Abbys Traum - Wunderbares Bilderbuch über Freiheitsdrang und Selbstbestimmung

Heute habe ich wieder einmal eine Bilderbuch-Empfehlung für euch, die dank der gleichzeitigen Umsetzung als PC-Spiel ein medienübergreifendes Abenteuer bietet: Abbys Traum von Laurel Snyder: 

Gebundene Ausgabe | 40 Seiten | Mixtvision Verlag | Übersetzung: Cordula Setsman | Hier zu kaufen

Abby ist Darstellerin in einem fahrenden Zirkus. Tags begeistert sie die Menschen mit ihrer Fähigkeit, selbst den wilden Bären mit Leichtigkeit zu überlisten. Doch nachts sperrt der Direktor sie in einen Käfig. Bis Abby eines Nachts beschließt, sich das nicht länger gefallen zu lassen und flieht. Doch ihre Marionettenfäden halten sie weiter gefangen. Wird es Abby gelingen, ihre Fäden loszuwerden und ihren eigenen Weg gehen zu können? 

Schöne Bilderbücher zu außergewöhnlichen Themen finde ich immer wieder beim Mixtvision Verlag. Im Herbstprogramm hat hier "Abbys Traum" meine Aufmerksamkeit geweckt, die Bilderbuchumsetzung des Indie-Games "A Juggler's Tale", dessen Handlung aus der Feder von Laurel Snyder stammt, die mich bereits mit ihrem Buch "Insel der Waisen" überzeugen konnte. Als Gamerin konnte ich natürlich nicht widerstehen und habe sowohl das Buch gelesen als auch das Spiel gespielt und bin von beidem begeistert.

"Abbys Traum" erzählt eine Geschichte über den Freiheitsdrang, über das Bedürfnis, seinen eigenen Weg zu gehen und sich von den Zwängen zu lösen, die einem die zugeteilten Rollen auferlegen. Und das ganz kindgerecht, denn Abbys Fesseln sind hier nicht nur metaphorisch, sondern durch die Marionettenschnüre tatsächlich sichtbar und so auch für Kinder nachvollziehbar. Die Geschichte selbst ist sehr spannend. Im Spiel fällt Abbys Abenteuer noch etwas länger aus und enthält noch mehr Stationen, wo sie Rätsel lösen oder ihren Verfolgern entkommen muss. Zusätzlich begleitet uns hier die Stimme des Erzählers, des Puppenspielers Jack, der sich bei Abbys Fluchtversucht anfangs noch gönnerhaft und wohlwollend gibt und ihr über reißende Flüsse hilft, indem er sie an ihren Fäden hochhebt. Doch irgendwann ändert sich sein Ton, wird aggressiver und wütender, je weiter Abby ihren eigenen Weg geht und seine angeblich wohlgemeinten Ratschläge und Hilfsangebote ignoriert. 

Aber auch in der verkürzten Buchvariante ist die Geschichte stimmig und fesselnd, und mit jeder Seite fiebert man mehr mit Abby mit, ob sie es schafft, sich von ihren Fäden zu lösen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Die Illustrationen von Kaleidoscube basieren auf Screenshots aus dem Spiel, sehen jedoch aus als wären sie mit Pinsel und Stift gezeichnet und damit weniger glatt als die Animationen. Aber sowohl die Illustrationen als auch die Grafiken im Spiel sind eine wahre Augenweide und begeistern mit prächtigen Farben und spektakulären Landschaften, die in stimmungsvolles Licht gehüllt sind. Für das Bilderbuch wurde zusätzlich noch eine weitere Anpassung vorgenommen, um das Ganze etwas kindgerechter zu machen: Abby hat Augen bekommen, im Spiel weist sie keine Gesichtszüge auf. Diese Brücke zwischen Printbuch und Spiel fand ich super spannend und die Umsetzung ist dem Mixtvision Verlag in meinen Augen super gelungen. "Abbys Traum" bietet uns ein medienübergreifendes Abenteuer, welches ich euch nur empfehlen kann.

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