Ghost: Jede Menge Leben - Jugendbuch mit Humor und Sozialkritik

Seid ihr eigentlich eher Sprinter oder Langstreckenläufer? Ich selbst bin ja ersteres, weshalb ich mich Ghost aus dem Buch "Ghost: Jede Menge Leben" von Jason Reynolds gleich verbunden gefühlt habe. In meiner Rezension verrate ich euch, ob sich das Buch auf für Lauf-Muffel lohnt :-D 


"Lass niemals zu, dass irgendjemand dein Leben oder deine Träume klein nennt." (S. 101)

Ghosts Leben ist nicht gerade ein Zuckerschlecken: sein Vater sitzt im Gefängnis und seine Mutter verdient kaum genug, um sich und ihren Sohn über die Runden zu bringen. Sein großer Traum ist es, ein berühmter Basketballspieler zu werden und den ganzen Großmäulern da draußen zu beweisen, dass er es draufhat, trotz schäbiger Klamotten und Leben im verpönten Problem-Bezirk. Als er jedoch eher zufällig an einem Laufftraining teilnimmt und dort gleichauf mit dem Besten landet, rekrutiert ihn der Trainer spontan für die Laufmannschaft. Aber ist Ghost dem wirklich gewachsen?

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich fand Leichtathletik als Sport schon immer spannend. Besonders prestigeträchtig ist da natürlich der 100 Meter-Lauf, der eine einzigartige Faszination ausübt. An Ghosts Seite tauchen wir ein in die Welt des Leistungssports, des Adrenalinkicks, aber auch in das Leben eines schwarzen Jungen, dessen soziales Umfeld ihm alles andere als einen guten Start ins Leben ermöglicht. So ist Jason Reynolds Buch nicht nur spannend und humorvoll, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Sozialkritik versehen, die es zu einem wirklich lesenswerten Jugendbuch macht.    

Ghost ist dabei zunächst einmal etwas gewöhnungsbedürftig :-) Er wirkt anfangs recht überheblich und denkt, dass er in vielen Sachen besser ist als die anderen. Nun ja, im Laufen mag das auch stimmen, aber auch hier überschätzt er sich doch und wird von seinem resoluten Trainer schnell in die Schranken verwiesen. Auch von Disziplin und Durchhaltevermögen, welches der Leistungssport erfordert, besitzt Ghost anfangs nicht allzu viel. Schnell rennen, ja, das kann er, aber vor allem wegrennen. So lernen wir ihn als naiven Jungen kennen, dem Usain Bolt zum Beispiel kein Begriff ist und der lieber gern einen leichten Ausweg nimmt als sich seinen Problemen zu stellen. Aber er hat sein Herz, trotz einiger seiner Taten, am rechten Fleck und so fiel es mir nicht schwer, mit ihm mitzufühlen.

Die Geschichte liest sich sehr ehrlich und lebensnah. Und schaut man sich Jason Reynolds Lebenslauf an, ist auch klar warum: er selbst war zu Schulzeiten Mitglied in einer Laufmannschaft und kennt die schweißtreibenden Übungen, die der Trainer Ghost absolvieren lässt. Auch er musste in seiner Jugend einige schlimme Dinge miterleben und spricht so wirklich authentisch die Lebenwelt vieler Jugendlichen an und hat ein Gespür für ihre Ängste und Träume. Themen wie Kinderarmut, Ausgrenzung und das Erleben von Gewalttaten klingen zwar nicht gerade nach einer Wohlfühlgeschichte, aber obwohl diese Aspekte hier angesprochen werden, liest sich die Geschichte nicht deprimierend, denn sie zeigt auch den positiven Effekt von Freundschaft, harter Arbeit und dass es nicht vergebens ist, nach Besserem zu streben.

Ghosts Geschichte ist die erste aus der "Läufer"-Reihe von Reynolds und so führt er nebenbei auch schon Ghosts Teammitglieder ein, die in den nächsten Büchern die Hauptrolle übernehmen werden und deren Hintergrundgeschichten allesamt ähnlich intensiv wie die von Ghosts klingen. Ich jedenfalls bin schon gespannt auf das nächste Buch :-)

Mein Fazit: Mit "Ghost: Jede Menge Leben" bietet uns Jason Reynolds ein spannendes und realistisches Jugendbuch mit wichtiger Botschaft: Gib dich nicht auf! Halte an deinen Träumen fest, streng dich an und wachse so über dich hinaus. Wer Wert auf realitätsgetreue Jugendbücher legt, sollte hier einen genaueren Blick darauf werfen.

Gebundene Ausgabe | 224 Seiten | dtv Verlag | Übersetzung: Anja Hansen-Schmidt | Hier kaufen*



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2 Kommentare:

  1. Super, ich hatte das Buch sowieso schon auf meiner innerlichen Merkliste. Ich glaube, jetzt wandert es dann auch tatsächlich auf meinen Wunschzettel.
    Schön, dass es dich so überzeugen konnte.

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    1. Hi Tine,
      na dann solltest du unbedingt mal bei meinem Bericht zum Meet&Greet mit Jason Reynold reinschauen, da verlose ich das Buch nämlich :-)

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