Hidden Lies: Mein Geheimnis kann dich töten - Super spannende und emotionale Post-Apokalypse

Heute möchte ich euch eine total fesselnde Jugend-Postapokalypse aus deutscher Feder empfehlen: Hidden Lies - Mein Geheimnis kann dich töten von Charlotte Richter. Erfahrt hier, was mich daran so begeistert hat:

Gebundene Ausgabe | 448 Seiten | Arena Verlag | Altersempfehlung: ab 14 Jahre


"Ich wünschte nur..." Ich konnte nicht weitersprechen.
Morna wischte sich eine rote Locke aus der Stirn. "Das wünschen wir uns alle, Kara." Ihre Stimme begann an den Rändern zu bröckeln. "Dass nichts davon passiert wäre. Oder wir wenigstens irgendwo hingehen könnten, wo niemand ahnt, wer wir sind. Ich will es nicht immer wieder in den Blicken der anderen sehen. Ich weiß selbst, dass ich ein Monster war."
Was wir nicht wussten: Wie damit leben? Mit der Schuld, der Scham, dem schwarzen Makel an unserem Handgelenk, der allen zeigte, was wir waren, in der Schule, auf der Straße, beim Einkaufen, überall. (S. 9)

Seit das aggressive Virus Morbus Shade die Menschheit befallen hat, ist die Welt in zwei Lager geteilt: Infizierte und Gesunde. Kara gehört zu denen, die das Virus in sich tragen, welches sie in besinnungslosem Wahn Mitmenschen angreifen lässt, das sie aber dank eines Medikaments unter Kontrolle hat. Doch um bei ihrer Familie in einem der geschützten Gebiete leben zu dürfen, darf niemand davon erfahren. Auch nicht Adrian, mit dem Kara eine zögerliche Freundschaft und bald schon immer mehr verbindet. Doch Adrian hat durch Morbus Shade fast seine ganze Familie verloren und engagiert sich aktiv am Kampf gegen die Infizierten. Und das Medikament neigt sich langsam dem Ende zu... 

Was für ein krasses Jugendbuch hat Charlotte Richter hier bitte geschrieben?! Hidden Lies nimmt uns mit in eine postapokalyptische Welt, in der ein Virus die Infizierten in einen grausamen Gewaltrausch stürzt und so fast für die Auslöschung aller Menschen gesorgt hat. In dieser Welt müssen Gesunde und Infizierte nun lernen, miteinander zu leben. Wie gut das klappt, können wir hautnah an der Seite einer Infizierten erleben, und ich muss echt sagen, dass ich schon lange kein so spannendes und emotional aufwühlendes Buch mehr gelesen habe. 

Die Geschichte wird aus Karas Sicht erzählt, einem siebzehnjährigen Mädchen, das gerade erst aus der Quarantäne entlassen wurde. Dank eines Medikaments ruht das Virus nun in ihrem Körper. Doch statt mit den anderen Infizierten in eines der Wohnheime gebracht zu werden, darf Kara aufgrund eines Deals mit ihrer einflussreichen Mutter in ihr Zuhause zurückkehren. Einzige Voraussetzung: sie darf niemandem erzählen, dass sie infiziert ist. Und das wird mit jedem Tag schwerer. Besonders Adrian gegenüber, für den sie immer stärkere Gefühle entwickelt.

Charlotte Richter zeichnet hier ein sehr realistisches Bild einer Post-Apokalypse, in dem die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren, aber auch so selbstverständlichen Dingen wie warmem Wasser und Strom zusammengebrochen ist. Kein Wunder, denn es gibt kaum noch Menschen auf der Welt. Und so können die Gesunden auch nicht auf die Arbeitskraft der Infizierten verzichten, egal wie sehr sie sie verabscheuen.

Das Buch hat mich auf so vielen Ebenen total mitgerissen. Einerseits ist die Geschichte hochemotional und ich habe unheimlich mit Kara mitgelitten. Noch vor wenigen Monaten war sie ein ganz normales Mädchen, welches nun von heftigen Schuldgefühlen geplagt wird, und das nicht nur, weil sie die Menschen in dem Schutzgebiet hinters Licht führt - besonders Adrian, der eine deutliche Abneigung gegen Infizierte hegt - sondern auch wegen dem, was sie in ihrer Zeit als aktiv Infizierte getan hat. Dazu kommen noch die Reaktionen ihrer Familie, allen voran ihr kleiner Bruder und ihr Vater, die ängstlich auf Karas Anwesenheit reagieren und nicht wissen, wie sie mit ihr umgehen sollen. Aber auch miterleben zu müssen, wie mit den Infizierten umgegangen wird, die separiert von den Gesunden leben und ihre "Schuld" an der Gesellschaft durch Arbeit wiedergutmachen sollen, hat sich richtig beklemmend gelesen.

Das Interessante ist hier, dass man beide Positionen verstehen kann - wirklich jeder Mensch hat durch die Infizierten Familie oder Freunde verloren und Entsetzliches erlebt, was wir durch Einblick in das Innenleben verschiedener Protagonisten mitkriegen. Das Bedürfnis, die Infizierten also möglichst weit weg zu wissen oder am besten gleich einzusperren, selbst wenn dank eines Medikaments das Virus in ihnen nicht ausbricht, ist da nur verständlich. Diese ganzen Vorbehalte und Anfeindungen gegen Infizierte haben mich sehr stark an den Umgang mit HIV Infizierten in den Anfangsjahren des Bekanntwerdens der Krankheit erinnert, weshalb sich das Buch auch trotz der fiktiven Handlung sehr realistisch angefühlt hat.

Andererseits ist die Geschichte an sich auch unheimlich spannend und ich habe atemlos an den Seiten geklebt. Da Karas Mutter als Wissenschaftlerin an der Erforschung des Medikaments gegen Morbus Shade beteiligt ist, kriegen wir schon gleich zu Beginn mit, dass die Vorräte nicht mehr lange ausreichen und man verzweifelt nach einer Alternative forscht. Und so steht über allem die Frage: wie soll es weitergehen, wenn es kein Medikament mehr gibt? Im Laufe der Geschichte spitzt sich die Lage immer mehr zu und die Autorin bietet uns ein sehr aufwühlendes, dramatisches Finale, welches mich total mitgerissen hat.

Wenn ihr also auf postapokalyptische Geschichten mit vielschichtigen Charakteren und emotionalem Tiefgang sucht, dann kann ich euch Hidden Lies wirklich nur ans Herz legen.

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