte ich doch meine Probleme mit dem Schreibstil, denn der lässt sich für mich so zusammenfassen: zu viel, zu gewollt, zu schwülstig. Was das Marketing hier so schön als "poetisch" beschreibt, war einfach nicht meins und besonders die Dialoge, wo June und Co. über ihre Gefühle und Romantik geredet haben, wirkten auf mich einfach gestelzt und voller klischeehafter Hollywood-Zeilen. Zusätzlich hatte ich teilweise das Gefühl, hier einer Lehrstunde über sexuelle Identität beizuwohnen, denn viele Ausführungen über Junes, Ashs und Kians Gefühle oder ihre Gespräche mit ihren Freunden wirkten fast schon belehrend, als würde die Autorin sicherstellen wollen, dass ihre Botschaft auch auf jeden Fall ankommt. Ich verstehe, dass sie dem stark unterrepräsentierten Thema gerecht werden wollte, aber für mich wirkte es dadurch einfach zu plakativ und gewollt.  

Dazu kamen dann auch noch viele Wiederholungen, die mir leider mit fortschreitendem Lesen immer mehr auf den Keks gingen. Ich weiß nicht wie oft erwähnt wurde, dass Kian ein Kopfmensch und June eine Abenteurerin ist, oder wie oft der Satz "Du warst es schon immer" gefallen ist. Irgendwann saß ich nur noch augenverdrehend da und hätte am liebsten ein Bingo-Spiel draus gebaut.  

Und wisst ihr was, es tut mir total leid, dass mein Eindruck von der Geschichte vom Schreibstil so getrübt wurde, denn die Botschaft des Buches, dass es egal ist, wen und wieviele du liebst, halte ich für absolut wichtig und deshalb würde ich euch vom dem Buch trotzdem nicht abraten. Macht euch am besten selbst ein Bild davon :-) Meins war der Schreibstil halt leider einfach nicht. 


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