Taucht in Das kalte Reich des Silbers in eine wunderbar komplexe Fantasygeschichte ein

Kennt ihr eigentlich osteuropäische Sagen? Wenn nein, wird es dringend Zeit, das zu ändern, denn in Naomi Noviks Buch "Das kalte Reich des Silbers" werden sie geschickt mit unserer realen Welt verknüpft. Erfahrt in meiner Rezension, warum ihr euch das Buch nicht entgehen lassen dürft:    



Als Tochter des örtlichen Pfandleihers ist Mirjem die Ablehnung und Kaltherzigkeit ihrer Mitbürger gewöhnt. Als der Winter kommt und ihre Familie bitteren Hunger leidet fällt es ihr daher nicht schwer, die Rolle ihres allzu gutherzigen Vaters zu übernehmen und das Geld mit unnachgiebiger Härte einzutreiben. Bald schon steht sie in dem Ruf Silber zu Gold machen zu können. Davon hören auch die Staryk, das magische Eisvolk. Der König der Staryk entführt Mirjem in sein Reich, wo sie seinen Silberschatz in Gold verwandeln soll - oder sterben, falls sie versagt. Und gleichzeitig versinkt die Menschenwelt in einem nicht enden wollenden Winter...

Dies war mein erstes Buch von Naomi Novik, wird aber definitiv nicht das letzte geblieben sein. Denn mit der beinahe schon historisch anmutenden Fantasygeschichte konnte sie mich vollauf überzeugen. Komplexe Charaktere, ein liebevoll detailliertes Worldbuilding und eine einzigartige Geschichte mit osteuropäischen Sagengestalten - wer danach sucht, ist im kalten Reich des Silbers genau richtig.

Die Erzählung beginnt mit Mirjem, die das verliehene Geld anstelle ihres Vaters eintreibt. Sie soll jedoch nicht die einzige Erzählstimme bleiben. So lernen wir auch das Bauernmädchen Wanda kennen, die als Bedienstete im Haus von Mirjem angestellt wird, nachdem die Familie durch Mirjems Arbeit immer wohlhabender wird. Und dazu kommt noch die Herzogstochter Irina, deren Vater sie mit dem gutaussehenden jungen Zar verheiraten will, der jedoch im Verdacht steht, mit dunklen Mächten zu paktieren. Diese drei jungen Frauen erzählen abwechselnd die Geschichte und geben Einblick in die unterschiedlichen Standesschichten des fiktiven Landes Lithvas. Zu Beginn noch als schwach und hilflos eingeschätzt, machen diese drei Frauen während der Geschichte eine spürbare Wandlung durch und konnten mich sehr für sich begeistern. Und auch die Antagonisten wie der König der Staryk oder der mysteriöse Zar erweisen sich als komplexe Charaktere, die jeweils eine spannende Geschichte hinter ihrer kalten Fassade verstecken.

Wer hier typische Romantasy erwartet, dürfte eine Überraschung erleben. Denn nein, die Beziehung zwischen Mirjem und dem König der Staryk ist alles andere als romantisch und wer erwartet, dass sich der König Knall auf Fall in das Menschenmädchen verliebt, wird enttäuscht werden. Insgesamt ist das Buch viel ernster als ich es erwartet hätte, was mir jedoch sehr gefallen hat. Die Autorin thematisiert hier Judenhass, Armut, Krieg und das einfache Leben der Bauern und vermischt dabei mühelos die reale Menschenwelt mit osteuropäischen Sagen und Märchengestalten. So sind die Dorfbewohner es gewöhnt sich von der silbern glänzenden Straße der Staryk fernzuhalten, die durch den Wald verläuft, und keine Tiere mit weißem Fell zu jagen, denn die gehören einzig den Staryk. Gerade die osteuropäischen Sagengestalten fand ich sehr spannend.

Einziger Kritikpunkt an dem ansonsten rundum gelungenen Buch ist der langsame Verlauf der Handlung. Zwar war ich total begeistert davon wie Naomi Novik nach und nach alle Erzählstränge galant miteinander verknüpft, jedoch dauert es seine Zeit bis man als Leser das große Ganze präsentiert bekommt und so wirken einzelne Erzählstränge etwas langgezogen. Wer jedoch auf ein umfassendes, detailliertes Worldbuilding und Charakterentwicklung steht, wird mit dem Buch seine wahre Freude haben und hoffentlich über das zeitweise gemächliche Erzähltempo hinwegsehen. Und Fans von Nina Blazons Geschichten sind hier auch goldrichtig :-)



DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten von dir gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch das Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden.