Tanzt ihr eigentlich gern? Dann habe ich einen tollen Buchtipp für euch: Battle von Maja Lunde. Darin geht es um Ballettänzerin Amelie, deren heile Welt durch die Insolvenz ihres Vaters durcheinandergewirbelt wird. Erfahrt hier, wie mir das Buch der Bestseller-Autorin gefallen hat:
Gebundene Ausgabe | 223 Seiten | Verlag Urachhaus | Übersetzung: Antje Subey-Cramer | ab 14 Jahren |
Sie trat auf mich zu. Legte ihre Hand auf meine Brust, direkt auf das Herz.»Manchmal frage ich mich, ob hier drinnen noch etwas mehr ist.« Ihre Hand bewegte sich weiter, hoch zu meinem Ohr. »Oder bist du wirklich nur Perlenohrring und frisch gewaschenes Haar?«Sie zog am Ohrläppchen, an der Perle, einem Weihnachtsgeschenk von Papa aus dem letzten Jahr. Es war gleichzeitig schmerzhaft und viel zu vertraut. Der Kloß in meinem Hals vergrößerte sich. »Entschuldige. Entschuldige! Ich werde noch mehr trainieren!«»Ob du es glaubst oder nicht«, sagte sie leise. »Aber darum habe ich dich nicht gebeten.« (S. 25)
Amelies Leben scheint perfekt: sie führt ein Leben im Wohlstand, gehört zu den begabtesten Ballettänzerinnen ihrer berühmten Schule und hat einen süßen Freund. Doch die heile Fassade bricht zusammen, als ihr Vater insolvent geht. Plötzlich gezwungen, aus der Villa in die Armengegend von Oslo zu ziehen, versucht Amelie, ihre neue Situation so gut es geht geheim zu halten. Einzig Mikael, der faszinierende Breakdancer, der im gleichen Wohnblock wie sie lebt, ist ein Lichtblick in dieser turbulenten Zeit. Doch wie lange kann Amelie ihre Lüge ihren Freunden gegenüber aufrechterhalten?
Beststellerautorin Maja Lunde ist vielleicht einigen von euch ein Begriff, immerhin hat sie mit ihrem Titel "Die Geschichte der Bienen" das in Deutschland meistverkaufte Buch des Jahres 2017 geschrieben. "Battle" ist ihr erstes Jugendbuch und ich war unheimlich gespannt darauf zu sehen, ob die Erfolgsautorin auch Bücher für ein jüngere Publikum schreiben kann. Meine Antwort darauf fällt eindeutig aus: Ja, kann sie! :-) "Battle" ist ein wundervolles Jugendbuch mit Anspruch, welches von Erfolgsdruck, Authentizität und der ersten Liebe erzählt.
Amelies Leben ist perfekt - oder zumindest redet sie sich das ein. Denn um beim Ballett die Beste zu sein, braucht es erschöpfend viel Arbeit und auch die Küsse von ihrem Freund erträgt sie eher nur, weil Amelie und er in den Augen ihrer Freunde das perfekte Paar bilden. Ein Leben im "Slum" von Oslo passt da natürlich nicht ins Bild; immerhin, was sollen ihre reichen Freunde von ihr halten? Und so türmt sich nach der plötzlichen Insolvenz ihres Vaters ein riesiger Berg aus Lügen um Amelie herum auf, der sie zu erdrücken droht. Lediglich Mikael, der Junge aus ihrem Wohnblock, der mit einem einzigen Blick so viel in ihr auslöst, vertraut sie sich an.
Obwohl Amelies Leben so ganz anders ist als meins, habe ich doch sehr mit ihr mitfühlen können: den Schock, als sie von heute auf morgen ihr Zuhause verliert, die Angst vor den Reaktionen ihrer Freunde, und ihre Wut auf ihren Vater, der sonst immer ihr bester Freund war, und sie nun im Stich lässt. Ihre Sorgen vergessen lässt sie lediglich ihre Leidenschaft fürs Tanzen. Und Mikael, der das faszinierende neue Mädchen in die Welt des Breakdance einführt und damit ihren Horizont erweitert - in mehr als einer Weise.
Mikael verknallt sich quasi auf den ersten Blick in Amelie und ist mit seiner stürmischen, sorglosen Art genau das Gegenteil von ihr. Ich fand seine positive Art und wie er mit Amelies Vorurteilen umgeht sehr sympathisch. Statt sie für ihre Vorbehalte anzugreifen, zieht er sie damit auf und bringt sie auf humorvolle Art zum Umdenken.
Natürlich ist "Battle" aber nicht nur ein Sozialpanorama, denn es geht auch - und das eigentlich vorrangig - um die faszinierende Welt des Tanzes und wie sie das Leben bereichern kann. Mit Amelies klassischem Ballett- und Jazzdance und Mikaels Breakdance treffen zwei Tanzstile aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein können; genau wie die zwei Charaktere selbst. Doch wer einmal eine Kombination aus Klassik und Breakdance gesehen hat, wird verstehen, wie unglaublich harmonisch und faszinierend diese Kombi sein kann. Und genau so ist es mit Amelie und Mikael. Nur kann Amelie sich wirklich ihre Gefühle für Mikael eingestehen?
Amelie muss sich im Laufe der Geschichte fragen, ob sie den anderen weiter ein "falsches" Leben vorgaukeln und sich von der Sorge bestimmen lassen will, was ihre Freunde wohl zu Mikael und ihrem Leben jenseits des Reichtums sagen. So geht es in der Geschichte auch um Authentizität, ein Thema, das gerade als Jugendliche/r im Selbstfindungsprozess so wichtig ist. Ich fand es spannend, Amelie dabei zu verfolgen und habe das Buch richtig verschlungen. Von daher gibt es von mir für dieses Jugendbuch eine dicke Leseempfehlung!
Hallo liebe Friederike,
AntwortenLöschenich habe mich gerade sehr darüber gefreut eine Rezension von dir zu Battle lesen zu dürfen. Ich habe das Buch in 2020 auch gelesen. Auch den Film dazu habe ich mir angeschaut. Ich kann deine Begeisterung für das Buch absolut nachvollziehen und ich freue mich, dass auch du so schöne Lesestunden damit verbracht hast.
Liebe Grüße
Tanja
Lieb Friederike,
AntwortenLöschenich habe Maja Lunde 2018 auf der LBM live erleben dürfen, wie sie aus Battle vorgelesen hat und Fragen dazu beantworte.
Wahnsinnig sympathisch und authentisch.
Den Film fand ich jetzt nicht super, aber ok. Das Buch kann daher nur besser sein.
Liebe Grüße
Tina