Sprungturmhelden - Wundervoll emotionale Contemporary Geschichte

Heute möchte ich euch in meiner Rezension ein wundervolles zeitgenössisches Jugendbuch empfehlen von Selfpublisherin Jona Gellert - Sprungturmhelden. Im Auftaktband ihrer "Liebe im Ausnahmezustand"-Reihe begleiten wir zwei junge Menschen, die versuchen, den Weg zurück in ein normales Leben zu finden.


"Vermutlich wussten Freunde und Lehrer bis zum Erscheinen dieser Zeitung nicht von Pauls Tod, was aber wiederum bedeutet, dass Jeremias es niemandem erzählt hat. Oder hatte Paul einfach keine weiteren Freunde? Dachte nach einem halben Jahr niemand mehr an ihn?
Ein Gänsehautschauer streicht Lexie bei diesen Gedanken über den Rücken. Wie viele Menschen stehen zu einem, wenn man aufhört zu funktionieren?"

Seit er vor einem halben Jahr bei einem gemeinsamen Kletterabenteuer abgestürzt ist, liegt Jeremias bester Freund im Koma. Während das Leben aller anderen unbeeindruckt weiterläuft, entgleitet Jeremias sein Alltag immer mehr. Bis er am schlimmsten Tag seines Lebens auf Lexie trifft, die seinen Schmerz nur allzu gut nachvollziehen kann. Zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine ganz besondere, intensive Beziehung. Doch sowohl Jeremias als auch Lexie haben mit ihren Dämonen zu kämpfen, die eine mögliche gemeinsame Zukunft bedrohen... 

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei Jugendbüchern sind mir zwei Faktoren immer sehr wichtig: authentische, vielschichtige Charaktere und Liebesbeziehungen, die sich nachvollziehbar und eher langsam entwickeln. "Dann ist meine Geschichte vielleicht genau das richtige für dich", kam Jona Gellert da auf mich zu - und traf mit ihrer Behauptung voll ins Schwarze. Denn Mias und Lexies Geschichte konnte mich wirklich von der ersten Seite an überzeugen und bot mir genau, was die Autorin versprochen hat.

Hier treffen zwei sehr gegensätzliche Charaktere aufeinander, die anfangs nur eine Sache vereint - der drohende Verlust eines geliebten Menschen. Jeremias lernen wir als abenteuersüchtigen Adrenalinjunkie kennen, der sich seit dem Unfall seines besten Freundes weitestgehend aus seinem alten Leben zurückgezogen hat. Ablenkung bietet ihm nur das Klettern und Sprayen, bei dem sich seine Gedanken für ein paar herrliche Momente mal nicht um das Chaos drehen, das sein Leben ist. Lexie dagegen ist sehr bodenständig und hält nichts von großen Dramen, muss aber erleben, wie sich ihr Leben genau darin verwandelt, als sie auf Jeremias trifft.

Hauptthema der emotionalen Contemporary Geschichte ist die Frage, wie man zurück ins Leben findet, nachdem einem der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Jona Gellert spricht hier viele ernste Themen an, wie Tod, Trauer, Krankheit oder häusliche Gewalt, die sie sensibel, aber auch mit viel Realismus behandelt, denn sie bietet keine idealistischen, leichten Lösungen für diese Konflikte an. Die Waage zu diesen doch sehr bedrückenden Themen hält jedoch die süße Liebesgeschichte, die sich langsam und sehr glaubhaft zwischen Lexie und Mias entwickelt. Die beiden dabei zu begleiten, wie sie sich ineinander verlieben, war wirklich süß und herzerwärmend und mit viel Bauchkribbeln verbunden :-)

Jona Gellert beschreibt hier eine Geschichte, in der das normale Leben aus den Fugen gerät, in der es einmal nicht in den gewohnten, funktionierenden Bahnen verläuft, sondern in den Ausnahmezustand gerät. Und so wie das Leben hier eben alles andere als perfekt verläuft, kriegen wir auch keine perfekten Menschen vorgesetzt, sondern authentische Charaktere, die weitaus mehr bieten, als was man von ihrer "Rolle" erwarten würde und die mich im Laufe der Geschichte mit ihrer Vielfältigkeit immer wieder überraschen konnten. Besonders Jeremias hat immer wieder neue Seiten offenbart, die ich von dem waghalsigen Sportler, der ständig nach dem nächsten Kick sucht, nicht erwartet hätte.

Lediglich eine Stelle im Buch gab es, die mir nicht ganz so gut wie der Rest gefallen hat, denn ich fand, dass hier dann doch eine Prise zu viel Drama reingestreut wurde, die die Handlung in meinen Augen gar nicht nötig hatte (keine Sorge, ich werde nichts verraten). Gerade der ansonsten realistische Handlungsverlauf hat mir sehr gefallen, an dieser einen Stelle erschien mir das Verhalten gewisser Charaktere dann aber plötzlich weniger nachvollziehbar und too much. Das ist aber auch mein einziger, nicht wirklich ins Gewicht fallender Kritikpunkt an einer ansonsten rundherum gelungenen Geschichte.

Mias und Lexies Geschichte ist zwar beendet, trotzdem dürfen wir uns über noch weitere Geschichten aus dem "Liebe im Ausnahmezustand"-Universum freuen, denn Jona Gellert schreibt bereits am nächsten Buch, mit neuen Hauptcharakteren im Gepäck. Und ich weiß jetzt schon, dass ich auf jeden Fall wieder mit dabei sein werde :-)


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