Erlebt in Meine beste Bitch die Faszination der Großstadt und Kultur

Meine heutige Buchempfehlung für euch ist so einzigartig und ungewöhnlich wie der Buchtitel: "Meine beste Bitch" von Nataly Elisabeth Savina erzählt eine intensive Geschichte vom Erwachsenwerden, die nicht allzu leicht verdaulich ist. Erfahrt mehr in meiner Rezension:


"Kunst macht abhängig, Faina", predigte meine Mutter, "und zwar vor allem Frauen. Suche dir was Solides, stelle die Weichen zu einem richtigen Beruf. Der uns im Notfall alle über Wasser hält."
"Und wenn ich morgen von einem Auto überfahren werde?", entgegnete ich. "Oder wenn es Krieg gibt?! Ich will nichts Langweiliges lernen, ich will leben!" (S. 88)

Berlin - der Traum von der Großstadt. Für Faina wird dieser Traum zur Realität, als sie nach der Schule nach Berlin zieht, um bei Julian zu sein. Julian, der als angehender Künstler nur schräge Blicke in ihrem kleinen Heimatort erntet, Faina jedoch mit seiner Begeisterung für alles Nonkonforme ansteckt. In Berlin erlebt Faina gemeinsam mit Julian und ihrer besten Freundin Nike ein aufregendes Abenteuer. Bis ihre Taten drohen, die Drei für immer auseinanderzureißen...

Wart ihr schon einmal in Berlin? Dann sind sie euch bestimmt begegnet: Musiker am Alexanderplatz, an jeder Ecke findet man teilweise verblüffende Graffitikunst, in den Nebenstraßen kommt man an bunten Kreativwerkstätten vorbei und in den Bars kann man Poetry Slammern lauschen oder Performancekünstler beobachten. Wer will, kann hier an jedem Tag der Woche von einer künstlerischen Veranstaltung in die nächste taumeln und sich von Sinneseindrücken regelrecht erschlagen lassen. Berlin ist ein Schmelztiegel für unterschiedlichste Lebensstile und Kunstrichtungen und genau dorthin zieht es auch Faina, die nach der Schule so schnell wie möglich der Enge und Langeweile ihres kleinen Heimatdorfes entkommen will.
"Ich glaube, du solltest versuchen, authentisch zu sein", sagte Julian, "dein Thema finden. Das, was dich empört, was dir Angst macht und ohne das du gar nicht leben kannst. Kunst sollte weh tun." 
Ich musste lachen. (S. 76)
Es gibt Bücher, die erst einmal eine Weile sacken müssen. Die anders sind, intensiv, unbequem, teilweise erschütternd. Und um genau so ein Buch handelt es sich bei "Meine beste Bitch", welches nicht nur vom Titel her ungewöhnlich ist. Die beste Bitch, das ist für Faina ihre Freundin Nike, die stark, schön und selbstbewusst in die Welt hinaustritt und all das ist, was Faina nicht ist. Sie selbst ist nämlich eher schüchtern und unauffällig, und lässt sich ihr Leben von ihrer alles überwachenden Mutter diktieren, die sie als Psychiaterin mit allen möglichen Lebensweisheiten überschüttet. All das ändert sich jedoch, als Faina Julian begegnet und ihm nach Berlin folgt und dort die Faszination Großstadt erlebt.

Faina ist ein sehr vielschichtige Charakterin, mit der ich erst etwas warm werden musste. Doch im Laufe der Geschichte habe ich sie richtig ins Herz geschlossen und gespannt ihren Lebensweg verfolgt. Ihre Geschichte ist dabei an sich über weite Strecken gar nicht spektakulär. Wir erleben, wie Faina sich in Julian verliebt, sich selbst zu finden versucht und in die Künstlerszene eintaucht. Das liest sich beiweilen sehr bedächtig, Fainas Konflikt mit ihrer Umwelt und sich selbst hat mich jedoch auch oft sehr nachdenklich gemacht. Und das Dranbleiben lohnt sich, denn ab einem gewissen Punkt holt die Autorin dramatechnisch alles nach und lässt Faina von einem einschneidenden, emotionalen Erlebnis zum nächsten taumeln.

Besonders das überraschende Ende, das der Geschichte noch einmal eine vollkommen andere und unerwartete Richtung gegeben hat, hat mich genauso kalt erwischt wie Faina und ins Grübeln gebracht, über Liebe, Selbstverwirklichung und die Unvorhersehbarkeit des Lebens.

Wenn ihr also nach einem ungewöhnlichen, intensiven Buch über das Erwachsenwerden, das Streben nach Freiheit und Nonkonformität sucht, solltet ihr "Meine beste Bitch" unbedingt eine Chance geben.
 

1 Kommentar:

  1. Ich habe bisher nur Positives über dieses Buch gelesen, aber ich muss sagen, dass mich der Titel trotzdem etwas abschreckt. :D Bescheuert, oder?

    Vielleicht war aber deine Rezension jetzt ausschlaggebend, dass ich dem Buch doch noch eine Chance gebe.

    Liebe Grüße,
    Christine

    AntwortenLöschen

Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten von dir gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch das Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden.