Die Schwestern von Mitford Manor - Packender Krimi mit viel zeitgenössischem Flair

Lest ihr gerne Krimis? Dann habe ich in meiner heutigen Rezension einen wunderbaren Buchtipp für euch, der ganz in der Tradition von Agatha Christie steht: "Die Schwestern von Mitford Manor" von Jessica Fellowes. Die Autorin der Begleitbücher zur Erfolgsserie Downtown Abbey entführt uns darin ins England kurz nach Ende des ersten Weltkriegs.



England, 1920. Nach den schweren Kriegsjahren atmen die Menschen endlich wieder auf und wollen nur noch vergessen. So wird auch der Mord an einer Krankenschwester im Zug nach London schnell als unaufklärbar abgehandelt, da sowohl vom Täter als auch der Tatwaffe jegliche Spur fehlt. Nur ein engagierter Bahnmitarbeiter und ein Kindermädchen, das gerade erst im vornehmen Haus Mitford Manor angefangen hat zu arbeiten und im selben Zug wie die Krankenschwester saß, wollen die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Und je mehr sie herausfinden, desto mehr offenbart sich, dass in den Wirren des Krieges jeder ein Geheimnis zu hüten hat...

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich liebe es, wenn ich bei Kriminalfällen miträtseln kann und einem als Leser auch genug kleine Hinweise eingestreut werden, dass man tatsächlich eine Chance hat, auf die Lösung zu kommen. Die Schwestern von Mitford Manor bietet einem genau das und noch viel mehr. Angesiedelt im vornehmen England zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gilt es nicht nur, einen spannenden Kriminalfall zu lösen, sondern man bekommt auch ein wunderbar detailreiches und realistisches Zeitbild geboten.

Die Handlung wird abwechselnd von dem Dienstmädchen Louisa und dem Bahnangestellten Guy erzählt. Louisa stammt aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitet zusammen mit ihrer Mutter als Wäscherin. Als ihr brutaler Onkel sie gerade verschleppen will, damit sie seine Spielschulden in "Naturalien" abarbeitet, gelingt ihr in letzter Sekunde die Flucht aus dem Zug, woraufhin ihr Leben eine schlagartige Wendung nimmt. Denn auf dem Bahnsteig begegnet ihr der junge Guy, der der Fremden kurzerhand Geld leiht und ihr so die Reise nach Mitford Manor ermöglicht, wo sie fortan als Kindermädchen arbeitet. Als Louisa erfährt, dass in ebenjenem Zug eine Krankenschwester ermordet wurde, wird sie schnell in die Ermittlungen hineingezogen. Und auch ihr Schützling Nancy, gerade einmal ein Jahr jünger als sie selbst, ist mehr als neugierig und stürzt sich in die Ermittlungsarbeiten.

Hach, die Beschreibungen von Jessica Fellowes haben es wirklich geschafft, mich in der Zeit zurückzuversetzen und mir das damalige England bild- und detailreich vor Augen zu führen. Die unterschiedlichen Lebensumstände und der Kontrast zwischen arbeitender Bevölkerung und reichem Adel, die auf ihren Landsitzen ein bequemes Leben führen, werden durch Louisa und ihren Schützling Nancy sehr schön verdeutlicht. Überall hört man das Rascheln von gestärkten Schürzen, knatternde Automobilen mit Mütze tragenden Chauffeuren und sieht das feine Porzellan fast wirklich vor sich. Ich bekam beim Lesen direkt Lust auf eine Tasse Tee und Teatime-Gebäck :-D

Den Kriminalfall fand ich zwar sehr fesselnd, zwischendurch hätte ich mir aber trotzdem etwas mehr Tempo in der Handlung gewünscht. Das lag allerdings nicht daran, dass es langweilig gewesen wäre, sondern daran, dass sowohl Guy als auch Louisa parallel Ermittlungen anstellen und so unterschiedliche Dinge erfahren, die für mich als Leserin schnell ein Gesamtbild ergaben. Da die beiden aber nicht immer alle Infos des anderen hatten, brauchten sie natürlich länger, bis sich das Bild für sie ergab und sie endlich dieselben Schlüsse zogen wie ich.

Lustigerweise hatte ich etwas mehr Ermittlungsarbeit von den Mitford-Schwestern erwartet, immerhin sind sie die Namensgeberinnen des Buches. Tatsächlich ist die ältestes Tochter Nancy auch rege dabei, die anderen Schwestern lernen wir jedoch eher nur nebenbei als Haushaltsmitglieder kennen, ohne dass sie groß in Aktion treten. Aber vielleicht kommt das ja noch in den nächsten Bänden?

Mir hat das erste Buch rund um Mitford Manor jedenfalls gut genug gefallen, dass ich gerne weiter mit Louisa, Guy, Nancy und Co. ermitteln möchte :-) Wer auf Krimis a la Agatha Christie steht, sollte hier unbedingt zugreifen!

Broschierte Ausgabe | 496 Seiten | Piper Verlag | Übersetzung: Andrea Brandl | Hier kaufen*



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