Love Show: Ist deine Liebe echt? - Tolle Grundidee, deren Potenzial leider nicht voll ausgenutzt wurde

In meiner heutigen Rezension möchte ich euch das Buch "Love Show: Ist deine Liebe echt?" von Britta Sabbag vorstellen. Darin geht es um ein Mädchen, welches unwissentlich der Star in einer Reality-TV Show ist:

Gebundene Ausgabe | 352 Seiten | Fischer Jugendbuch Verlag

"Es war ein flimmernder Monitor in der Kiste und darauf zu sehen war: ich. Ich und mein entsetztes Gesicht, wie ich den Monitor entdeckte. 1:1, in diesem Augenblick. Jetzt. Hier. An alles, was danach kam, konnte ich mich schwer erinnern, aber eines wusste ich ganz genau: Dies war der Moment, in dem mein ganzes Leben auseinanderfiel." (S. 232)

Die siebzehnjährige Ray Seaborn führt ein idyllisches und unbeschwertes Leben auf ihrer Heimatinsel Aroha Island, ein wahres Paradies, wo nur selten etwas passiert. Was sie jedoch nicht ahnt: Ray ist der Star in einer Reality Show! Als sie sich nicht so verhält, wie die Macher der Show es geplant haben, schleusen sie Jungschauspieler Liam ein, der endlich für Romantik in Rays Leben - und für die erhoffte Quote - sorgen soll. Doch als Ray tatsächlich Gefühle für ihn entwickelt und sie plötzlich überall auf der Insel versteckte Kameras entdeckt, gerät ihr bisheriges Leben vollkommen aus den Fugen...

Kennt ihr den Film "Die Truman Show"? Hier findet dasselbe Grundprinzip Anwendung, denn es geht um ein Mädchen, das unwissentlich Star einer TV-Reality-Serie namens "Love Show" ist. Die Idee fand ich super spannend, denn was für Fragen ergeben sich nicht alles durch diese Ausgangslage: Wie geht es den Schauspielern damit, dem Mädchen die ganze Zeit etwas vorzumachen? Und was wird Ray tun, wenn sie mitkriegt, dass ihr ganzes Leben inszeniert ist? Meine Erwartungen an die Geschichte waren hoch - vielleicht zu hoch, denn das Buch konnte mich zwar insgesamt gut unterhalten, aber in meinen Augen wurde das Potenzial der Geschichte nicht ganz ausgenutzt.

Dabei war das Grundsetting wirklich einzigartig und toll gewählt: Aroha Island ist eine faszinierende Insel vor der Küste Neuseelands, mit so schrulligen wie liebevollen Charakteren und einer eigenen Kultur, die von der Wassergöttin Taniwha geprägt wird, die leicht zu erzürnen ist, weshalb es gefährlich ist, ins Meer zu gehen. Hier wächst Ray auf - ein sympathisches, lebensfrohes und immer gut gelauntes Mädchen, das sich neben ihrem besten Freund Noah am liebsten der Meeresschildkröte Hona anvertraut. Was sie nicht ahnt: nur Noah und sie sind wirklich sie selbst, alle anderen auf der Insel, selbst ihre "Verwandten", sind Schauspieler, deren Verhalten von einem Drehbuch vorgegeben wird. 

Als Leserin war ich natürlich in einer allwissenden Position und konnte so genau erkennen, mit welchen Mitteln man Ray manipuliert und dazu bringt, ihr Leben auf der Insel niemals infrage zu stellen oder sich nach Mehr zu sehnen. Das hat sich richtig fesselnd gelesen. Und auch der Blick hinter die Kulissen, wann immer ins Aufnahmestudio zum Produzenten geschaltet wurde, las sich spannend - und erschreckend, denn die Besessenheit des Showproduzenten, unbedingt Rays ersten Kuss und auch ihr erstes Mal vor die Kamera zu kriegen, fand ich richtig widerlich und empörend. Hier hat uns Britta Sabbag sehr deutlich die Skrupellosigkeit des Reality-TV vor Augen geführt,  wenn es um die Quote geht. 

All das hat mir also echt gut gefallen. Womit ich jedoch etwas gehadert habe und was die eigentlich spannende Grundidee für mich überdeckt hat, war der Instant Love-Aspekt. Kaum trifft Ray auf Neuling Liam, muss sie ständig an den gutaussehenden Jungen denken. An sich vollkommen verständlich, wenn man bedenkt, dass Ray ansonsten jede Person auf der Insel seit Jahren kennt und ein gutaussehender Fremder natürlich anziehend wirkt. Trotzdem haben sich die Dinge zwischen den beiden für meinen Geschmack viel zu rasant entwickelt, obwohl Liam gerade erst eine Woche auf der Insel ist. Und selbst, als Ray gemeinsam mit ihrem besten Freund Noah herausfindet, dass sich überall auf der Insel Kameras befinden, die sie beobachten, geht sie lieber mit Liam schwimmen als dem nachzuforschen. Das hat mich einfach sehr gestört, denn okay, die erste Liebe kann einen Teenie schon ganz schön durchdrehen lassen, aber hallo?! Müsste man nicht trotzdem Interesse daran haben, herauszufinden, warum man bitteschön überwacht wird?

Über den Instant Love-Aspekt hätte ich vermutlich trotzdem wohlwollend hinwegsehen können, immerhin fand ich die Grundidee einfach super spannend. Nur leider blieben die Konflikte, die ich mir erhofft hatte, größtenteils aus. Ich hatte nach der Entdeckung, dass sie überwacht werden, viel mehr von Ray und Noah erwartet, mehr Unglaube, mehr Rebellion, mehr Konfrontation mit den Leuten um sie herum, die alle nur eine Rolle spielen. Doch hier kam recht wenig. Schade, hier wurde in meinen Augen Potenzial verschenkt.

So hat mir Love Show im Gesamten recht gut gefallen, konnte mich aber nicht so vom Hocker hauen, wie ich es erwartet hatte.

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